Internationaler Markt
Die Ölpreise legten in der Nacht wieder ordentlich zu. Im Schnitt gewannen sie drei Prozent an Wert. Russland bietet sich derzeit als Ursache für fast alle Destabilisierungen im globalen Wirtschaftssystem an, natürlich und vorzugweise auch im Ölkomplex. In diesem Fall war aber ein Drohnenangriff von Huthi-Rebellen auf saudische Ölanlagen der vermutlich einflussreichere Impuls.
Bei den insgesamt sechs Attacken wurden eine Raffinerie und zwei Erdgasanlagen beschädigt. An der Raffinerie musste die Produktion vorübergehend gedrosselt werden. Das soll aber keine Auswirkung auf die Lieferfähigkeiten haben. Die fehlenden Mengen können vollständig aus Lagerbeständen ersetzt werden. Der schwerwiegendste Vorfall an den Gasanlagen war der Brand eines Tanks. Er soll nach kurzer Zeit unter Kontrolle gebracht worden sein.
Während Russland seinen verbrecherischen Krieg gegen die Ukraine fortsetzt, wächst der Druck auf die OPEC-Allianz die Ölproduktion zu steigern. Mittlerweile schlossen sich viele Länder der seit Monaten wiederholt formulierten US-amerikanischen Forderung nach mehr Öl an. Angesichts der Tatsache, dass Russland neben Saudi-Arabien das wichtigste Mitglied der Allianz ist, wird der Fortbestand der gesamten Gruppe infrage gestellt. Bei der UN-Resolution gegen den Krieg Russlands in der Ukraine haben sich diverse Alliierte, so auch Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate, gegen Russland positioniert. Kein einziges Land der Allianz steht auf russischer Seite. Es ist also gut möglich, dass die OPEC-Allianz in Kürze ohne Russland weiter agiert. Das würde die Aussicht auf mehr Öl theoretisch erhöhen.
Mehr Öl von der OPEC würde allerdings zunächst eher die Drosselung russischer Ölmengen für den Weltmarkt vorantreiben. Einen vollständigen Ersatz der russischen Anteile durch die OPEC kann es nicht geben. Die Mitglieder verfügen nicht über entsprechende Kapazitäten. Derzeit wären ohnehin nur Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate in der Lage, Öllieferungen aufzustocken. Größere Teile der notwendigen Ersatzmengen müssten von unabhängigen Staaten kommen. Unter ihnen verfügen die USA und Kanada über die vielversprechendsten Möglichkeiten.
Hierzulande wird gern über den Ersatz russischer Öl- und Gaslieferungen durch Solar- und Windstrom schwadroniert. Das war bis vor kurzem auch noch aus Regierungskreisen zu hören. Mittlerweile wird das Thema dort realistischer betrachtet. Dem Wirtschaftsminister ist klar, dass ein solcher Ersatz in absehbarer Zeit unmöglich ist. Das ergibt sich sofort durch einen Mengenvergleich. Alle Öl- und Gasimporte aus Russland haben ein summarisches Energieäquivalent von rund 850 TWh. Aktuell liefert das gesamte Aufkommen von Solar- und Windstrom in Deutschland rund 180 TWh. Es wurde über Jahrzehnte aufgebaut. Der weitere Ausbau ist immer größeren bürokratischen Hürden ausgesetzt. Auf dieser Basis ist nicht an eine kurzfristige Vervierfachung regenerativen Stroms zu decken. So sehr man das Zerplatzen des Traums bedauern mag, so begrüßenswert ist die schnelle Akzeptanz der Realität durch die neue Regierung. Diese Klarheit erlaubt die Verbesserung politischen Verhaltens gegenüber der Vorgängerregierung.
Während in Europa um die Umlenkung der Energieströme gerungen wird, beschäftigt sich China mal wieder mit Corona. Die Null-Covid-Direktive erzwingt erneute flächendeckende Lockdowns. Das wird die angeschlagenen Lieferketten zwar weiter destabilisieren, es entspannt aber andererseits die Nachfrage nach Öl. Dieser Umstand könnte uns noch zugutekommen.
Heute Morgen verschärfen die Notierungen an den Ölbörsen ihren Aufwärtsdrang. Das betrifft insbesondere Gasöl. Es handelt sich dabei um das Vorprodukt.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 109,25 Dollar und das Barrel Brent zu 111,82 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 1158,25 Dollar . Der US-Dollar kostet 0,9048 Euro . Damit kostet der Euro 1,1053 Dollar . Die Pfeile hinter den Zahlen geben die Veränderung zum Handelsauftakt des Vortages an.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise steigen wieder. Das ist in der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zwar kaum zu erkennen. Die durchschnittliche Erhöhung um rund zwei Euro pro 100 Liter gegenüber Freitag bei einer Bestellmenge von 3.000 Liter war aber bis vor kurzem noch ein Hingucker. Jetzt kann man diese Erhöhung als Wendesignal verstehen. Die spekulative Übertreibung der ersten Teuerungswelle ist durch den Preisrückgang in der letzten Woche weitgehend bereinigt. Nun wird wieder vermehrt Angebot und Nachfrage bepreist.
Im Binnenmarkt für Heizöl ist das Bestellaufkommen aufgrund der extrem hohen Preise fast zum Erliegen gekommen. Stattdessen gibt es noch Hoffnung auf tiefere Preise. Die wird aber mit jeder Teuerungsstufe schwinden. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere einem bemerkenswerten Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wenn Sie Heizöl benötigen, sollten Sie präventiv kaufen. Es muss keine komplette Füllung des Tanks sein.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser. Weitere Informationen.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.