Internationaler Markt
Nach fünf aufeinander folgenden Wochen rückläufiger Gasölnotierungen ist die Serie gerissen. Die letzte Woche endete mit einem deutlichen Plus für das Produkt, aus dem im weiteren Prozessverlauf Heizöl wird. Beim Rohöl ging die Serie bereits eine Woche früher zu Ende. Trotz des unterschiedlichen Timings ist der relative Preisunterschied zwischen Gasöl und Heizöl recht gering. Es war zu erwarten, dass der flotte Preisrückgang, der den Notierungen ein Mehrjahrestief bescherte, seinem Ende zugeht. Nicht zu erwarten ist indes, dass der gesamte Abgang alsbald annulliert wird. Vielmehr dürfte nun eine Phase der Konsolidierung folgen. Dabei wird es zu Preisschwingungen um das gegenwärtige Niveau kommen.
Zwischen Rohöl und Gasöl liegt die Raffinierung des Energieträgers. Die war in den letzten Jahren recht teuer. Die Branche erlebte einen Superzyklus mit hohen Margen und Gewinnen. Angetrieben wurde der durch die gestiegene Nachfrage nach der Corona-Pandemie und durch kriegsbedingte Lieferunterbrechungen. Dieser Zyklus scheint nun zu enden. Der Schluss liegt nahe, da die weltweiten Raffineriemargen mittlerweile stark gesunken sind. In Asien fielen die Margen auf den niedrigsten Stand seit 2020. In den USA und Europa sind die Gewinne nach zwei Rekordjahren deutlich zurückgegangen. Besonders in Europa brachen die Margen für Benzin und Diesel stark ein.
Die Gründe für diesen Rückgang liegen in der allgemeinen Nachfrageschwäche, die besonders in China adressiert wird, sowie im Ende der sommerlichen Fahrsaison, dem traditionell niedrigere Margen zugeschrieben werden. Zusätzlich hat die Inbetriebnahme neuer Raffineriekapazitäten in Nigeria, im Oman und in Kuwait den Wettbewerb angefacht. Dadurch werden vor allem kleine Raffinerien in Europa stark belastet. Für Raffineriebetreiber bleiben die Aussichten im kommenden Jahr negativ, da sowohl die Nachfrage als auch der Wettbewerb nichts Gutes erwarten lassen. Einzig das Rohölangebot dürfte üppig ausfallen, selbst wenn die OPEC-Plus die angekündigte Produktionserhöhung nicht realisieren sollte.
Zum guten Ölangebot trägt das vom Westen sanktionierte Russland übrigens einiges bei. Das ist nicht zuletzt dem Umstand geschuldet, dass die sogenannte Schattenflotte, die für den Transport russischen Öls genutzt wird, durch Sanktionen nicht aufzuhalten ist. Trotz der Maßnahmen wurden seit August mindestens zwölf sanktionierte Tanker mit russischem Öl beladen. Die Zahl dieser Schiffe wird immer größer. Moskau kann den Westen offensichtlich erfolgreich aushebeln und das Konzept der Schattenflotte auch auf den Transport von Flüssigerdgas anwenden. Die anfängliche Skepsis der Käufer gegenüber dieser Flotte hat sich gelegt, da keine Strafen verhängt wurden, als die ersten Lieferungen problemlos abgewickelt waren. Dies hat das Vertrauen der Abnehmer gestärkt.
Russische Anbieter sind so sicher, dass der Westen nur blufft und keine Konsequenzen drohen. Sie haben mittlerweile ihre Tarnungsstrategien früherer Transporte, wie das Umladen auf See oder das Verstecken der Schiffspositionen, aufgegeben. Dadurch haben sie die Lieferzeiten nennenswert verkürzt und die Kosten gesenkt. Während die USA sich bemühen, ihre Sanktionen zu verschärfen, bleibt der Erfolg fraglich. Länder wie Indien kaufen weiterhin günstiges russisches Öl, und Russland arbeitet daran, europäische Versicherungsverbote zu umgehen.
China scheint spürbare Schritte gegen die Wirtschaftsschwäche einzuleiten. Offenbar steht dort eine besondere Pressekonferenz der drei führenden Finanzaufsichtsbehörden bevor. Es handelt sich um die Behörden für Banken- und Versicherungsaufsicht, die für die Wertpapieraufsicht und die Zentralbank. Dies deutet darauf hin, dass China möglicherweise eine Änderung seiner Geldpolitik plant und neue Maßnahmen zur Unterstützung der Wirtschaft bekannt geben wird. Nachdem die Zentralbank im Juli die Zinsen gesenkt hat und die US-Notenbank gerade einen Zinsschritt lanciert hat, wird in China nun mit einer weiteren Zinssenkung gerechnet. Sollte das geschehen, dürfte der Ölpreis Auftrieb bekommen, denn Chinas Wirtschaft hängt stark von Öl ab. Ihr Wachstum erhöht die Ölnachfrage. Dass das zu einem nachhaltigen Preisanstieg führt, darf allerdings bezweifelt werden.
Preisanstieg bleibt derzeit selbst als Folge der heftigen Auseinandersetzungen im Nahen Osten aus. Dort ist immerhin der ölreiche Iran implizit involviert. Dennoch sinken die Ölnotierungen an den Börsen heute Morgen. Sie sind zwar noch nicht unter die Tiefstpreise vom Freitag gefallen. Es sieht aber so aus, als könnten sie das heute noch schaffen. Die Bewegung ist jedenfalls heftig.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 70,90 Dollar und das Barrel Brent zu 74,38 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 663,00 Dollar . Der US-Dollar kostet aktuell 0,9014 Euro . Damit kostet der Euro 1,1087 Dollar . Die Pfeile hinter den Zahlen geben die Veränderung zum Handelsauftakt des Vortags an.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise haben vergangene Woche ordentlich zugelegt, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Aktuell stehen sie still. Damit hinken sie dem Börsenverkauf hinterher. Das ist normal, weil derartig kurzfristige Ereignisse nicht direkt bepreist werden können, denn der Handel deckt sich nicht stündlich mit Heizöl ein. Die Trendkanäle in den verschiedenen zeitrelevanten Darstellungen weisen trotz des jüngsten Preisanstiegs weiterhin abwärts. Es deutet wenig darauf hin, dass sich das alsbald ändern sollte. Träume von günstigeren Preisen bleiben daher erlaubt.
Die Heizölnachfrage im Binnenmarkt ist preisbedingt zurückgegangen. Die Hoffnungen auf günstigere Heizölpreise lebt auf kleinerer Flamme fort. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf gerade noch hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem ordentlichen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Es wird wahrscheinlich wieder bessere Preise geben, aber vorher droht weiterer Anstieg.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.