Internationaler Markt
Der Anstieg der globalen Rohölpreise ging gestern weiter. Im Moment kostet Brent-Rohöl 81 Dollar je Barrel. Das ist der höchste Wert seit April.
Am Vormittag sah es zunächst nach einer Trendumkehr aus, als die Internationale Energieagentur (IEA) in ihrem Monatsbericht die Nachfrageprognose für dieses Jahr zum ersten Mal kürzte. Sie erwartet nun einen Anstieg um 2,2% auf 102,1 Mio. Barrel pro Tag. Davon verbraucht Deutschland im Moment 2,1 Mio. Barrel pro Tag, also etwa zwei Prozent des globalen Bedarfs. Zwei Drittel des globalen Mehrverbrauchs in diesem Jahr werden in China erwartet, so die IEA, während die Ölnachfrage in Europa erneut schrumpfen sollte.
Neben den USA trägt in diesem Jahr ausgerechnet der Iran am stärksten zur Beruhigung der Ölmärkte bei. Die Produktion und die Exporte liegen dort auf dem höchsten Stand seit Jahren. Abgesehen von den USA kann voraussichtlich kein anderes Ölland seine Exportmengen in diesem Jahr so stark ausweiten.
In der zweiten Tageshälfte setzte Rohöl jedoch seinen Höhenflug fort. Die Aktienmärkte feierten den verbesserten Zinsausblick. Hinzu kommen neue Probleme beim Ölangebot.
In Nigeria legt ein mögliches Leck ein großes Ölexportterminal des Ölkonzerns Shell lahm. Zahlreiche Ölfelder in Libyen stellten nach Protestaktionen und Streiks den Betrieb ein. Auslöser ist anscheinend die Entführung eines Politikers durch staatliche Behörden in Tripolis. Die vor allem nach Stammeszugehörigkeit organisierten Koalitionen und Loyalitäten sowie die ständige Einmischung ausländischer Mächte lassen das Land nicht zur Ruhe kommen. Immer wieder droht ein Bürgerkrieg zwischen den verschiedenen Fraktionen wieder aufzuflammen.
Addiert man zu diesen ungeplanten Förderausfällen die geplanten Förderkürzungen in Saudi-Arabien und in Russland steuert der Ölmarkt in der zweiten Jahreshälfte auf ein Angebotsdefizit zu. Die Lager werden schrumpfen, was wiederum Druck auf die Ölpreise ausüben wird.
Die zahlreichen Probleme beim Ölangebot und der etwas verbesserte Zinsausblick stützen die Ölpreise weltweit. Eine Preisrallye ist dennoch nicht in Sicht. Auch heute startet der Ölhandel nach einem festen Start eher verhalten.
Brent-Rohöl kostet derzeit 81,15 US-Dollar je Barrel . Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 76,73 US-Dollar je Barrel . Rotterdamer Gasoil notiert bei 755,00 Dollar je Tonne . Der US-Dollar ist 0,8916 Euro wert . Damit steht der Euro bei 1,1213 Dollar . Die Pfeile zeigen die Veränderung der Preise im Vergleich zum gestrigen Handelsauftakt.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise bleiben auch heute stabil. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen wie schon die ganze Woche einen landesweiten Durchschnittspreis von 91 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Die Trendkanäle verdeutlichen die Fortsetzung der Seitwärtsbewegung.
Dafür ist vor allem Gasoil verantwortlich, das Vorprodukt der Raffinerien für Heizöl und Diesel. Dort sind die Preise gegenüber gestern angesichts der schwachen Nachfrage sogar gesunken. Die höheren Rohölpreise, also die Einkaufspreise der Raffinerien, schlagen daher nicht auf den Heizölmarkt in Westeuropa durch. Auch hat der Euro erneut gegenüber dem Dollar an Wert gewonnen.
Die stabilen Preise sind offenbar Grund genug für zahlreiche Bestellungen. Einen Kaufrausch gibt es nicht, aber die Bestellaktivität liegt auf einem leicht überdurchschnittlichen Niveau.
Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, bleibt auf der zweithöchsten Stufe. Auch bei der Markteinschätzung hat sich nur wenig verändert. Knapp ein Drittel der Voten setzt in der täglichen Lesereinschätzung auf steigende Heizölpreise.
Der Ölmarkt rechnet mittlerweile mit einer knapperen Versorgungslage im zweiten Halbjahr. Wer nur noch wenig im Tank hat und nicht auf andere Heizlösungen umsteigen kann, sollte daher nicht zu lange warten.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der globalen Klimakrise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.