Internationaler Markt
Zum Wochenbeginn präsentieren sich die globalen Rohölpreise zunächst stabil. Brent-Rohöl steht am Morgen bei 82 Dollar je Barrel. Noch immer konzentrieren sich die Trader auf das Ölangebot: Wie ist die Lage in Libyen, Kanada und Kasachstan? Die Meldungen verloren in den letzten Stunden an Dramatik. Das stoppt den Ölpreisanstieg für den Moment. Im Hintergrund droht jedoch noch immer eine militärische Eskalation in der Ukraine.
Anders in Nordafrika. Dort entspannt sich die Lage. Im Osten Libyens konnte eine wichtige Pipeline repariert werden. Die Produktion des Landes soll sich daher von 0,7 auf 0,9 Mio. Barrel erholt haben. Im Westen bleiben allerdings noch vier Felder außer Betrieb. Wie schon in den letzten Monaten gibt es erneut Streit um ausbleibende Lohnzahlungen. Die örtlichen Sicherheitskräfte wollen erst nach der Auszahlung der Gelder den Zugang zu den Förderanlagen freigeben. Bis dahin bleibt die libysche Ölproduktion unter dem üblichen Wert von 1,2 Mio. Barrel pro Tag.
Auch in Kasachstan geht es schrittweise voran. Die Lage am Feld Tengiz, dem größen Ölfeld des Landes mit einer Produktion von 0,7 Mio. Barrel pro Tag, scheint sich zu normalisieren. Frostwellen in Kanada und im Norden der USA stören jedoch nach wie vor die Ölversorgung in Nordamerika.
Das Jahr 2022 verläuft trotz dieser Meldungen völlig anders als erwartet. Die Marktprognosen im Dezember hatten sich auf die Ölnachfrage konzentriert. Die rapide Ausbreitung der Omikron-Variante sollte demnach die globale Ölnachfrage so stark bremsen, dass ein Angebotsüberschuss entsteht. Die Ölvorräte hätten sich dann rasch erholt und auf die Preise gedrückt.
Die Freigabe von staatlichen Ölreserven in den USA und anderen Ländern sollte der Startschuss für niedrigere Preise an den Tankstellen und im Heizungskeller werden. Stattdessen fehlt es nun plötzlich wieder an Öl, und die psychologische Wirkung der staatlichen Ölmengen ist verpufft. Auch die Prognosen des OPEC-Kartells klingen jetzt optimistischer. Schon im Juni soll demnach die globale Nachfrage die Marke von 100 Mio. Barrel pro Tag wieder überschreiten.
Die stark angespannte Lage in Russland und der Ukraine sorgt ebenfalls für Unruhe. Im Gasmarkt herrscht schon seit Monaten Alarmstimmung, da Moskau zu wenig Gas liefert. Aber nicht nur beim Erdgas, auch bei der Ölversorgung ist Westeuropa stark von russischen Pipeline-Lieferungen abhängig. Sollten russische Truppen, die seit Monaten an der Grenze zusammengezogen werden, in die Ukraine einfallen, werden auch die Ölpreise in die Höhe schießen.
Der Ölmarkt schätzt die Risiken derzeit noch als gering ein. Die Notierungen bewegen sich zum Wochenbeginn nur wenig. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht aktuell bei 79,20 US-Dollar je Barrel . Die Nordseesorte Brent kostet 82,10 US-Dollar je Barrel . Rotterdamer Gasöl notiert bei 717,00 Dollar je Tonne . Der US-Dollar ist 0,8829 Euro wert . Damit steht der Euro bei 1,1324 Dollar . Die Pfeile zeigen die Veränderung der Preise im Vergleich zum Handelsauftakt am Freitag.
Nationaler Markt
Die deutschen Heizölpreise steigen am Morgen leicht an. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am frühen Morgen einen landesweiten Wert von durchschnittlich 86,35 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Die etwas schwächeren Rohölpreise entlasten zwar, aber das wird durch höhere Margen der Raffinerien mehr als ausgeglichen.
Die Bestellaktivität ist relativ gering. Die hohen, aber relativ stabilen Preise sorgen für eine ruhige Marktlage. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, stieg an. Wer ordern will, zögert also nicht lange. Auch das könnte eine Folge der geringen Preisschwankungen sein, zumal sich kaum jemand Hoffnung auf günstigere Preise macht. Die tagesaktuelle Lesereinschätzung zeigt, dass nur noch 49% der Kundschaft fallende Heizölpreise erwartet. Das ist ein ungewöhnlich niedriger Anteil.
Auch die Preischarts geben wenig Anlass zur Hoffnung. Kurzfristig wird im Moment aus einem fallenden Preistrend schrittweise eine Seitwärtsbewegung. Längerfristig wirkt der übergeordnete steigende Preiskorridor nach wie vor extrem stabil.
Was tun? Die Heizölpreise bewegen sich im Moment in eher ruhigen Bahnen. Trotzdem schwelen erhebliche Preisrisiken im Markt. Für die nächsten Wochen spricht mehr für steigende als für fallende Preise.
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