Internationaler Markt
Die internationalen Rohölpreise legten gestern zunächst weiter zu. Optimistische Konjunkturprognosen für China verstärkten den Trend am Vormittag. Bei knapp 85 Dollar je Barrel lief die Bewegung jedoch aus.
Schwache Aktienmärkte und der erneute Abbau von spekulativen Preiswetten zogen Öl wieder nach unten. Am heutigen Morgen steht Brent-Rohöl knapp über 83 Dollar je Barrel.
Der Blick richtet sich jetzt vor allem auf das Ölkartell OPEC+. Beim anstehenden Meeting am Sonntag werden allerdings keine großen Kursänderungen erwartet. Schwache Preise und steigende Lagerbestände sprechen gegen eine Lockerung der Förderkürzungen.
Die Ölvorräte sind sogar um einiges höher, als es die letzten Zahlen der Tanklager vermuten lassen. Die Angriffe der Huthi-Rebellen auf die zivile Schifffahrt zwingen die Tanker nach wie vor zu weiten Umwegen um die Südspitze Afrikas. Es sind deshalb mehr Schiffe als üblich unterwegs, um die Nachfrage zu decken. Ein einziger großer Öltanker kann 2 Mio. Barrel laden. Das deckt immerhin zwei Prozent des täglichen globalen Ölverbrauchs.
Eine zumindest denkbare Verschärfung der OPEC-Förderkürzungen müsste wohl allein von Saudi-Arabien geschultert werden. Doch das erscheint eher unwahrscheinlich, denn die entstehende Lücke wird dann von den üblichen „Cheatern“ sofort geschlossen – also Irak und Russland. Vor allem Moskau ist nie um eine Ausrede verlegen, wenn es darum geht, die Überschreitung der eigenen Quoten zu begründen. Und sollte eine saudische Hauruck-Aktion die Preise tatsächlich nach oben treiben, würde das die Nachfrage wohl noch schwächer machen als sie ohnehin schon ist.
Deutlich dynamischer geht es derzeit in den Vorstandsetagen der westlichen Ölkonzerne zu. Das Karussell der Mega-Übernahmen dreht sich seit dem letzten Jahr ohne Unterlass. Nach den Rekordgewinnen der letzten Jahre wissen die Ölmultis nicht mehr, wohin mit dem ganzen Geld. Gestern verkündete ConocoPhillips, die Nr. 3 im amerikanischen Ölmarkt, dass sie Marathon Oil für 22,5 Mrd. Dollar übernehmen wollen, einen der größten Produzenten von Schieferöl. Vor einigen Monaten hatte Exxon den Konkurrenten Pioneer gekauft, gefolgt von Chevron, die für 53 Mrd. Dollar den Ölmulti Hess übernehmen wollen.
Wegen des amerikanischen Feiertags am Montag erscheint der Wochenbericht des US-Energieministeriums erst heute. Die Vorabschätzung des Branchenverbandes API deutet auf einen Abbau der Rohöllager und einen Aufbau bei den Heizöl- und Dieselvorräten. Doch das kann die Stimmung an den Ölbörsen offenbar nicht drehen.
Aktuell kostet Brent-Rohöl 83,32 US-Dollar je Barrel . Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 78,98 US-Dollar je Barrel . Rotterdamer Gasoil notiert bei 746,00 Dollar je Tonne . Der US-Dollar ist 0,9264 Euro wert . Damit steht der Euro bei 1,0791 Dollar . Die Pfeile zeigen die Veränderung der Preise im Vergleich zum gestrigen Handelsauftakt.
Nationaler Markt
Der deutsche Heizölmarkt folgt den schwachen Vorgaben aus den internationalen Märkten und wird wieder billiger. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von 96,5 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Der deutliche Preisrutsch beim Rotterdamer Gasoil zeigt, dass die Lager der Händler nach wie vor gut gefüllt sind. Gasoil ist das Vorprodukt der Raffinerien für die weitgehend identischen Produkte Heizöl und Diesel.
Die Heizölpreise bleiben damit in Sichtweite des Jahrestiefs. Die Verbraucher nutzen die Gunst der Stunde. Die Zahl der Bestellungen ist schon seit mehreren Tagen ungewöhnlich hoch. Der leichte Preisanstieg erhöht sogar den Kaufdruck, da unklar ist, wie lange das Preistief anhalten wird.
Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steht passend dazu auf der zweithöchsten Stufe. Ebenso ins Bild passt, dass die Zahl der Preisoptimisten allmählich schrumpft. Nur noch 70 Prozent der Voten erwarten in der täglichen Lesereinschätzung einen Preisrutsch. Letzte Woche waren es noch 90 Prozent.
Wenige Tage vor dem Kartelltreffen ist es nicht überraschend, dass viele Verbraucher auf das unerwartet niedrige Preisniveau reagieren. Auch bei flauer globaler Ölnachfrage gibt es bei den Preisen nicht mehr viel Spielraum nach unten. Wer Risiken aus dem Weg gehen will, sollte mit seiner Bestellung nicht zu lange warten.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und steigender CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.