Internationaler Markt
Die Ölpreise korrigierten gestern abwärts und gaben ein Drittel ihres jüngsten Anstiegs ab. Brent-Rohöl sank deutlich unter die 80-Dollar-Marke je Barrel.
Die Marktteilnehmer blickten nach einer Woche, in der die Eskalation im Nahen Osten das bestimmende Thema war, auch wieder auf andere Faktoren. Da aus China noch immer Konkretes zu den geplanten Konjunkturmaßnahmen fehlt, setzten sich preisdämpfende Nachfragesorgen im Tagesverlauf durch, vor allem, weil gleichzeitig in Libyen nach einer längeren Blockade inzwischen alle Ölfelder und Exportterminals wieder in Betrieb sind und dem Weltmarkt damit künftig große Mengen Öl zur Verfügung stehen.
Die nach wie vor große Unsicherheit im Nahostkonflikt verhinderte bisher allerdings einen noch deutlicheren Abwärtslauf. Ein Vergeltungsschlag Israels, der iranische Ölanlagen treffen könnte, ist bislang ausgeblieben. Das senkt die Risikoprämie an ICE und NYMEX. Dennoch kann eine erneute Eskalation die Ölpreise jederzeit wieder in die Höhe treiben.
Heute gilt die Aufmerksamkeit neben dem EIA-Monatsbericht und den wöchentlichen Ölmarktdaten aus den USA auch den Auswirkungen von Hurrikan Milton:
Die EIA, Statistikbehörde im US-Energieministerium, senkt ihre Rohöl-Preisprognosen im aktuellen Monatsbericht sowohl für das laufende Gesamtjahr als auch für das kommende Jahr. Bei Brent korrigierte die Behörde ihre Schätzung für 2025 um 6,50 Dollar nach unten auf 77,59 Dollar je Barrel. Das Ölnachfragewachstum senkte die EIA für 2024 und für das 1. Quartal 2025 im Vergleich zum Vormonatsbericht leicht. Der im kommenden Jahr erwartete Angebotsüberschuss, der schon heute am Ölmarkt dämpfende Impulse setzt, dürfte laut EIA in erster Line auf eine schwächere Nachfrage zurückzuführen sein.
Der vorläufige US-Ölbestandsbericht des Branchenverbandes API aus der vergangenen Nacht weist einen extremen Anstieg der landesweiten Rohölvorräte aus. Das ist ein klar preisdämpfender Faktor, der allerdings einer Bestätigung durch den offiziellen Wochenbericht des US-Energieministeriums DOE bedarf, den die Trader am Nachmittag erwarten.
Hurrikan Milton hat im Golf von Mexiko bislang lediglich an einer Ölplattform zu einem vergleichsweise geringen Produktionsausfall von 65.000 Barrel pro Tag (B/T) geführt. Das Zentrum der US-Ölanlagen im Golf von Mexiko liegt außerhalb der Route, die der Hurrikan mit der stärksten Kategorie 5 eingeschlagen hat. Meteorologen erwarten bei seinem Landgang in Florida in der Nacht zu Donnerstag allerdings eine massive Springflut und Regenfälle, auch wenn Milton sich bis dahin auf die Stärke 3 abgeschwächt haben soll. Ölinfrastruktur ist daher bereits abgeschaltet. Die Marktteilnehmer warten die weitere Entwicklung ab.
Die Notierungen an den Ölbörsen starten etwas oberhalb ihrer gestrigen Tagestiefs und bewegen sich seitwärts. Das Barrel der US-Rohölsorte WTI (West Texas Intermediate) steht aktuell bei 74,07 Dollar . Brent kostet 77,68 US-Dollar das Barrel . Eine Tonne Gasöl wird zu 703,00 Dollar gehandelt . Der US-Dollar kostet heute Morgen 0,9122 Euro . Damit ist der Euro für 1,0961 Dollar zu haben . Die Pfeile zeigen die Veränderung der Preise im Vergleich zum Handelsauftakt des Vortages an.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise drehen heute Morgen in die Abwärtsrichtung. Sie nehmen die gestrige Preiskorrektur am internationalen Ölmarkt auf. Die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt zur Stunde im Binnenland einen Durchschnittspreis von rund 98,60 Euro je 100 Liter (Standardlieferung 3.000 Liter).
Die neue Eskalationsstufe im Nahen Osten hatte die Heizölpreise im Schlepptau der globalen Ölbörsen in den letzten 7 Tagen steigen lassen. Das Bestellaufkommen, aber auch die Hoffnung auf niedrigere Preise ging zeitgleich zurück.
Das Schwarm-O-Meter für Heizöl zeigt heute früh nur eine mittlere Kaufbereitschaft. Es misst die tatsächlich aufgegebenen Bestellungen nach einer Preisanfrage. In der tagesaktuellen Lesereinschätzung erwarten 62 Prozent der befragten Heizölkunden künftig sinkende Preise. Das ist ein vergleichsweise niedriger Wert.
Orientierungshilfe für alle Unentschlossenen: Da die Ereignisse in Nahost derzeit keine direkten Auswirkungen auf die Ölversorgung haben, ist eine leichte Preisentspannung eingetreten. Das geopolitische Risiko verunsichert den Ölmarkt allerdings weiterhin. Sollte die Lage erneut eskalieren, kann das jederzeit zu einem steilen Anstieg führen. Gleichzeitig geben aktuelle Marktprognosen ein Signal für mittelfristig niedrigere Preise. Wer zeitnah Heizöl bestellen möchte, bringt sich an einem Tag mit sinkenden Heizölpreisen auf die sichere Seite. Wer Zeit zum Spekulieren hat, sollte die Entwicklung eng beobachten.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.