Internationaler Markt
Der Schwächeanfall dauerte nur einen Tag. Schon gestern kehrte Brent-Rohöl wieder in den Aufwärtstrend zurück. Heute Morgen steht der Rohölpreis bei deutlich über 85 Dollar je Barrel und damit zwei Dollar höher als vor 24 Stunden. Der rasche Kurswechsel stützt die Vermutung, dass vor allem Gewinnmitnahmen für den kurzen Preiseinbruch gesorgt hatten und weniger eine veränderte Markteinschätzung der Händler.
Allerdings häufen sich seit gestern auch die preistreibenden News: Gute Konjunkturdaten aus den USA und Europa sprechen für eine weiterhin stabile Ölnachfrage. Russland und Saudi-Arabien bekräftigen, dass sie ihre zusätzlichen, über die OPEC-Beschlüsse hinausgehenden Förderkürzungen im September und vielleicht sogar auch im Oktober fortsetzen wollen.
Das war zwar so erwartet worden, aber die Statements geben dem Ölpreisanstieg zusätzlichen Schub. Die realen Auswirkungen auf den Ölmarkt werden noch lange unklar bleiben. So könnte z.B. die Ölproduktion dennoch unverändert bleiben. Eventuell werden nur die Lagerbestände auf dem Weg Richtung Verbraucher in Rotterdam oder Singapur aufgestockt. Bei den sanktionsbelegten russischen Ölexporten ist es ohnehin schwierig, den Überblick zu behalten.
Trotzdem ist der Ölpreisanstieg kein Selbstgänger. Er baut darauf, dass der globale Ölmarkt für den Rest des Jahres unterversorgt bleibt. Das ist bereits eingepreist, aber belastbare Daten gibt es erst mit einiger Verspätung.
Im amerikanischen Ölmarkt hängt die Bilanz nicht zuletzt davon ab, wann Washington damit beginnt, die strategischen Ölreserven wieder aufzufüllen. Präsident Biden hatte einen großen Teil davon auf den Markt geworfen, um den Ölpreisanstieg nach dem Start des russischen Überfalls auf die Ukraine abzufedern. Jetzt wurde der Start der Rückkäufe erst einmal verschoben. Das entlastet den Ölmarkt.
Auch die Disziplin im OPEC+ Kartell bleibt eine Variable. Heute beraten die Kartellstaaten über das weitere Vorgehen. Wichtige Entscheidungen werden nicht erwartet.
Der Markt wartet heute zudem auf die neuen Arbeitsmarktdaten aus den USA. Sollten sie unerwartet robust ausfallen, könnte die Zinsdiskussion wieder an Gewicht gewinnen und der Dollar steigen. Erst gestern hatte die Bank of England den Leitzins erneut angehoben und weitere Schritte angekündigt. Insgesamt würden steigende Zinsen auf beiden Seiten des Atlantiks den Ölpreis eher belasten.
Doch im Moment stehen die Zeichen eher auf höhere Ölpreise. Brent-Rohöl kostet im Moment 85,44 US-Dollar je Barrel . Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 81,91 US-Dollar je Barrel . Rotterdamer Gasoil notiert bei 914,00 Dollar je Tonne . Der US-Dollar ist 0,9130 Euro wert . Damit steht der Euro bei 1,0951 Dollar . Die Pfeile zeigen die Veränderung der Preise im Vergleich zum gestrigen Handelsauftakt.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise kennen anscheinend nur noch eine Richtung. Der kurze Preiseinbruch beim internationalen Rohölpreis wurde gestern ignoriert. Dafür geht es heute wieder kräftig nach oben. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von knapp über 106 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Vor zwei Wochen kostete Heizöl noch 90 Euro.
Die hohen Preise schlagen jetzt offenbar auf die Stimmung der Verbraucher. Sie hoffen auf bessere Zeiten. Die Zahl der Bestellungen fiel gestern auf einen nur noch durchschnittlichen Wert. Auch das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, sank um eine Stufe auf ein mittleres Niveau.
Dazu passend hellte sich die Einschätzung des Marktes auf. Über 60 Prozent der Voten setzen nun in der täglichen Lesereinschätzung auf fallende Heizölpreise. Das sind deutlich mehr als am Tag davor.
Dennoch gilt: Wer demnächst ordern muss, sollte die Entwicklung aufmerksam verfolgen. Die Preisrisiken sind im Moment höher als noch im Frühjahr.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der globalen Klimakrise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.