Internationaler Markt
Mit den steigenden Preisen in der letzten Woche wird der im September dieses Jahres begonnene Seitwärtstrend der Ölpreise bestätigt. Während er in der Anfangszeit noch heftige Ausschläge nach oben zeigte, hat er sich in den letzten beiden Monaten auf eine relativ enge Spanne von gut drei Dollar für das Barrel Brent zurückgezogen. Das entspricht einer relativen Preisschwankung von vier Prozent.
De facto sind die Preise ungewöhnlich stabil. Aus der verbleibenden Bewegung versuchen Finanzjongleure gleichwohl Gewinne zu erzielen. Dazu müssen sie Geschichten erzählen, die Preise und Emotionen bewegen. Einige davon sind Dauerbrenner geworden, so beispielsweise Chinas sogenannte Wirtschaftsschwäche, die Bedrohung von Ölinfrastruktur bei eskalierender Kriegsführung, die Förderpolitik der OPEC-Plus und die Zinspolitik der US Notenbank Fed. Andere Erzählungen sind flüchte Tagesaufreger, die kurz nach ihrer Verbreitung bereits wieder vergessen sind.
Wirtschaftsschwäche ist mit Blick auf China nicht das einzig ölrelevante Thema. Das Land verfolgt eine Strategie zur Reduzierung der CO2-Emissionen. Diese erlaubt es nicht, dass China weiterhin ein zentraler Treiber des globalen Nachfragewachstums beim Öl ist. Die Strategie scheint zu wirken. Laut der China National Petroleum Corporation (CNPC) erreichte der Verbrauch raffinierter Ölprodukte 2023 mit rund acht Millionen Barrel pro Tag seinen Höhepunkt. In 2024 wird der Verbrauch voraussichtlich gut ein Prozent sinken. Bis 2035 sollte er um weitere 26 bis 39 Prozent zurückgehen.
Der Benzinverbrauch könnte bis 2035 aufgrund der zunehmenden Elektromobilität um bis zu 50 Prozent fallen. Einen ähnlichen Rückgang wird die Dieselnachfrage aufgrund alternativer Antriebe wie Strom, LNG und Wasserstoff erfahren. Lediglich die Kerosinnachfrage soll bis 2035 um 70 Prozent steigen. Das reicht jedoch nicht aus, um den Gesamttrend aufzuhalten. Die Raffineriekapazität Chinas dürfte deshalb bereits 2028 ihren Höchststand erreichen. Aufgrund ihrer Langfristigkeit trägt die Entwicklung nicht akut zur Preisbildung am Ölmarkt bei.
Die israelischen Streitkräfte sehen die Schwächung des Assad-Regimes in Syrien, der Hisbollah im Libanon und der Hamas im Gaza-Streifen laut Medienberichten als Chance, Irans Atomanlagen anzugreifen. Die israelische Luftwaffe bereite sich auf einen solchen Einsatz vor. Die Streitkräfte mutmaßen, dass der Iran sein Atomprogramm weiterentwickeln könnte, um eine Atombombe zur Stärkung seiner Abschreckungskraft zu bauen. Bei einem Angriff auf Irans Atomanlagen könnten auch dessen Ölanlagen ins Visier geraten.
Trotz westlicher Sanktionen erhöhte der Iran durch Umgehungsstrategien seine Rohölproduktion und zählt wieder zu den führenden OPEC-Produzenten. Im November erreichte die iranische Förderung geschätzte 3,3 Mio. Barrel am Tag. Der Gedanke an einen teilweisen Ausfall dieser Produktion beflügelt die Angebotssorgen.
Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) planen, ihre Ölexporte Anfang nächsten Jahres zu reduzieren, um die Produktionsvorgaben der OPEC-Plus zu erfüllen. Ursprünglich sollte die Förderquote der VAE zum Jahreswechsel steigen. Doch mit der Verlängerung der freiwilligen Förderkürzungen der OPEC-Allianz bis April haben die VAE zugestimmt, ihre Anpassung erst im zweiten Quartal 2025 umzusetzen. Daher hat die staatliche Ölgesellschaft Abu Dhabi National Oil Company Berichten zufolge Lieferungen nach Asien um bis zu 230.000 Barrel pro Tag gekürzt.
Abu Dhabi gibt immer wieder seine Unzufriedenheit mit den Quoten zu Protokoll. Die stark erweiterte Förderkapazität will genutzt werden. Sie liegt fast zwei Millionen Barrel über dem aktuellen OPEC-Plus-Limit. Eine vollständige Nutzung dieser Kapazität scheint allerdings in weiter Ferne zu liegen.
Von der Fed wird in dieser Woche eine Zinssenkung erwartet. Da sie als sicher gilt, dürfte sie die Preise bei Verkündung kaum noch bewegen. Mehr Futter liegt indes in dem Ausblick, den Fed-Chef Jerome Powell für das neue Jahr geben wird.
An den Ölbörsen legten die Notierungen vergangenen Freitag ordentlich zu. Heute Morgen geben sie spürbar nach. Ob sie durch die hier beleuchteten Umstände oder als Gegenreaktion zu den Gewinnen der letzten Woche bewegt werden, kann nur spekuliert werden.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 70,67 Dollar und das Barrel Brent zu 74,01 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 686,00 Dollar . Der US-Dollar kostet aktuell 0,9509 Euro . Damit kostet der Euro 1,0514 Dollar . Die Pfeile hinter den Zahlen geben die Veränderung zum Handelsauftakt des Vortags an.
Nationaler Markt
Heizöl ist im Verlauf der letzten Woche teurer geworden. Wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist, wird die Richtung zur Stunde fortgesetzt. Am internationalen Markt geht es indes bergab. Dass die Heizpreise in den nächsten Tagen nicht den internationalen Notierungen folgen, liegt nahe, da die nationale Erhöhung der CO2-Abgabe eingepreist wird. Das ist ein Muss bei Lieferungen, die absehbar erst im neuen Jahr erfolgen können. Die Trendkanäle bleiben von der nicht unerheblichen Teuerung unberührt. Der übergeordnete Trend weist weiter seitwärts mit einem Hauch von Abwärtsneigung. Zu besichtigen ist das in der 6-Monats-Ansicht. Die 3- und 12-Monats-Ansichten zeigen sogar noch abwärts.
Neujahr ist der Stichtag für die weitere Erhöhung der CO2-Abgabe zur Rettung des Weltklimas. Der neue Nettopreis (exkl. MwSt.) für das bei der Verbrennung fossilen Heizöls emittierte CO2 beträgt 55 € pro Tonne oder 14,6 Cent pro Liter. Die Bruttodifferenz (inkl. MwSt.) zum gegenwärtigen CO2-Preis beträgt 3,2 Cent pro Liter. In anderen Worten, ab dem 01.01.2025 wird Heizöl definitiv 3,2 Cent teurer. Im Gegensatz zu allen anderen Veränderungen des Heizölpreises ist diese Preiserhöhung vorhersagbar.
Die Heizölnachfrage im Binnenmarkt wurde mit dem Preisanstieg der letzten Tage gedrosselt. Die Hoffnung auf günstigere Preise bleibt dagegen recht hoch. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem soliden Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle unentschlossenen Kunden lautet: Wer Sicherheit will, kauft zum gegenwärtigen Preis. Wer hinreichend Heizöl im Tank hat, sollte die Spekulation auf tiefere Preise riskieren.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.