Internationaler Markt
Wie ein Magnet wirkt die 80-Dollar-Marke auf die internationalen Rohölpreise. Nach dem heftigen Auf und Ab der letzten zwei Wochen steht Brent-Rohöl am heutigen Morgen wieder dort, wo der Spuk begonnen hatte: bei fast exakt 80 Dollar je Barrel.
Schon seit dem November 2022 kreist der Ölpreis um diese Marke. Die computergestützten Kaufprogramme der Spekulanten verstärken und beschleunigen zwar die kurzfristigen Preisbewegungen, aber sie folgen nur den Trends und haben keine eigene Meinung zur Lage im Ölmarkt.
Das ist im Moment auch nicht gerade leicht. Die geopolitischen Risiken in Nahost lassen sich nur schwer in Zahlen ausdrücken. Ein großangelegter Angriff Teherans auf Israel wird nach wie vor erwartet, aber die kurze Aufmerksamkeitsspanne der Börsentrader ist bereits erschöpft.
Sie wenden sich wieder dem Dauerthema im Ölmarkt zu. Das war und ist die schwache Ölnachfrage. Neue Konjunkturdaten aus China und aus den USA stoppten den Preisauftrieb schon Anfang der Woche. In China lahmen vor allem die Konsumausgaben und die Investitionen. Nur die Industrie glänzt weiterhin durch ihre hohen Exporte. Insgesamt scheint es Peking aber nicht zu gelingen, die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen und die Stimmung im Land zu verbessern.
Dann korrigierten die führenden Ölmarktbeobachter (IEA, EIA, OPEC) ihre Nachfrageprognosen für die Jahre 2024 und 2025 nach unten. Gestern schließlich lieferte der Wochenbericht zum US-Ölmarkt ein bestenfalls gemischtes Bild. Entgegen ersten Prognosen wuchsen die Rohölbestände um 1,4 Mio. Barrel. Das erhöhte sofort den Abwärtsdruck auf die Preise. Gleichzeitig schrumpften jedoch die Produktlager. Die geschätzte Ölnachfrage war stabil, liegt aber unter den Werten vom Vorjahr.
Letztlich konnten die neuen Daten aus den USA keine neue Orientierung geben. Hier zusammenfassend die aktuellen Zahlen aus dem Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums (DOE) und des Branchenverbandes der Ölindustrie (API). Sie zeigen die Veränderungen zur Vorwoche:
Rohöl: +1,4 Mio. Barrel (DOE) bzw. -5,2 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: -1,7 Mio. Barrel (DOE) bzw. +0,6 Mio. Barrel (API)
Benzin: -2,9 Mio. Barrel (DOE) bzw. -3,7 Mio. Barrel (API)
Rohölförderung: 13,3 Mio. Barrel pro Tag (0,6 Mio. über Vorjahreswert)
Ölnachfrage (4-Wochen-Durchschnitt): 20,6 Mio. Barrel pro Tag (0,4 Mio. unter Vorjahreswert)
Im Moment treten die Ölpreise erst einmal auf der Stelle. Es ist noch unklar, ob die Abwärtskorrektur schon beendet ist oder weiter anhält. Im frühen Handel kostet Brent-Rohöl 79,90 US-Dollar je Barrel . Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 77,16 US-Dollar je Barrel . Rotterdamer Gasoil notiert bei 729,25 Dollar je Tonne . Der US-Dollar ist 0,9083 Euro wert . Damit steht der Euro bei 1,1012 Dollar . Die Pfeile zeigen die Veränderung der Preise im Vergleich zum gestrigen Handelsauftakt.
Nationaler Markt
Der deutsche Heizölmarkt hat die Preiskapriolen an den internationalen Ölbörsen weitgehend ignoriert. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt auch am heutigen Morgen einen fast unveränderten landesweiten Durchschnittspreis von knapp 96 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Das ist derselbe Preis wie vor einer Woche.
Trotzdem hat sich einiges verändert. Nach den Rekordmengen der letzten zwei Wochen ist die Zahl der Bestellungen in dieser Woche wieder auf ein durchschnittliches Niveau geschrumpft. Auch das mathematische Tiefpreis-System steht auf einem neutralen Wert.
Das Schwarm-O-Meter zeigt zwar noch immer eine hohe Kaufbereitschaft nach Preisanfragen, aber die Kunden sind optimistischer geworden. Die täglich erhobene Lesereinschätzung zeigt, dass mittlerweile wieder vier von fünf Stimmen fallende Heizölpreise erwarten – ein durchschnittlicher Wert.
Die entspannte Haltung kommt nicht von ungefähr. Der internationale Ölmarkt wirkt ebenso wie der deutsche Heizölmarkt gut versorgt. Die Preise sind unerwartet moderat. Wer also demnächst ordern muss, findet ein günstiges Umfeld vor.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und steigender CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.