Internationaler Markt
Der Start in die neue Handelswoche begann gestern mit einer bärischen Grundstimmung. In der zweiten Tageshälfte fanden die Marktakteure dann einige Haare in der Suppe und trimmten ihre Einstellung bullisch. Große Preisbewegungen waren allerdings weder in die eine noch in die andere Richtung zu erwarten.
Im Nahen Osten ist man Kummer gewohnt. Deshalb führt der Angriff auf zwei Öltanker im Roten Meer vor der Küste Jemens zwar reflexartig zu einem Preisaufschlag, aber nicht zu einer Preiseskalation. Die Angelegenheit geht wahrscheinlich auf das Konto der vom Iran unterstützten Huthi-Miliz. Sie führt ihr Terrorgeschäft gegen die Seeschifffahrt in der Region seit November 2023 durch, um Solidarität mit den Palästinensern im Gazastreifen zu zeigen. Bislang haben sie mehr als 70 Angriffe verübt, dabei zwei Schiffe versenkt, eins gekapert und mindestens drei Besatzungsmitglieder getötet.
Der gestrige Angriff hinterließ keinen großen Schaden. Die beiden Schiffe konnten ihre Fahrt fortsetzen. Der Vorfall sorgt in erster Linie für Besorgnis, da ein saudisches Schiff das erste Mal Ziel der Huthi wurde. Laut dem Joint Maritime Information Center war wahrscheinlich das unter panamaischer Flagge fahrende Schiff Blue Lagoon I das Hauptziel des Angriffs, da Schiffe desselben Unternehmens kürzlich in israelischen Häfen angelegt hatten. Der Treffer am saudischen Schiff war wahrscheinlich ein Kollateralschaden, da es sich in unmittelbarer Nähe der Blue Lagoon I befand.
Der umfangreiche Shutdown der libyschen Ölproduktion sollte einer Meldung zufolge gestern durch die Wiederinbetriebnahme von drei Ölfeldern teilweise beendet werden. Heute zeigt sich allerdings, dass der Konflikt zwischen der Regierung in Tripolis und der rivalisierenden Regierung in Bengasi die Ölindustrie weiterhin blockiert. Die staatliche Ölgesellschaft NOC hat nun für das El-Feel-Ölfeld den rechtlichen Zustand der «Force Majeure» ausgerufen, wodurch sie sich von ihren Lieferverpflichtungen entbunden hat. Der anscheinend erfolgten Wiederinbetriebnahme der Ölfelder Sarir, Messla und Nafura steht somit ein neuer Shutdown gegenüber.
Die gesamte Rohölproduktion des OPEC-Mitglieds Libyen ist von rund 1,15 Mio. Barrel pro Tag auf circa 0,45 Mio. Barrel pro Tag gesunken. Der Export ist dadurch weitgehend zum Erliegen gekommen. Ursächlich für den Ausfall ist ein Streit zwischen den rivalisierenden Parteien über die Wahl eines neuen Notenbankchefs.
Die beiden bullischen Einflüsse werden vor dem Hintergrund einer chinesischen Nachfrageschwäche und der ab Oktober erwarteten Produktionserhöhung seitens der OPEC-Plus nicht wirklich von der Kette gelassen. Da aber auch die letztgenannten Einflüsse nicht gerade als großes Ding eingestuft werden können, wirkt die Börsenreaktion insgesamt so, als seien die Finanzjongleure derzeit kollektiv etwas schläfrig bärisch gestimmt.
An den Börsen nehmen die Ölnotierungen heute Morgen nach einem kleinen Höhenausflug tatsächlich wieder die Fährte hin zu niedrigeren Gefilden auf. Dabei haben sie die gestrigen Tagesgewinne bereits weitgehend annulliert.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 73,51 Dollar und das Barrel Brent zu 76,79 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 696,75 Dollar . Der US-Dollar kostet aktuell 0,9046 Euro . Damit kostet der Euro 1,1052 Dollar . Die Pfeile hinter den Zahlen geben die Veränderung zum Handelsauftakt des Vortags an.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise kriechen aktuell etwas abwärts, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Ganz eng folgen sie den internationalen Vorgaben nicht mehr. Die starke Heizölnachfrage erlaubt es dem Handel, nun eine kleine Margenaufbesserung einzupreisen. Die Trendkanäle weisen in den verschiedenen zeitrelevanten Darstellungen aber immer noch abwärts. Es deutet wenig darauf hin, dass sich das alsbald ändern sollte. Träume von günstigeren Preisen sind daher erlaubt. Zur korrekten Einordnung gehört allerdings der dringende Hinweis, dass man weder übertriebene Erwartungen an einen Preisrückgang stellen noch einen solchen als verlässlich annehmen sollte. Wie die Aktualität zeigt, ist es nicht nur die kriegslüsterne Lage im Nahen Osten, der die schöne Rechnung kurzerhand zum Opfer fallen kann.
Die Heizölnachfrage im Binnenmarkt ist lebhaft und auch die Hoffnung auf günstigere Heizölpreise bekommt wieder Flügel. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Spekulativ eingestellte Kunden riskieren die Wette auf günstigere Preise und warten ab. Andere lösen die drückende Unsicherheit durch eine Bestellung zum aktuellen Tagespreis einfach auf.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.