Internationaler Markt
Die saudischen Preisrabatte schickten die Rohölpreise gestern auf Talfahrt. Brent-Rohöl sank um bis zu drei Prozent unter 76 Dollar je Barrel. Heute Morgen klettert der Preis jedoch schon wieder Richtung 77 Dollar. Wie gestern berichtet, will Riad durch die Preissenkung Marktanteile zurückgewinnen, die in den letzten Monaten verloren gegangen sind. In einem ohnehin gut versorgten Ölmarkt drückt dieser Schritt weltweit auf das Preisniveau.
Die Saudis reagieren auf die geringe Förderdisziplin im Ölkartell OPEC+. Die letzte Monatsübersicht zeigt, dass vor allem Staaten wie Angola (das gerade aus der OPEC austritt), Irak und Nigeria letztlich genauso viel wie bisher oder sogar noch mehr Öl fördern und exportieren. Dasselbe gilt für Russland. Dort sind die Exporte zuletzt sogar auf ein Rekordniveau gestiegen. In diesem Umfeld mussten die bislang hohen Preise für saudisches Öl über kurz oder lang zu Absatzproblemen führen.
Auch will man in Riad die Gunst der Stunde nutzen. Russisches Öl wirkt trotz hoher Rabatte immer weniger attraktiv, zumal verschärfte amerikanische Sanktionen den Tankerverkehr riskanter macht. Gleichzeitig erhöht der ebenfalls sanktionierte Iran seine Preise. Teheran hat seinen wichtigsten Kunden in China bislang hohe Rabatte eingeräumt. Das soll nun enden. Die Saudis sehen jetzt die Chance, verlorene Märkte in Fernost zurückzugewinnen.
Zwei zusätzliche Faktoren beschleunigen im Moment die Abwärtsbewegung: Die Öltanker kamen in den letzten Tagen unbehelligt durchs Rote Meer. Auch die Eskalation der militärischen Auseinandersetzungen in Nahost hat den Ölfluss bislang nicht beeinträchtigt. Das beruhigt im Moment die Gemüter.
Gleichzeitig melden sich die Zinssorgen zurück, die im Dezember eigentlich schon abgehakt schienen. Unerwartet starke Konjunktur- und Inflationszahlen aus den USA könnten die Zentralbanker in diesem Jahr doch noch einmal auf den Plan rufen, oder zumindest den Start der Zinssenkungen in weite Ferne schieben. Anhaltend hohe Zinsen drücken nicht nur auf die Ölnachfrage. Sie verteuern auch die Kredite der Hedgefonds und anderer Spekulanten, die regelmäßig auf steigende Ölpreise wetten. Die Zahl dieser Wetten ist derzeit ungewöhnlich niedrig, wie neue Statistiken zeigen.
Insgesamt bleibt der Abwärtsdruck auf die Ölpreise also hoch. Doch die Lage ist volatil und kann sich schnell wieder ändern. Die Trader bleiben daher vorsichtig. Brent-Rohöl kostet im Moment 76,83 US-Dollar je Barrel . Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 71,37 US-Dollar je Barrel . Rotterdamer Gasoil notiert bei 765,00 Dollar je Tonne . Der US-Dollar ist 0,9136 Euro wert . Damit steht der Euro bei 1,0944 Dollar . Die Pfeile zeigen die Veränderung der Preise im Vergleich zum gestrigen Handelsauftakt.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise folgen den internationalen Vorgaben und geben am Morgen leicht nach. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt einen landesweiten Durchschnittspreis von knapp 103 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Man muss schon bis in den Juli des letzten Jahres zurückgehen, um deutlich niedrigere Preise zu sehen. Nur Mitte Dezember gab es für kurze Zeit ein ähnliches Preisniveau.
Vielleicht wären noch niedrigere Preise möglich, aber die teilweise rabiaten Protestaktionen der Bauern behindern seit gestern auch den Betrieb der Raffinerien, Tanklager und sogar der Wasserstraßen. Das gilt besonders für die Großraffinerie in Neustadt und damit für weite Teile Bayerns, die über diese Anlage versorgt werden. Heute sollte sich die Lage jedoch allmählich entspannen.
Der deutsche Heizölmarkt ist ohnehin relativ ruhig. Die Zahl der Bestellungen bleibt trotz der fallenden Preise moderat. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, bleibt auf der mittleren Stufe. Das mathematische Tiefpreis-System bleibt ebenfalls bei seiner Kaufempfehlung. Bei immer mehr Verbrauchern keimt nun Optimismus auf: Über 80% der Voten rechnen laut der täglich erhobenen Lesereinschätzung mit weiter fallenden Heizölpreisen.
Diese Erwartung wurde bisher bestätigt. Solange der Ölfluss vom Persischen Golf und im Roten Meer nicht behindert wird, erwartet der Markt offenbar ein mehr als ausreichendes Ölangebot. Andererseits sind die Preisrisiken unübersehbar. Kaufinteressenten sollten daher die aktuelle Entwicklung zeitnah verfolgen.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der globalen Klimakrise und der steigenden CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.