Internationaler Markt
Seit Wochen klettern die Ölpreise aufwärts. Eine Melange aus knappem Angebot und bullischer Spekulation treibt sie voran. Mittlerweile haben die Preise die Höchststände des Jahres 2018 überschritten. Mit der Entwicklung liegt Öl im Trend der allgemeinen Energiemärkte. Bei Gas und Strom verlief der Preisanstieg allerdings deutlich extremer. Viele Haushaltskunden in Deutschland verloren ihre Anbieter, weil davongaloppierende Einkaufskosten die angebotenen Preise übertrafen und die Unternehmen in die Insolvenz trieben. Die große Rückfallquote von betroffenen Kunden zu den Grundversorgern sorgt selbst bei diesen Unternehmen für kritische Geschäftslagen, aus denen sie sich nur mit extremen Preiserhöhungen befreien können. Vergleichbare Situationen gibt es im Heizölmarkt aufgrund seiner Handelsstruktur nicht.
Die Ölpreise werden weiter klettern, bis sich eine erkennbare Überversorgung am Markt einstellen wird. Der bloße Verdacht für Überversorgung, der durch Lockdowns oder Einschränkungen der Fliegerei prognostiziert wird, reicht nicht mehr aus, um Ölpreise zu besänftigen. Selbst die Rückkehr Libyens und Kasachstans zur vollen Versorgungsleistung brachten nur homöopathische Preisdämpfer zustande. Ähnlich sieht es beim Verkauf von Ölmengen aus strategischen Reserven aus. Die letzte Aktion in den USA hatte keinen Effekt. Demnächst soll China mit einer nennenswerten Menge nachziehen. Man sollte auch davon keine Preiswirkung erwarten.
Perspektivisch ist der Wiederaufbau der US-Schieferölindustrie interessant. Die Anzahl eingesetzter Bohrgeräte steigt kontinuierlich an. Mitte des Jahres könnten wieder so viele Anlagen in Betrieb sein wie vor dem Absturz am Beginn der Corona-Pandemie. Bis die entsprechenden Ölmengen auf dem Markt sind, werden aber weitere sechs bis neun Monate vergehen. Solange dauert die Verrohrung der angebohrten Quellen. Kurzfristig ist also auch aus diesem Segment keine Preisentlastung zu erwarten.
Die USA kämpfen an einer weiteren Energiefront. Seit Jahren möchten sie ihr Schiefergas in Europa platzieren. Bisher geschah das mit mäßigem Erfolg. Der Löwenanteil wird über Pipelines aus Russland geliefert. Mittlerweile sind hinreichend viele Flüssiggasterminals errichtet, die es erlauben, einen nennenswerten Teil der Gasversorgung über Seeschiffe zu gewährleisten. Nun bietet der Ukraine-Konflikt den USA eine neue Chance, in Europa groß ins Geschäft zu kommen. Einen spürbaren Effekt für den Ölmarkt würde eine Angebotsverschiebung im Gasmarkt kaum bringen. Es bräuchte auch hier ein Überangebot. Das ist aber nicht erkennbar.
Die Energiemärkte werden perspektivisch knapp versorgt bleiben. Das ergibt sich aus dem Bestreben, das Energieangebot regenerativ zu gestalten. Der mit dem Wandel verbundene Verlust fossiler Versorgung kann nicht hinreichend üppig mit Wind, Sonne und Bio gedeckt werden. Das gelänge nur, wenn die Nachfrage revolutionär sinken würde. Eine Politik für einen solchen Weg ist dem Vernehmen nach nicht durchsetzbar. In der Not greift man in der EU deshalb zum sogenannten Greenwashing von fossilen Energieträgern. Derzeit werden Strom aus Uran und Erdgas als klimaneutral definiert. Es ist gut möglich, dass Erdöl mit gewissen Beimischungen auch noch in diesen Genuss kommen wird, nicht weil es klimaneutral wäre, sondern weil es gebraucht wird.
An den Ölbörsen setzt sich der Aufwärtstrend der Notierungen derweil fort. Heute Morgen wurde abermals ein neues Hoch markiert. Der Tag ist für Überraschungen gut, weil die US-Börsen feiertagsbedingt geschlossen bleiben und deshalb mit vergleichsweise wenig Geld viel Effekt erzielt werden kann.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 84,18 Dollar und das Barrel Brent zu 86,17 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 759,00 Dollar . Der US-Dollar kostet 0,8749 Euro . Damit kostet der Euro 1,1427 Dollar . Die Pfeile hinter den Zahlen geben die Veränderung zum Handelsauftakt des Vortages an.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise steigen, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Der abwärts gerichtete Trendkanal in der kurzfristigen Ansicht wird dem Lauf der Dinge in Kürze zum Opfer fallen. Dann ist der Trend in der 6-Monats-Ansicht die letzte freundliche Bastion. Sie wird sich als solche nicht halten können. Die allgemeine Teuerung von Energie setzt sich fort. Das gilt für alle Energieträger.
Der Binnenmarkt für Heizöl ist preisbedingt relativ ruhig. Bestellt wird trotzdem, aus einer Vorratsnot heraus oder aus Sorge vor stetiger Teuerung. Die Hoffnung auf tiefere Preise schrumpft derweil. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem dürftigen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Die Trendkanäle für die Heizölpreisentwicklung lassen kaum noch Preiszuversicht zu. Sie weisen mit der einzigen Ausnahme der 6-Monats-Ansicht allesamt aufwärts. Für die 10-Jahres-Ansicht verzichten wir auf einen Trend, da dieser nur durch einen fast vollflächigen Seitwärtskanal dargestellt werden könnte. Das wäre aussagelos.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Günstiger wird Heizöl in naher Zukunft kaum werden.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser. Weitere Informationen.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.