Internationaler Markt
Nach dem Kursrutsch in der Nacht zum Dienstag notierten Brent und WTI-Rohöl gestern bis zu fünf Prozent niedriger. WTI sank zeitweise unter die 70-Dollar-Marke und Brent unter 73,50 Dollar je Barrel. Entscheidend dafür war das Schmelzen der Risikoprämie, die aus Sorge vor Ausfällen in der globalen Ölversorgung eingepreist worden war. Als klar wurde, dass Israel sich bei einem Vergeltungsschlag gegen den Iran auf militärische Ziele und nicht auf Energieinfrastruktur fokussieren dürfte, nahmen die Trader einen großen Teil der Prämie zurück.
Doch auch die aktuellen Ölmarktberichte belasten die Stimmung an den Ölbörsen. Nachdem EIA und OPEC ihre Nachfrageprognosen bereits nach unten korrigiert hatten, blies die Internationale Energieagentur (IEA) gestern in das gleiche Horn. Alle gehen von einer Überversorgung in 2025 aus. Die IEA ließ zudem ihre Schätzungen zum globalen Ölangebot unverändert und rechnet bereits im laufenden Jahr mit einem Angebotsüberschuss.
An den Ölbörsen könnte es nun zu einem Themenwechsel kommen: weg von der Befürchtung einer Angebotsverknappung durch die geopolitischen Risiken – hin zu einem Fokus auf Nachfragesorgen und Versorgungsüberschuss.
Die OPEC-plus, die ab Dezember bis September 2025 ihre Zusatzkürzungen abbauen und eine Menge von 2,2 Millionen Barrel pro Tag zurück auf den Weltmarkt bringen möchte, könnte kalte Füße bekommen. Vor dem Hintergrund der aktuellen Prognosen zumindest dürfte sie mit ihrem Vorhaben die Ölpreise mittelfristig in die Tiefe treiben. Die Wahrscheinlichkeit einer Planänderung steigt.
Bleiben die Auswirkungen der Kriege für die Ölversorgung begrenzt, so dürften die Nachfragesorgen wieder wichtiger in der Preisentwicklung werden. Die IEA sieht China, das bislang als Land mit hohem Ölbedarf galt, inzwischen mit anderen Augen. Sie schätzt den chinesischen Anteil am Nachfragewachstum im laufenden und im kommenden Jahr nur noch auf 20 Prozent. 2023 lag dieser noch bei 70 Prozent. Gleichzeitig erschließt Brasilien derzeit neue Ölquellen und modernisiert Förderanlagen alternder Ölfelder. Mittelfristig wird also deutlich mehr Rohöl von dort auf den Weltmarkt kommen.
An den Ölbörsen sortiert man sich heute früh erst einmal. Die Notierungen starten oberhalb der gestrigen Tagestiefs und tendieren mit Schwankungen seitwärts.
Das Barrel der US-Rohölsorte WTI (West Texas Intermediate) steht aktuell bei 70,61 Dollar . Brent kostet 74,26 US-Dollar das Barrel . Eine Tonne Gasöl wird zu 661,75 Dollar gehandelt . Der US-Dollar kostet heute Morgen 0,9187 Euro . Damit ist der Euro für 1,0883 Dollar zu haben . Die Pfeile zeigen die Veränderung der Preise im Vergleich zum Handelsauftakt des Vortages an.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise bewegen nach ihrem starken Rücksetzer von gestern heute Morgen noch etwas abwärts. Die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt zur Stunde im Binnenland einen Durchschnittspreis von rund 95,20 Euro je 100 Liter (Standardlieferung 3.000 Liter).
Heizöl konnte zwei Drittel des massiven Preisanstiegs annullieren, der sich infolge des iranischen Raketenangriffs auf Israel seit dem 1. Oktober aufgebaut hatte. 100 Liter Heizöl kosten damit etwa 4 Euro weniger als beim jüngsten Preishoch.
Das Bestellaufkommen lag gestern leicht über dem Durchschnitt. Heizölkunden blicken wieder optimistischer auf mögliche Preisrücksetzer in naher Zukunft.
Das Schwarm-O-Meter für Heizöl zeigt eine mittlere Kaufbereitschaft. Es misst die tatsächlich aufgegebenen Bestellungen nach einer Preisanfrage. In der tagesaktuellen Lesereinschätzung erwarten 84 Prozent der Befragten künftig sinkende Preise.
Orientierungshilfe für alle Unentschlossenen: Wer jetzt Heizöl braucht, bringt sich mit einer Bestellung auf die sichere Seite. Wer spekulieren möchte, sollte die Preisentwicklung eng beobachten.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.