Internationaler Markt
Nach einigen stabilen Tagen gaben die Rohölpreise gestern stark nach. Im Tagesverlauf fielen sie von über 94 auf knapp über 90 Dollar je Barrel. Heute Morgen liegen sie etwas über 91 Dollar je Barrel.
Neben den üblichen Rezessions- und Zinsängsten verdarben gestern zwei Meldungen aus den USA die Stimmung der Trader. Laut Medienberichten wollte Washington die Nationale Ölreserve wieder auffüllen, wenn US-Rohöl unter 80 Dollar je Barrel fallen sollte. Bisher dämpfen Verkäufe aus der Ölreserve die Preise weltweit. Dem widersprach nun das Energieministerium. Es gebe keine Preisgrenze nach unten. Die Rückkäufe starten vermutlich erst im Herbst nächsten Jahres. Als dann noch der Eisenbahnerstreik in den USA abgesagt wurde, gab es kein Halten mehr. Die Ölpreise brachen ein.
Heute könnte es aber schon wieder in die andere Richtung gehen. Dafür sorgt vor allem China. Relativ gute Konjunkturdaten und ein erneuter Rückgang der Corona-Infektionen sorgen hier für Aufwind, der bis in den Ölmarkt weht. Der Lockdown in Chengdu wurde teilweise aufgehoben. Für ganz China meldeten die Behörden gestern unter 900 neue Fälle. Chinas Ölverbrauch liegt nach groben Schätzungen in diesem Jahr bisher knapp 5 Prozent unter dem Vorjahr. Das könnte sich aber ab dem Herbst ändern.
Unklar ist noch, wie der Ölmarkt die neueste Entwicklung in Deutschland bewertet. Berlin hat Rosneft Deutschland, also die Tochtergesellschaft des russischen Ölkonzerns Rosneft, unter die Treuhandverwaltung der Bundesnetzagentur gestellt. Rosneft kontrollierte bisher die Ölraffinerie in Schwedt (Brandenburg) und hält auch an den Raffinerien in Karlsruhe (MiRo) und Vohburg (Bayernoil) eine Beteiligung.
Vor allem die Lage in Schwedt ist schwierig, denn die Anlagen werden durch russisches Rohöl über die Druschba-Pipeline versorgt. Eine Ersatzversorgung über Rostock und Danzig ist möglich und wird schon seit Monaten vorbereitet, aber zunächst musste das Rosneft-Management entmachtet werden. Das ist mit dem heutigen Schritt geschehen. Dadurch können nun auch Anfang Dezember die EU-Sanktionen gegen russisches Rohöl wie geplant umgesetzt werden. Moskau bzw. Rosneft haben bislang noch nicht auf die neue Entwicklung reagiert.
Das gilt auch für den Ölmarkt. Für US-Trader ist Schwedt sehr weit weg und liegt irgendwo “across the ocean”. Geografiekenntnisse sind in den USA Mangelware. Legendär ist ein sprunghafter Ölpreisanstieg an der Wallstreet nach einem Putsch im Niger vor einigen Jahren. Erst nach einem halben Tag hatte sich herumgesprochen, dass Niger und das ölreiche Nigeria zwei unterschiedliche Staaten sind.
Der Ölhandel startet daher heute Morgen erst einmal ruhig. Die Nordseesorte Brent kostet aktuell 91,64 US-Dollar je Barrel . Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 85,72 US-Dollar je Barrel . Rotterdamer Gasoil notiert bei 947,50 Dollar je Tonne . Der US-Dollar ist 1,0010 Euro wert . Damit steht der Euro bei 0,9988 Dollar . Die Pfeile zeigen die Veränderung der Preise im Vergleich zum gestrigen Handelsauftakt.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise folgen heute den internationalen Vorgaben und geben erneut nach. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von 151 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Schwache Rohölpreise und vor allem schwache Rotterdamer Gasoil-Preise geben den Takt vor.
Trotzdem fällt erneut auf, dass der Einbruch der Gasoil-Notierungen, also dem Vorprodukt für Heizöl, in letzter Zeit doppelt so stark ausfiel wie der Rückgang der Heizölpreise. Knappheitsaufschläge und fehlende Alternativen zwingen die Heizölverbraucher, stark überhöhte Preise zu zahlen.
Dennoch ist die Nachfrage hoch. Die Zahl der Bestellungen liegt schon die gesamte Woche weit über dem Durchschnitt. Es wird nicht lange taktiert: Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, bleibt auf der Stufe “Hoch”. Der Preisoptimismus ist ungebrochen: 86 Prozent der Stimmen erwarten in der täglichen Lesereinschätzung einen Rückgang der Heizölpreise.
Doch danach sieht es im Moment nicht aus. Der kommende Herbst setzt den Brennstoffhandel unter enormen Druck. Heizöl wird von privaten Haushalten und dem Gewerbe gleichermaßen stark nachgefragt. Der politische Gegendruck hält sich, anders als bei Gas oder Strom, in Grenzen.
Daher gilt nach wie vor: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt werden muss. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihr Heizverhalten und ihre Heizlösung. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche nützliche Tipps bereit. Das senkt die Kosten und schont Klima und Umwelt.