Internationaler Markt
Höhenangst prägte gestern das Verhalten der Ölhändler. Bei knapp über 88 Dollar für einen Barrel Brent-Rohöl setzten Gewinnmitnahmen ein, obwohl die Nachrichtenlage durchaus preistreibend war. Brent verlor fast drei Prozent und sank bis auf 86 Dollar. Jetzt muss diese Verkaufswelle erst einmal auslaufen. Nach der Konsolidierung könnte ein neuer Anlauf auf die 90-Dollar-Marke starten.
Der OPEC-Monatsbericht, der gestern veröffentlicht wurde, bekräftigte seine Nachfrageprognose. Ähnlich wie die Internationale Energieagentur (IEA) und die amerikanische Energiebehörde (EIA) erwarten sie im laufenden Jahr einen kräftigen Anstieg des Ölverbrauchs um 2,4 Mio. Barrel pro Tag, gefolgt von einem ähnlich starken Wachstum im kommenden Jahr. Der erwartete jährliche Mehrverbrauch entspricht in etwa dem gesamten Ölverbrauch Deutschlands.
Auch die neuen Inflationsdaten aus den USA fielen im Sinne der Ölhändler aus. Sie lagen im Juli bei nur noch 3,2%. Weitere Zinserhöhungen werden dadurch erst einmal unwahrscheinlich. Die USA steuern nun auf ein relativ robustes Wirtschaftswachstum zu, das auch den Ölverbrauch stabilisieren sollte.
Die Wirtschaftslage in China trübt sich weiter ein, aber die Folgen für den Ölmarkt sind nur schwer einzuschätzen. Wichtiger ist derzeit das Verhalten der chinesischen Raffinerien. Sie versorgen üblicherweise den Weltmarkt mit großen Mengen an Diesel/Gasoil, doch in den letzten Monaten war das Exportvolumen eher gering, was neben anderen Einflüssen dazu führte, dass sich Diesel und Heizöl in Deutschland stark verteuerten. Im Moment scheinen die Ausfuhrmengen wieder zu steigen, aber das ist nur eine Momentaufnahme.
Erheblich turbulenter geht es in dieser Woche übrigens auf dem Gasmarkt zu. Deutschland hat es zwar geschafft, sich im Rekordtempo von russischen Gaslieferungen unabhängig zu machen, aber die Abhängigkeit von Flüssiggasimporten (LNG) aus dem Weltmarkt offenbart ihre eigenen Tücken.
Im Moment droht ein Streik drei australische LNG-Großterminals lahmzulegen. Dadurch würden auf einen Schlag 10 Prozent der Weltexporte ausfallen. Die Preise an den europäischen Gasbörsen legten daraufhin in wenigen Tagen um über 30 Prozent zu.
Die Schwankungen im Ölmarkt liegen im Vergleich dazu eine ganze Größenordnung niedriger. Heute zum Handelsstart in Europa geben die Preise sogar erst einmal minimal nach. Brent-Rohöl kostet im Moment 86,09 US-Dollar je Barrel . Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 82,52 US-Dollar je Barrel . Rotterdamer Gasoil notiert bei 908,00 Dollar je Tonne . Der US-Dollar ist 0,9096 Euro wert . Damit steht der Euro bei 1,0993 Dollar . Die Pfeile zeigen die Veränderung der Preise im Vergleich zum gestrigen Handelsauftakt.
Nationaler Markt
Heizöl ist am Morgen etwas billiger als gestern. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt einen landesweiten Durchschnittspreis von etwas über 106 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Der Rückgang der Rohölpreise und vor allem der steile Einbruch bei den Gasoilpreisen um über sechs Prozent wird bisher nur zum Teil weitergereicht.
Die nach wie vor hohen Preise sorgen dafür, dass die Zahl der Bestellungen in dieser Woche auf einem moderaten Niveau bleibt. Auch das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, bleibt auf der mittleren Stufe. Die Preise steigen offenbar nicht rasant genug, um Panikkäufe auszulösen, sind aber andererseits nicht attraktiv genug, um taktische Käufe auszulösen. Das ist etwas überraschend, denn der Preisoptimismus schwindet zusehends. Jede zweite Stimme erwartet jetzt in der täglichen Lesereinschätzung höhere Heizölpreise – weit mehr als sonst.
Der heutige Preisrücksetzer ändert in der Tat noch nichts am Preistrend. Die Trendkanäle zeigen nach wie vor steil steigende Ölpreise. Wer ohnehin demnächst ordern muss, sollte daher nicht zu lange abwarten.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der globalen Klimakrise und der steigenden CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.