Internationaler Markt
Es gibt jede Menge Öl im Markt. Würden alle verfügbaren Reserven angeboten werden, würde der Preis ins Bodenlose fallen. Deshalb bemühen sich die OPEC und ihre Alliierten um strikte Förderbeschränkungen. Es wird immer schwieriger, die seit Jahren gepflegte Praxis auf ausreichend hohem Niveau zu halten. Der Wettbewerb von innen wie von außen ist gewaltig. Das zeigt sich unter anderem an den saudischen Listenpreisen für die Region Asien im Monat März. Dort steht das Königreich aufgrund der Konkurrenz zum Billiganbieter Russland unter besonderem Druck. Hier geht es handfest um Marktanteile gegen Preise. Die Saudis können glücklich sein, wenn sie rund 80 Dollar pro Barrel erzielen. Schätzungen zufolge müssten sie 90 Dollar pro Barrel erlösen, um ihren Staatshaushalt ausgeglichen zu führen.
Das aus heutiger Sicht billige Preisangebot löst unter Finanzjongleuren schon wieder Unruhe aus. In der hysterischen Szene meint man darin den Beweis für eine schwache chinesische Ölnachfrage zu erkennen. Das wäre dann auch ein Hinweis auf ein ungenügendes Potenzial für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Die letzten regierungsamtlichen Daten bestätigten diese Sorgen allerdings nicht.
Eine über längere Zeit zu bändigende Überproduktion gibt Verbrauchern zwar das Vertrauen, dass genügend Potenzial vorhanden ist, um auf und in Krisen reagieren zu können. Es lässt aber auch erwarten, dass notwendige Investitionen in die Ölinfrastruktur nicht getätigt werden. Die Chefin des US-Konzerns Occidental Petroleum legt den Finger in die Wunde und nennt 2025 als Jahr, in dem sich die Angebotslage dramatisch verschlechtern werde. Die globalen Ölreserven würden dann zu gering ausfallen, weil man zu sehr von der Substanz lebe. Inwieweit es sich hierbei um ein Phänomen der Nachlässigkeit oder einer energetischen Zeitenwende hin zu regenerativer Versorgung handelt, wurde nicht übermittelt. Die Managerin fordert zu mehr Ölinvestionen auf.
Die Ölnotierungen werden weniger von derartig langfristiger Betrachtung bewegt als von tagesaktuellen Hypes. Da geht es um klassische Wildwestthemen und die Befriedigung spekulativer Gier. Das Schießen und Knallen rund um die Handelswege im Nahen Osten hat das Interesse der Börsianer temporär eingebüßt, obwohl darin ein brisantes Eskalationspotenzial steckt. Die US-Zinsen und Chinas volkswirtschaftlicher Kurs treten an deren statt. Finanzjongleuren scheint es nie zu langweilig zu werden, auf diesem ein- und ausgetretenen Spekulationspfad zu wandeln. Er lässt jedwede Tageslaune zu. Die hat den Ölnotierungen gestern etwas Auftrieb verschafft. Derartige Mikroschwingungen annullieren sich im Wesentlichen selbst. Insofern ist es viel Geschrei um wenig Wirkung. Am Ende ist es doch die langfristige Entwicklung, die dem Öl das Preisniveau gibt.
Heute Morgen zeigt die Ölbörse einen Hauch von Gegenbewegung. Die Schwingungen sind allerdings erratisch. Die Gasölnotierungen werden sichtbarer bewegt als die Rohölnotierungen.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 72,68 Dollar und das Barrel Brent zu 77,94 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 831,75 Dollar . Der US-Dollar kostet aktuell 0,9304 Euro . Damit kostet der Euro 1,0746 Dollar . Die Pfeile hinter den Zahlen geben die Veränderung zum Handelsauftakt des Vortags an.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise gewinnen an Wert, wie die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt. Sie folgen den internationalen Vorgaben damit außerordentlich eng. Die abwärts gerichteten kurz- und mittelfristigen Preistrends werden davon nicht infrage gestellt. Aktuell ist Heizöl drei Prozent teurer als vor einem Jahr. Berücksichtigt man die Erhöhungen der CO2-Abgabe und der Maut, handelt es sich um ein sehr moderates Plus. Der zugrunde liegende Gasölpreis ist stärker gestiegen.
Die Nachfrage im Binnenmarkt ist recht ruhig. Die Hoffnung auf günstigeres Heizöl ist wechselhaft. Sie ist ein Spiegelbild der tatsächlichen Preisbewegung. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wer spekulieren möchte, sollte die Preisbewegung nun sehr eng verfolgen. Wer Sicherheit will, kauft umgehend.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.