Internationaler Markt
Mehrheitlich möchte die EU lieber heute als morgen ein Ölembargo gegen Russland verhängen. Deutschland, Österreich und Ungarn wollen das nicht. Das kommt in der an sachlicher Information wenig interessierten europäischen Öffentlichkeit nicht gut an.
Langfristig werden die westlichen Nachbarn ihre Wirtschaftsbeziehungen zu Russland herunterfahren. Das betrifft auch und vor allen Dingen die Öl- und Gasgeschäfte. Dabei können dem Land mehr als 25 Prozent des heute geförderten Ölvolumens verloren gehen. Der aktuelle Schwund der russischen Rohölproduktion liegt Schätzungen zufolge bereits auf diesem Niveau. Am globalen Ölmarkt ist das ein Anteil von rund drei Prozent. Er sorgt für Preisauftrieb in einer Größenordnung von 20 Prozent. Bei hinreichender kriegerischer Aggression können daraus durchaus 50 Prozent und mehr werden.
Die Öleinnahmen Russlands sind seit Jahresbeginn um rund 10 Prozent gestiegen und das trotz des gesunkenen Handelsvolumens. Die Ölpreissteigerung macht es möglich. Der Rückgang der Ölmengen folgt bisher keiner politisch initiierten Aktion, sondern einer rein privatwirtschaftlichen Zurückhaltung in Russlandgeschäften. Handelshäuser und Ölkonzerne werden sich noch weiter aus Russland zurückziehen. Erwägungen über die politische Möglichkeit eines Embargos spielen dabei durchaus eine Rolle.
Wenn dem ohnehin knapp versorgten Weltmarkt mehr Öl entzogen wird, werden wir weitere Preissteigerungen sehen. Für den russischen Staat wird das mehr oder weniger ein Nullsummengeschehen werden. Handelshäuser und Ölkonzerne können ebenfalls recht gut damit leben. Verbraucher, private wie industrielle, werden darunter indes leiden, im Westen und im Osten.
Der Wille, kein Öl mehr von Putin zu kaufen, ist moralisch, empathisch und aus anderen guten Gründen redlich. Durchsetzen lässt er sich von Importländern aber kaum. Das liegt nicht zuletzt an der Tatsache, dass Indien einen nennenswerten Teil des nicht verkäuflichen russischen Öls günstig übernimmt. Das geschieht nicht nur für den Eigenverbrauch. Es geschieht zur extrem lukrativen Herstellung von Diesel und Benzin für den weltweiten Export. Dazu ist Indien aufgrund seiner hohen Raffineriekapazität in der Lage. Den hierzulande importierten Mineralölprodukten ist nicht anzusehen, welcher Provenienz sie entstammen. Ihre DIN-Standardisierung verhindert das. Man kann darin also kein russisches Öl exkludieren.
Die Abhängigkeit von russischen Energielieferungen zu lösen, ist eine dringende wirtschaftliche und politische Aufgabe der Vernunft. Wer es mag, kann ihr auch ein überragendes moralisches Gebot zuteilen. Diese Aufgabe überstürzt und ohne eine funktionale Zielbeschreibung durchzuführen, ist aber so etwas wie gesellschaftliches Harakiri. Putins Krieg wird damit keineswegs kurzfristig gestoppt. Man sollte den Bremsern vor der politischen Übersprungshandlung also danken, statt sie zu verdammen.
Der guten Ordnung halber folgt nun noch die Information über die wöchentliche Entwicklung der US-Lagerbestände. Sie weisen bemerkenswerte Zuwächse von Rohöl auf, die nicht erwartet wurden. Sie zeigen aber auch größere Abgänge bei Heizöl, Diesel und Benzin als erwartet. In der Veröffentlichung des DOE (Department of Energy) ergibt sich gegenüber der letzten Woche ein Netto-Zuwachs über alle erwähnten Kategorien. In der Veröffentlichung des API (American Petroleum Institute) steht Rückgang. Ursächlich für die Differenz zu den Vorabschätzungen sind hohe Zuflüsse aus Importen und der Freigabe von strategischen Ölreserven sowie eine gesunkene Raffinerieproduktion.
Die Ölnotierungen stiegen gestern Nachmittag trotz der scheinbar positiven US-Bestandsdaten rasant an. Heute Morgen wird ein Teil der Gewinne wieder abgegeben. Vor dem langen Osterwochenende herrscht an den Börsen Unruhe. Man befürchtet eine neue russische Kriegsoffensive in der Ukraine, die während der Feiertage nicht umgehend börslich bewertet werden kann.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 102,92 Dollar und das Barrel Brent zu 107,58 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 1.087,50 Dollar . Der US-Dollar kostet 0,9162 Euro . Damit kostet der Euro 1,0911 Dollar . Die Pfeile hinter den Zahlen geben die Veränderung zum Handelsauftakt des Vortages an.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise steigen weiter an, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Sie befinden sich zwar nach wie vor in einem Abwärtstrend. Der wird nun aber Stück für Stück abgeschwächt. Man sollte den Preisanstieg als plausible Erwartung verstehen. Der Handel wird die Margen in dieser Lage wieder vergrößern. Dahinter steckt nicht nur Gier, sondern auch die risikobewusste Vernunft des seriösen Kaufmanns.
Das Bestellaufkommen für Heizöl ist trotz der hohen Preise recht lebhaft. Viele Verbraucher verabschieden sich wieder von der Erwartung eines fortgesetzten Preisrückgangs. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem immer noch ordentlichen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Langsam wagen wir uns wieder an die Trendkanäle zur Heizölpreisentwicklung heran. Mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine verloren die alten Betrachtungen ihr Fundament. Es brach eine neue Zeit an. Die findet derzeit nur in der 3-Monats-Ansicht mit einem an Intensität verlierenden Abwärtstrend Ausdruck. Die anderen Zeitbereiche werden wieder aufgenommen, sobald sie zusätzliche Perspektiven eröffnen.
Das mathematische Tiefpreis-System zeigt nur noch im Südosten Deutschlands ein Kaufsignal an.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wenn Sie Heizöl benötigen, sollten Sie präventiv kaufen. Es muss ja keine komplette Füllung des Tanks sein.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser. Weitere Informationen.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.