Internationaler Markt
Die russische Armee demonstriert in der Ukraine die totale Entmenschlichung frustrierter Soldaten. Bilder des Grauens rufen bei nichtbetroffenen und nicht in politischer Verantwortung stehenden Politkern und Medienschaffenden europäischer Länder emotionale Übersprungsreaktionen hervor, die sich in unreflektierten Handlungsaufrufen manifestieren. Meistgenannte Objekte sind dabei die Öl- und Gasversorgung aus Russland und Waffenlieferungen an die Ukraine. Bevorzugter Adressat scheint die deutsche Bundesregierung zu sein. Die bemüht sich inständig, ihre über den Tag hinaus konzipierte Reaktion auf den Wahnsinn zu erklären. Die mannigfaltigen Sachzwänge, die ihre Handlungsmöglichkeiten beschränken und die teilweise von den Rufern nach unverzüglicher, effektvoller Tat zuvor mit installiert wurden, finden weder Gehör noch Verständnis.
Einen sachlicheren Umgang mit dem Thema legen ausgerechnet die für ihre Wildheit bekannten Finanzjongleure an den Tag. Sie verschaffen dem Geschehen und seiner allgemeinen Gefahrenlage durch Preisbilder einen Ausdruck. Die einzelnen, unbekannten menschlichen Schicksale kommen darin nicht vor. Das ist auch nicht möglich, da es für sie, genau wie für Regierungen, um gesellschaftliche und systemische Funktionalität geht. Dieser Umstand wird in Krisen- und Kriegszeiten besonders deutlich.
Regierungen bauen die Sanktionen gegen Russland weiter aus. Dazu gehört selbstverständlich die Reduktion von Öl- und Gasimporten. Dem unvermeidlichen Mangel an Energie versuchen sie mit der Freigabe strategischer Ölreserven zu begegnen, die sie in einer konzertierten Aktion am Wochenende beschlossen haben. Zahlen darüber sollen im Laufe der Woche veröffentlicht werden. Vollständig abwenden können sie die aufziehende Energieknappheit in Europa damit nicht, zumal die OCEP-Allianz nicht in der Lage ist, ihre Zusagen zum Ölangebot einzuhalten. Das liegt einerseits am Unvermögen einiger Mitglieder, die Förderung hochzufahren, und andererseits an der Dominanz Russlands in der Gruppe, dessen Angebot nun zunehmend boykottiert wird. Positiv kann sich derweil ein vereinbarter Waffenstillstand zwischen jemenitischen Huthi-Rebellen und Saudi-Arabien auswirken, so er denn eingehalten wird, weil damit die Gefahr der Zerstörung von Ölanlagen und weiterem Angebotsschwund sinkt.
Das Öl, was Europa und die USA nicht mehr von Russland beziehen, wird seinen Weg nach Indien und China finden. Die Gespräche darüber laufen bereits. Es wird billig angeboten, um einen Käufer zu finden. Das von Indien und China nicht mehr importierte Öl anderer Anbieter, was wir zukünftig beziehen werden, wird einen höheren Preis haben, als das russische Öl. Der gleiche Wechsel wird mit russischem Gas vollzogen werden. Die Zeit zur Umlenkung der Pipelineströme ist allerdings länger als zur Umlenkung von Schiffsladungen voll Öl.
In der Debatte um die Neuorganisation europäischer Energieflüsse kommt der sparsame Umgang mit Öl und Gas noch ungenügend vor. Nach deutscher Gesetzeslage sind die Haushalte derzeit die am besten geschützte Instanz des Gasbezugs. Sparen müssen sie allenfalls aufgrund des Preises, den sich Verbraucher möglicherweise nicht mehr leisten können. Der Industrie kann man indes den Gashahn nach Ansage einfach abdrehen. Das kann folgenschwere Auswirkungen auf Unternehmen und Arbeitsplätze haben.
Zu kurz kommt darüber hinaus die Möglichkeit, Öl und Gas in Deutschland zu fördern. Die Diskussion darüber ist politisch nicht gewollt. Beim Öl wäre das aufgrund der geringen Menge nachvollziehbar. Aktuell werden kaum zwei Prozent des Bedarfs aus heimischen Feldern gefördert. Beim Gas sind es derzeit fünf Prozent. Im Jahr 2000 waren es noch 20 Prozent. In diese Richtung könnte man die Förderung nach dem Angebot der Industrie wieder treiben. Den Ball dazu hat die Regierung noch nicht aufgenommen.
An den Börsen haben die Ölnotierungen zum Wochenstart wieder einen Satz nach oben gemacht. Das passt zu der sich beruhigenden Wellenbewegung, die dem Impuls am Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine folgt. In anderen Worten, die Preise bewegen sich mit abnehmender Schwingung seitwärts.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 99,97 Dollar und das Barrel Brent zu 104,87 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 1.123,25 Dollar . Der US-Dollar kostet 0,9069 Euro . Damit kostet der Euro 1,1025 Dollar . Die Pfeile hinter den Zahlen geben die Veränderung zum Handelsauftakt des Vortages an.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise steigen ein wenig, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Der Beginn eines neuen Marschs in höhere Preisgefilde sollte das nicht sein. Zu erwarten ist vielmehr die Abbildung der Preisbewegungen des Weltmarkts. Die entsprechende Annäherung der heimischen Heizölpreise fand in den letzten zwei Wochen statt.
Im Binnenmarkt für Heizöl ist das Bestellaufkommen trotz der hohen Preise belebt. Viele Verbraucher glauben oder hoffen indes auf fallende Preise. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere einem sehr starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Das mathematische Tiefpreis-System zeigt in allen Regionen Deutschlands wieder einmal Kaufsignale an.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wenn Sie Heizöl benötigen, sollten Sie präventiv kaufen. Es muss ja keine komplette Füllung des Tanks sein.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser. Weitere Informationen.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.