Internationaler Markt
Die Ölpreise sind weiter gestiegen und die Stimmung an ICE und NYMEX bleibt zum Auftakt in die Wochenmitte preisstützend. Brent-Rohöl kostet fast 85 Dollar je Barrel. Das Jahrestief, das Brent im Mai Richtung 77 Dollar geführt hatte, ist Geschichte. Nachfragesorgen sind zwar nicht aus der Welt, jedoch deutlich in den Hintergrund gedrängt. Stattdessen erwarteten die Marktteilnehmer jetzt eine Angebotsknappheit im zweiten Halbjahr.
Dieser Sinneswandel hat seinen Ursprung in der Kommunikation der OPEC+. Sie relativierte zwischenzeitlich ihre Aussage, die zusätzlichen Produktionskürzungen ab Oktober zurückfahren zu wollen, und löste damit die Preiskorrektur aus. Die Trader vermuten, dass sich die Allianz flexibel auf die Marktumstände einstellen und die Kürzungen bei Bedarf länger beibehalten wird, um eine Überversorgung zu vermeiden und die Ölpreise in ihrem Sinne zu stabilisieren.
Eine schnellere Zinssenkung der US-Notenbank Fed erscheint Analysten zudem aktuell wieder möglich, nachdem die Einzelhandelsumsätze in den USA gestern schwächer ausfielen. Das gab den Ölfutures Rückenwind. Allerdings kann dieser jederzeit abflauen, wenn neue Konjunkturzahlen in eine andere Richtung weisen. Fed-Chef Jerome Powell hatte zuletzt bekräftigt, die Entscheidung über eine Zinssenkung abhängig von wichtigen Konjunkturdaten machen zu wollen. Außerdem hatte die Aussicht auf lediglich einen Zinsschritt in diesem Jahr bei der letzten Fed-Sitzung eigentlich für Ernüchterung gesorgt.
Heute früh überraschen die vorläufigen US-Ölbestandsdaten: Der Branchenverband API meldet einen Rückgang der Benzinvorräte bei gleichzeitigem Anstieg der Rohölreserven. Experten hatten die Entwicklung genau umgekehrt für die abgelaufene Berichtswoche erwartet. Mit der Nachricht über rückläufige Benzinvorräte keimt bei den Tradern die Hoffnung auf, dass die bislang eher enttäuschende Sommernachfrage nun doch ins Laufen kommt. Das hat stützendes Potenzial. Klarheit dürften die umfangreicheren offiziellen Daten des US-Energieministerium DOE bringen. Sie erscheinen am Donnerstag um 17 Uhr, wegen eines US-Feiertags einen Tag später als üblich.
Die Notierungen an den Ölbörsen starten heute Morgen leicht unterhalb ihrer gestrigen Tageshochs und tendieren zur Stunde abwärts. Ob dem Aufwärtsdrang bereits die Luft ausgeht, muss der Handelstag zeigen.
Das Barrel der US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht aktuell bei 81,13 Dollar . Brent kostet 84,93 US-Dollar das Barrel . Eine Tonne Gasöl wird zu 781,50 Dollar gehandelt . Der US-Dollar kostet heute Morgen 0,9310 Euro . Damit ist der Euro für 1,0738 Dollar zu haben . Die Pfeile zeigen die Veränderung der Preise im Vergleich zum Handelsauftakt des Vortages an.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise legen zu und folgen damit den gestiegenen Rohölpreisen am internationalen Markt. Auch die höheren Frachtkosten in der Binnenschifffahrt machen sich noch bemerkbar. Auslöser waren die massiven Regenfälle der vergangenen Wochen, die zu Sperrungen von Wasserstraßen im Südwesten Deutschlands geführt hatten.
Die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt zur Stunde im Binnenland einen Durchschnittspreis von rund 99,90 Euro je 100 Liter (Standardlieferung 3.000 Liter).
Das Bestellaufkommen ist vergleichsweise niedrig. Enttäuscht über den Preisanstieg haben sich die meisten Heizölkunden wieder auf eine Beobachterposition zurückgezogen.
Das Schwarm-O-Meter für Heizöl zeigt eine mittlere Kaufbereitschaft. Es misst die tatsächlich aufgegebenen Bestellungen nach einer Preisanfrage. Heizölkunden blicken derzeit weniger optimistisch auf mögliche Preisrücksetzer in naher Zukunft. In der tagesaktuellen Lesereinschätzung erwarten 67 Prozent künftig sinkende Preise.
Auch wenn sich die Heizölpreise von ihrem Jahrestief wieder deutlich entfernt haben, gehören sie auf Jahressicht doch zu den günstigeren.
Orientierungshilfe für alle Unentschlossenen: Wer Heizöl braucht, kann sich jetzt mit einer Bestellung Sicherheit kaufen. Wer lieber spekuliert, sollte die Preisentwicklung eng beobachten.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.