Internationaler Markt
Die Ölpreise legten gestern weiter zu und stoppten erst wenige Cent vor der 90-Dollar-Marke. Auch am heutigen Morgen bleibt Brent-Rohöl deutlich über 89 Dollar je Barrel und damit dem höchsten Stand seit einem halben Jahr.
Dennoch ist keine Verknappung von Rohöl im Markt erkennbar. Der Anstieg wirkt eher spekulativ. Viele Trader gehen davon aus, dass die Summe mehrerer Faktoren ausreicht, den aktuellen Preisanstieg zu rechtfertigen.
Dazu gehören im Moment vor allem die Angebotsrisiken im Nahen Osten. Teheran hat Vergeltung für den Angriff Israels auf hochrangige Militärs in Damaskus angekündigt. Der Iran ist bekanntlich der Drahtzieher und der wichtigste Unterstützer hinter den meisten terroristischen Gruppen in der Region, von der Hamas im Gazastreifen über die Hisbollah im Südlibanon, mehrere Milizen in Syrien und Irak, bis zu den Huthis im Jemen, die seit einigen Monaten die Schiffe im Golf von Aden angreifen. In den letzten Jahren ist nach solchen Ankündigungen allerdings wenig geschehen. Die ohnehin nicht sehr stabil wirkende Theokratie in Teheran scheute bisher den offenen Schlagaustausch mit Israel oder den USA.
Im Ölmarkt selbst dürfte auch das anstehende Treffen der Kartellstaaten der OPEC+ für wenig Veränderung sorgen. Noch immer halten die Ölexporteure fast fünf Millionen Barrel vom Markt fern, um die Preise zu stützen. Dabei wird es vermutlich auch bleiben.
Die Lage in Russland ist dagegen weniger klar. Ukrainische Drohnenangriffe und die Sanktionen sorgen dafür, dass etwa zehn Prozent der Raffineriekapazitäten lahmliegen oder zumindest nur eingeschränkt arbeiten. Die Exporte von Benzin wurden gestoppt. Auch die Rohölförderung soll gedrosselt werden, was Moskau allerdings mit den OPEC-Absprachen begründet.
Der Wochenbericht zum amerikanischen Ölmarkt zeigt ebenfalls, dass die Lage beim Rohöl noch immer relativ entspannt ist. Dort sind die Lagerbestände gestiegen. Dafür sanken die Benzinvorräte erneut um über 4 Mio. Barrel. Auch die Ölnachfrage insgesamt zeigt sich robust und liegt über dem Vorjahr. Hier zusammenfassend die aktuellen Werte aus dem Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums (DOE) und des Branchenverbandes der Ölindustrie (API). Die Daten zeigen die Veränderungen zur Vorwoche:
Rohöl: +3,2 Mio. Barrel (DOE) bzw. -2,3 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: -1,3 Mio. Barrel (DOE) bzw. -2,5 Mio. Barrel (API)
Benzin: -4,3 Mio. Barrel (DOE) bzw. -1,4 Mio. Barrel (API)
Ölproduktion in den USA: 13,1 Mio. Barrel pro Tag (0,9 Mio. über Vorjahreswert)
Ölnachfrage in den USA (4-Wochen-Durchschnitt): 20,3 Mio. Barrel pro Tag (0,3 Mio. über Vorjahreswert)
Der Handel an den europäischen Ölbörsen geht am Morgen mit nur geringen Umsätzen los. Brent-Rohöl kostet aktuell 89,35 US-Dollar je Barrel . Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 85,37 US-Dollar je Barrel . Rotterdamer Gasoil notiert bei 856,25 Dollar je Tonne . Der US-Dollar ist 0,9219 Euro wert . Damit steht der Euro bei 1,0843 Dollar . Die Pfeile zeigen die Veränderung der Preise im Vergleich zum gestrigen Handelsauftakt.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise folgen den internationalen Vorgaben und ziehen an. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von 105-106 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Der Anstieg ist allerdings recht verhalten. Während sich Rohöl auf dem höchsten Stand seit dem letzten Oktober bewegt, liegt Heizöl noch immer knapp zehn Prozent darunter.
Das liegt nicht nur am milden Winter, sondern vor allem an den relativ schwachen Preisen für Gasoil, dem Vorprodukt der Raffinerien für Diesel und Heizöl. Das zeigt sich auch an den Tankstellen, wo die Preise für Benzin schon seit einigen Wochen stärker anziehen als beim Diesel.
Der Heizölmarkt bleibt daher weiterhin entspannt. Die Zahl der Bestellungen liegt nur auf einem durchschnittlichen Niveau. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, ist nach einem kurzen nervösen Anfall wieder auf eine mittlere Position zurückgefallen. Allerdings musste der Preisoptimismus Federn lassen. In der täglich ermittelten Lesereinschätzung erwarten nur noch knapp 60 Prozent der Stimmen einen Preisrutsch. Das liegt weit unter dem Durchschnitt.
Fazit: Die aktuellen Schlagzeilen über Russland und den Nahen Osten sorgen für Nervosität. Das sollte allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Ölmarkt noch immer gut versorgt ist. Wer keine Risiken eingehen will, kann jetzt ordern. Für Panikkäufe gibt es keinen Grund.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und steigender CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.