Internationaler Markt
Die Ölpreise zogen gestern kräftig an und halten heute Morgen ein Niveau von knapp über 85 Dollar je Barrel. Das ist der höchste Preis für Brent-Rohöl seit November. Die relativ ruhige Seitwärtsbewegung der letzten Monate ist damit erst einmal beendet.
Die wichtigsten Impulse kommen einmal mehr aus den USA, dem größten Ölproduzenten und auch größten Ölverbraucher der Welt. An die 20 Prozent des globalen Ölangebots werden dort konsumiert und produziert. Auch bieten die USA im Vergleich zu Europa oder Asien die aktuellsten Daten zum Ölmarkt. Kein Wunder also, dass die Ölwelt regelmäßig gen Amerika blickt und dass amerikanische Trader zur Nabelschau neigen.
Der Preisanstieg ging schon am Mittwoch los. Die US-Energiebehörden meldeten einen starken Rückgang der Lagerbestände für Benzin, ausgerechnet kurz vor der üblichen „Driving Season“. Auch die Rohöllager schrumpften, während die heimische Ölförderung zurückging.
Gestern nun veröffentlichte die Internationale Energieagentur ihren mit Spannung erwarteten Monatsbericht zum globalen Ölmarkt. Schon seit einiger Zeit driften die Markteinschätzungen der wichtigsten Ölmarktbeobachter auseinander. Während die IEA bislang eine nur gemächlich wachsende Ölnachfrage in diesem Jahr erwartet, liegen die Zahlen der meisten anderen Behörden und Consultants leicht oder sogar stark darüber.
Die neuen Zahlen der IEA revidieren nun die Prognose zur Ölnachfrage deutlich nach oben. Vor einigen Monaten erwartete man noch einen Anstieg um 0,9%. Jetzt liegen die Zahlen schon bei +1,4%. Vor allem in den USA, aber auch in Europa wird im laufenden Quartal mehr Öl verbraucht als erwartet. Gleichzeitig könnte das Ölangebot bescheidener ausfallen. Diverse technische oder wetterbedingte Störungen sowie die Förderdisziplin des Ölkartells OPEC+ sind dafür verantwortlich.
Die weltweite Ölversorgung könnte also knapper sein als vermutet. Die entspannte Preisentwicklung der letzten Monate passt offensichtlich nicht zu dieser Einschätzung. Prompt zogen die Notierungen für Brent-Rohöl an.
Viele Trader sind ohnehin nervöser als sonst. Die Konflikte im Nahen Osten schwelen weiter und behindern nach wie vor den Tankerverkehr. Hinzu kommen die Angriffe ukrainischer Drohnen auf russische Raffinerien. Theoretisch wird durch Raffinerieausfälle mehr Rohöl für den Export frei, wie der russische Energieminister betont, aber in der Praxis sorgt es erst einmal für Probleme, da das Rohöl in den falschen Regionen und Tanklagern gelandet ist.
Heute Morgen geht es erst einmal mit geringen Preisausschlägen weiter. Die europäischen Ölbörsen warten auf neue Impulse aus den USA. Brent-Rohöl kostet aktuell 85,12 US-Dollar je Barrel . Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 80,88 US-Dollar je Barrel . Rotterdamer Gasoil notiert bei 830,00 Dollar je Tonne . Der US-Dollar ist 0,9188 Euro wert . Damit steht der Euro bei 1,0879 Dollar . Die Pfeile zeigen die Veränderung der Preise im Vergleich zum gestrigen Handelsauftakt.
Nationaler Markt
Heizöl wird etwas teurer, aber die Aufschläge halten sich in Grenzen. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von knapp 102 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).
Noch immer profitieren die Verbraucher von den eher schwachen Preisen für Gasoil, dem Vorprodukt der Raffinerien für Heizöl und Diesel. Dort gab es im Spätherbst sehr hohe Margen, die nun aber schrittweise auf ein Normalmaß reduziert wurden. Dadurch können die Heizölpreise seit Monaten leicht sinken, während Rohöl teurer geworden ist.
Zudem sind die meisten Haushalte im Moment gut versorgt. Bestellt wird nur bei Angeboten, die preislich attraktiv erscheinen. Die Bestellmengen gehen daher in dieser Woche schon wieder zurück.
Auch das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steht nur auf der mittleren Position. Die tägliche Lesereinschätzung zeigt ebenfalls nur noch einen durchschnittlichen Preisoptimismus.
Noch ist unklar, ob oder wann sich die höheren Rohölpreise auch im deutschen Heizölmarkt stärker bemerkbar machen. Trotz des kleinen Preissprungs an den Ölbörsen besteht noch kein Grund zur Kaufpanik. Trotzdem sollte man die Entwicklung nun aufmerksamer als sonst verfolgen.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und steigender CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.