Internationaler Markt
In der letzten Nacht gab es offenbar mehrere Explosionen nahe der zentraliranischen Stadt Isfahan. Dort befindet sich ein großer Armeestützpunkt. Vermutlich handelt es sich um einen israelischen Drohnen- oder Raketenangriff, also die Reaktion auf den großangelegten iranischen Angriff auf Israel vom letzten Wochenende. Die Machthaber in Teheran sind bemüht, den aktuellen Vorfall herunterzuspielen. Die Schäden seien gering. Der zivile Luftverkehr laufe schon wieder normal.
Wenn sich die Berichte bestätigen, dann sind offenbar beide Länder bemüht, eine Eskalation zu vermeiden. Atomexperten vermuten, dass Teheran nur noch wenige Monate braucht, um seine erste funktionsfähige und transportfähige Atombombe herzustellen. Es lag daher auch ein großangelegter Angriff gegen die gut geschützten iranischen Atomanlagen in der Luft. Israel verfügt seinerseits schon seit mehreren Jahrzehnten über eigene Atomwaffen.
Die Ölhändler gerieten nach den ersten Meldungen in der Nacht jedoch erst einmal in Panik. Der Preis für Brent-Rohöl sprang im asiatischen Handel in wenigen Stunden von 87 auf knapp 91 Dollar je Barrel. Erst allmählich setzte sich die Erkenntnis durch, dass der Militärschlag vergleichsweise moderat ausgefallen war. Prompt gaben die Ölpreise wieder nach. Im Moment steht Brent-Rohöl bei 88 Dollar je Barrel.
Die Schwäche der Ölpreise könnte sich also fortsetzen. Im Moment belastet vor allem der eingetrübte Zinsausblick in den USA die Finanzmärkte. Aus Sicht der amerikanischen Zentralbanker fallen die Inflationsraten nicht schnell genug, um schon jetzt die Leitzinsen zu senken. Die Verzögerung drückt weltweit auf die Stimmung in den Rohstoff- und Aktienmärkten.
Auch bei den Ölprodukten gibt es Warnsignale. Der Absatz von Gasoil/Diesel, dem wichtigsten Ölprodukt weltweit, lahmt in den USA ebenso wie in Asien und Europa. Das liegt vor allem an der schwachen Konjunktur in Europa und China, aber auch daran, dass Diesel im europäischen PKW-Markt wieder aus der Mode gekommen ist. In Asien oder in den USA konnten Diesel-PKW ohnehin nie richtig Fuß fassen. Der schwache Kraftstoffabsatz vermiest nun den Raffinerien das Geschäft. Die Ölkonzerne erhöhen im Gegenzug die Benzinpreise. Dort ist die Nachfrage vergleichsweise stabil.
Der heutige Handelsstart an den europäischen Ölbörsen ist nervös. Brent-Rohöl kostet am Morgen 88,16 US-Dollar je Barrel . Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 83,90 US-Dollar je Barrel . Rotterdamer Gasoil notiert bei 784,75 Dollar je Tonne . Der US-Dollar ist 0,9390 Euro wert . Damit steht der Euro bei 1,0648 Dollar . Die Pfeile zeigen die Veränderung der Preise im Vergleich zum gestrigen Handelsauftakt.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise reagieren bisher nur wenig auf die aktuellen Ereignisse in Nahost. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt aktuell einen landesweiten Durchschnittspreis von knapp 101 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Das liegt nur geringfügig über dem gestrigen Niveau.
Die verhaltene Reaktion kommt nicht überraschend. Zum einen haben sich die internationalen Rohölmärkte schon wieder beruhigt, auch wenn die Preise dort etwas gestiegen sind. Zum anderen schwächeln die Preise für Gasoil, dem Vorprodukt der Raffinerien für Heizöl und Diesel. Die Händler können also günstig einkaufen, während der ganze Heizöl/Diesel-Markt erst einmal seine unverkauften Vorräte im Markt unterbringen muss.
Die Heizölverbraucher sind hin- und hergerissen. Sie sind einerseits angesichts der Lage in Nahost nervös und reiben sich andererseits angesichts der unerwartet stabilen Preise die Augen. Die Zahl der Bestellungen ist daher sehr hoch. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, zeigt in dieselbe Richtung. Mittlerweile legt auch der Preisoptimismus wieder zu. Die tägliche Lesereinschätzung zeigt, dass über 80 Prozent der Stimmen auf einen Preisrutsch setzen.
In der Tat sind die Heizölpreise seit Monatsbeginn um fünf Prozent gefallen, trotz der Ereignisse im Iran. Das Abwärtspotenzial ist vermutlich nicht mehr groß, aber andererseits besteht auch kein Grund zur Panik. Im Moment könnte es sich lohnen, in aller Ruhe nach einem passenden Angebot Ausschau zu halten.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und steigender CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.