Internationaler Markt
Die Rohölpreise halten sich nur noch mit Mühe über der Marke von 90 Dollar je Barrel. Der Preisanstieg der letzten Wochen hat offenbar an Dynamik verloren. Brent-Rohöl kostet am Morgen 90,5 Dollar je Barrel.
Das ist auf den ersten Blick überraschend, denn der Nahe Osten stellt sich auf eine Eskalation der Gewalt ein. Teheran kündigte eine massive Vergeltung für den israelischen Angriff auf hochrangige Militärs in Damaskus an. Auch die Hamas könnte auf die Nachricht reagieren, dass offenbar mehrere Söhne des Hamas-Führers getötet wurden. Doch in den letzten Jahren hielt sich Teheran in vergleichbaren Situationen eher zurück. Die Machthaber steuern die Akteure der diversen terroristischen Milizen in der Region normalerweise lieber aus dem Hintergrund.
Trotzdem muss das Regime reagieren, um in der muslimischen Welt nicht sein Gesicht zu verlieren. Erneut wurde eine mögliche Sperrung der wichtigsten Ölroute der Welt, der Straße von Hormuz, ins Spiel gebracht. Doch das halten Ölmarktbeobachter für eher unwahrscheinlich, da in diesem Fall auch der Iran seine Exporte stoppen müsste, was wiederum Peking, den wichtigsten Verbündeten Teherans, verärgern könnte.
Außerhalb der Krisenregion dämpfen die aktuellen Trends eher die Ölpreise. Überraschend hohe Inflationsraten und der sehr robuste Arbeitsmarkt verzögern derzeit die Zinswende in den USA. Das macht es auch für die EZB schwieriger, die Zinsen zu senken, ohne gleichzeitig den Euro zu schwächen. Anhaltend hohe Zinsen dämpfen jedoch die Konjunktur weltweit und damit die Ölnachfrage. Gleichzeitig bleiben die Kredite für die Hedgefonds teuer, die zumeist auf steigende Ölpreise wetten.
Den zweiten Dämpfer lieferte gestern der Wochenbericht zum amerikanischen Ölmarkt. Er zeigte stark steigende Rohölvorräte. Auch die Tanklager für Diesel/Heizöl und sogar für Benzin verzeichneten steigende Mengen. Gleichzeitig rutschte die nationale Ölnachfrage unter die Vorjahreswerte. Alles zusammen deutet auf eine zumindest im Moment entspannte Ölversorgung in den USA.
Hier zusammenfassend die aktuellen Werte aus dem Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums (DOE) und des Branchenverbandes der Ölindustrie (API). Die Daten zeigen die Veränderungen zur Vorwoche:
Rohöl: +5,8 Mio. Barrel (DOE) bzw. +3,0 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: +1,7 Mio. Barrel (DOE) bzw. +0,1 Mio. Barrel (API)
Benzin: +0,7 Mio. Barrel (DOE) bzw. -0,6 Mio. Barrel (API)
Ölproduktion in den USA: 13,1 Mio. Barrel pro Tag (0,8 Mio. über Vorjahreswert)
Ölnachfrage in den USA (4-Wochen-Durchschnitt): 19,9 Mio. Barrel pro Tag (0,1 Mio. unter Vorjahreswert)
Am Morgen suchen die Händler einen Kompromiss zwischen den geopolitischen Spannungen in Nahost und den beruhigenden Nachrichten aus dem Ölmarkt selbst. Brent-Rohöl kostet aktuell 90,49 US-Dollar je Barrel . Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 86,20 US-Dollar je Barrel . Rotterdamer Gasoil notiert bei 838,25 Dollar je Tonne . Der US-Dollar ist 0,9311 Euro wert . Damit steht der Euro bei 1,0736 Dollar . Die Pfeile zeigen die Veränderung der Preise im Vergleich zum gestrigen Handelsauftakt.
Nationaler Markt
Die Preise im deutschen Heizölmarkt legen nach dem deutlichen Rückgang der letzten Tage jetzt wieder leicht zu. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt aktuell einen landesweiten Durchschnittspreis von 103-104 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Damit sind die Heizölpreise wieder in die Mitte des Seitwärtskorridor zurückgeschwenkt, der schon seit dem letzten November das Geschehen prägt.
Der Heizölmarkt profitiert vor allem von der Schwäche bei Gasoil, dem Vorprodukt der Raffinerien für Diesel und Heizöl. Hier konnten die Raffinerien im letzten Herbst sehr hohe Margen im Markt durchsetzen. Diese Übertreibungen werden jetzt korrigiert, weil die Nachfrage weit hinter den Erwartungen zurückbleibt.
Das gilt nicht nur für Diesel, sondern auch für Heizöl. Viele Haushalte haben sich im letzten Sommer und Herbst eingedeckt. Nach dem sehr milden Winter ist der Kaufdruck jetzt gering. Die Zahl der Bestellungen liegt merklich unter dem Durchschnitt.
Auch das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, zeigt eine entspannte Haltung und bleibt auf der mittleren Position. Gleichzeitig steigt der Optimismus. Die tägliche Lesereinschätzung zeigt, dass wieder über 80 Prozent der Stimmen mit fallenden Preisen rechnen. In der letzten Woche waren es nur um die 60 Prozent.
Der deutsche Heizölmarkt wirkt damit ähnlich wie der globale Ölmarkt gut versorgt. Die Konflikte in Nahost konnten den Markt bislang nicht aus dem Tritt bringen. Wer nur noch wenig im Tank hat, kann sich jetzt in aller Ruhe nach günstigen Angeboten umsehen.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und steigender CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.