Internationaler Markt
Spekulanten setzten auf steigende Preise für Rohöl aus der Nordsee. An der Börse wird das Öl aus einer Vielzahl von Quellen in einer Vielzahl von Qualitäten über den Kontrakt für die Referenzsorte Brent gehandelt. Das Brent-Papier vertritt international europäisches Rohöl. Das amerikanische Pendant dazu ist West Texas Intermediate (WTI). Dieser Kontrakt ist die Referenz für eine breite Variation von Rohölen aus unterschiedlichen Regionen Nordamerikas, die im Tagebau, in klassischen Förderverfahren und mittels Fracking-Technologie verfügbar gemacht werden. WTI-Papiere auf steigende Preise werden von Spekulanten zurzeit ausgemustert.
Die Preisbildung der beiden Kontrakte erfasst nicht nur die physische Angebotslage. Darin enthalten ist auch die relationale Nachfrage. Zudem erfasst der Handel mit Brent-Papieren nicht allein den europäischen Markt. Er schließt Entwicklungen im Nahen Osten und bisweilen sogar in Asien ein.
Analysten der Investmentbank Barclays haben ihre Preisprognose für Rohöl-Brent im Jahr 2025 leicht von 85 auf 83 Dollar gesenkt. Für das vierte Quartal 2025 erwarten sie allerdings einen durchschnittlichen Preis von 80 Dollar. Damit läge er unter dem Jahresdurchschnitt. Trotz dieser Senkung liegt die Barclays-Prognose von 83 Dollar deutlich über dem aktuellen Preisniveau von 74 Dollar und auch höher als die Vorhersagen vieler anderer Experten.
Während der Markt allgemein von einer möglichen Überversorgung im Jahr 2025 ausgeht, zeigt sich Barclays einigermaßen bullisch und rechnet mit einer ausgeglicheneren Angebots-Nachfrage-Balance. Sie begründen das mit einer Verlängerung der Produktionskürzungen von OPEC-Plus um mindestens ein weiteres Quartal. Die Allianz hatte erst neulich eine Lockerung der Kürzungen auf April verschoben. Die Experten betonen, dass das erwartete Ungleichgewicht für 2025 bereits in den aktuellen Preisen berücksichtigt sei. Sie bleiben zuversichtlich bei ihrer Prognose von 83 Dollar, die etwa 10 Dollar über dem aktuellen Preisniveau liegt.
Letztendlich sitzt OPEC-Plus am Steuerrad der Preisentwicklung, solange sie die eindrucksvolle Disziplin der vergangenen Jahre wahren kann. Die Allianz ist in der Lage, nahezu jeder physischen Marktentwicklung einen Ausgleich zu verschaffen. Wenn die Entwicklung allerdings dazu führen sollte, dass die Gruppe weitere Kürzungen erlassen müsste, wäre der Zusammenhalt immer schwieriger herzustellen. Die ersehnte Lockerung der Produktionskürzungen wird wahrscheinlich eher für 2026 als für 2025 zu erwarten sein.
Kurzfristig schauen Finanzjongleure auf die US-Notenbank. Dort berät man heute und morgen über die Geldpolitik. Am Ende steht eine Zinsentscheidung, die in einer Dosis von -0,25 Prozent bereits in den Ölpreisen eingepreist sein dürfte. Sollte der Rückgang deutlicher ausfallen, wäre das vermutlich ein Startsignal für eine kleine Preisrallye. Man erwartet von geringeren Zinsen einen allgemeinen Nachfrageanschub. Der beträfe auch den Ölkonsum.
Heute Morgen zeigen die Ölbörsen das Gegenteil dieser Erwartung. Die Notierungen fallen recht deutlich abwärts. Ursächlich ist dem Vernehmen nach kein äußeres Ereignis, sondern ein charttechnisches Motiv. Es handelt sich also um Börsenkosmetik nach dem Motto: im Zweifel für den Seitwärtstrend.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 70,10 Dollar und das Barrel Brent zu 73,40 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 679,75 Dollar . Der US-Dollar kostet aktuell 0,9536 Euro . Damit kostet der Euro 1,0484 Dollar . Die Pfeile hinter den Zahlen geben die Veränderung zum Handelsauftakt des Vortags an.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise bewegen sich kaum, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Am internationalen Markt geht es indes bergab. Dass die Heizpreise in den nächsten Tagen nicht den internationalen Notierungen folgen, liegt nahe, da die nationale Erhöhung der CO2-Abgabe eingepreist wird. Das ist ein Muss bei Lieferungen, die absehbar erst im neuen Jahr erfolgen können. Die Trendkanäle bleiben vom aktuellen Geschehen unberührt. Der übergeordnete Trend weist weiter seitwärts mit einem Hauch von Abwärtsneigung. Zu besichtigen ist das in der 6-Monats-Ansicht. Die 3- und 12-Monats-Ansichten zeigen sogar abwärts.
Neujahr ist der Stichtag für die weitere Erhöhung der CO2-Abgabe zur Rettung des Weltklimas. Der neue Nettopreis (exkl. MwSt.) für das bei der Verbrennung fossilen Heizöls emittierte CO2 beträgt 55 € pro Tonne oder 14,6 Cent pro Liter. Die Bruttodifferenz (inkl. MwSt.) zum gegenwärtigen CO2-Preis beträgt 3,2 Cent pro Liter. In anderen Worten, ab dem 01.01.2025 wird Heizöl definitiv 3,2 Cent teurer. Im Gegensatz zu allen anderen Veränderungen des Heizölpreises ist diese Preiserhöhung vorhersagbar.
Die Heizölnachfrage im Binnenmarkt wurde mit dem Preisanstieg der letzten Woche gedrosselt. Die Hoffnung auf günstigere Preise lässt ebenfalls Federn. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem wenig inspirierten Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle unentschlossenen Kunden lautet: Wer Sicherheit will, kauft zum gegenwärtigen Preis. Wer hinreichend Heizöl im Tank hat, sollte die Spekulation auf tiefere Preise riskieren.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.