Internationaler Markt
Wie erwartet ließ die amerikanische Zentralbank gestern das angepeilte Zinsniveau unverändert. Die Finanzmärkte atmen auf. Die gute Stimmung zieht auch den Ölpreis mit nach oben. Mit knapp 86 Dollar je Barrel steht er aktuell einen Dollar über dem gestrigen Wochentief.
Die Trader ignorieren damit weiterhin die möglichen Folgen eines neuen Nahostkriegs für den Ölmarkt. Wenn überhaupt, dann wird er als zusätzliche Belastung für die Weltwirtschaft und damit die Ölnachfrage interpretiert. Zusammen mit der jetzt schon schwachen Ölnachfrage auf beiden Seiten des Atlantiks und der unklaren Lage in China gibt es damit wenig Anlass, den Pfad Richtung 100 Dollar je Barrel wieder aufzunehmen.
In der Tat hat der Krieg zwischen Israel und Hamas bislang keine Folgen für die Ölversorgung. Doch das ist vermutlich zu kurz gedacht. Eine militärische Eskalation Richtung West Bank, Libanon und Syrien wirkt im Moment sehr wahrscheinlich. Damit ist eine Konfrontation mit dem Iran, direkt oder indirekt, fast unvermeidlich. Zumindest eine Verschärfung der Sanktionen gegen Teheran steht dann wieder im Raum. Die derzeit steigenden Ölexporte des Mullah-Regimes, vor allem Richtung China, könnten dadurch merklich reduziert werden. Aber auch die angespannte innenpolitische Lage im Irak könnte die Ölausfuhren jederzeit beeinträchtigen.
Weniger dramatisch fiel der gestrige Wochenbericht zum amerikanischen Ölmarkt aus. Die Lagerbestände haben sich kaum verändert, was im Moment vor allem die Diesel- und Heizölpreise in den USA entlastet. Die Ölförderung im eigenen Land stürmt weiter von einem Rekord zum nächsten. Im Moment werden 1,3 Mio. Barrel pro Tag mehr gefördert als vor einem Jahr. Gleichzeitig bleibt die amerikanische Ölnachfrage unter den Erwartungen.
Damit sind die USA das Land mit dem größten Förderzuwachs weltweit. Das entlastet im Moment den gesamten Weltmarkt, denn diese Summe entspricht ziemlich genau den zusätzlichen Förderkürzungen von Saudi-Arabien und Russland.
Hier die gestern gemeldeten Veränderungen im Vergleich zur Vorwoche. Die Zahlen stammen aus den Wochenberichten des Energieministeriums (DOE) und des Branchenverbandes der Ölindustrie (API):
Rohöl: +0,8 Mio. Barrel (DOE) bzw. +1,3 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: -0,8 Mio. Barrel (DOE) bzw. -2,5 Mio. Barrel (API)
Benzin: +0,1 Mio. Barrel (DOE) bzw. -0,4 Mio. Barrel (API)
Ölproduktion in den USA: 13,2 Mio. Barrel pro Tag (1,3 Mio. über Vorjahreswert)
Ölnachfrage in den USA (4-Wochen-Durchschnitt): 20,4 Mio. Barrel pro Tag (0,1 Mio. unter Vorjahresniveau)
Zum heutigen Handelsstart dreht sich jedoch alles um die Zinsperspektiven. Brent-Rohöl kostet am Morgen 85,85 US-Dollar je Barrel . Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 81,71 US-Dollar je Barrel . Rotterdamer Gasoil notiert bei 887,75 Dollar je Tonne . Der US-Dollar ist 0,9433 Euro wert . Damit steht der Euro bei 1,0599 Dollar . Die Pfeile zeigen die Veränderung der Preise im Vergleich zum gestrigen Handelsauftakt.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise bewegen sich in dieser Woche nur wenig. Auch heute zeigt die Heizölpreis-Tendenz am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von 111-112 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Das liegt nur etwa vier Prozent unter dem Jahreshoch, aber weit unter den Vorjahreswerten, als noch über 140 Euro fällig waren.
Der Heizölmarkt wirkt weiterhin aktiv, aber entspannt. Die Zahl der Bestellungen liegt auf einem durchschnittlichen Niveau. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, bleibt dazu passend auf der mittleren Stufe: Es wird geordert, aber von Kaufpanik ist nichts zu spüren.
Immerhin drei von vier Stimmen rechnen in der täglichen Lesereinschätzung mit einem Rückgang der Heizölpreise in den nächsten Tagen. Auch das trägt zur Kaufzurückhaltung bei.
Die Lage bleibt jedoch unübersichtlich. Eine wahrscheinliche Eskalation in Nahost wird im Moment noch zugunsten der schwachen Ölnachfrage und der stabilen Zinsen ignoriert. Das kann sich jedoch schnell ändern. Wer nur noch wenig im Tank hat, sollte daher rechtzeitig vorsorgen.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der globalen Klimakrise und der demnächst wieder steigenden CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.