Internationaler Markt
Der Unfriede weltweit und in vielen Gesellschaften ist groß. Er schürt Unsicherheit und Sorgen. An den Börsen hegt man Aversionen gegen derartige Umstände. Spekulative Finanzgeschäfte zeigen erratische Kursverläufe. Die Ölpreise bilden die Lage als Fieberkurve ab. Dass diese Kurve in der Gegenwart nicht stetig steigt, zeugt von einem soliden wirtschaftlichen Fundament in der gestörten Welt. Gleiches kann man beim Blick auf die Aktienbörsen feststellen. Nichts spricht für irgendeine Form von Zusammenbruch oder gar Untergang. Im Gegenteil, dort werden seit über drei Monaten Gewinne eingesammelt, die in den zwei Jahren zuvor vermeintlich versäumt wurden.
Die extreme Entwicklung der Gasölpreise wurde während der letzten Woche relativiert, so dass der Ölkomplex insgesamt wieder einigermaßen ausgewogen dasteht. Sowohl Rohöl als auch Gasöl bewegen sich auf dem Preisniveau von Februar 2023. Unter Finanzjongleuren werden seit geraumer Zeitwerden die gleichen Themen gehandelt, Angebot und Nachfrage, Nahostkonflikt und Zinsentwicklung in den USA.
Es herrscht Einigkeit darüber, dass der Markt auf Sicht betrachtet gut mit Öl versorgt ist. Hinsichtlich des Umfangs der guten Versorgung liefern die drei wichtigsten Datenquellen, EIA (US-Energieministerium), OPEC (Organisation der ölexportierenden Länder, IEA (Internationale Energieagentur) unterschiedliche Prognosen. Am positivsten wird die Lage von der IEA eingeschätzt. Die von Mitgliedsstaaten der OECD finanzierte Agentur sieht den Markt im Jahresverlauf 2024 immer üppiger versorgt.
Sollte die OPEC-Plus ihre freiwilligen Zusatzkürzungen nicht nach dem bisher vereinbarten März-Termin fortsetzen, wird eine veritable Überversorgung provoziert. Die Summe aller Kürzungen der Allianz, mit Abkommen geregelte und freiwillige, ließen ihre Reservekapazitäten auf die beeindruckende Leistung von 6,4 Millionen Barrel pro Tag ansteigen. Damit könnte man problemlos alle denkbaren Produktionsstörungen ausgleichen. Nicht zuletzt dieser Umstand vermag von Krieg und Scharmützeln aufgerüttelte Börsianer immer wieder zu besänftigen.
Die globale Ölnachfrageentwicklung wird von der OPEC am ambitioniertesten prognostiziert. IEA und EIA sehen diese zurückhaltender voranschreiten. Angesichts der genannten OPEC-Plus-Reservekapazitäten ist allerdings kein Szenario denkbar, das auch nur im Entferntesten auf einen Mangel hindeuten würde. Mit Blick auf die wirtschaftlichen Perspektiven der beiden größten Volkswirtschaften der Welt wäre sogar eher mit weniger Wachstum zu rechnen, als derzeit angekündigt ist.
Der Nahostkonflikt bleibt bis auf Weiteres ein barbarisches Störelement, das die Ölpreise immer wieder durchschütteln wird. Dabei erfahren ähnliche Attacken je nach Tagesstimmung unterschiedliche Würdigung. Diese folgt keiner Regel, sondern reiner Willkür. Ein Beispiel hierfür ist der Raketenbeschuss eines Öltankers am Wochenende, dem keine börsliche Reaktion folgt. Im Gegenteil, heute Morgen fallen die Ölnotierungen. Vor dem skizzierten Hintergrund wird sich so gut wie jede denkbare Übertreibung im Ölpreis nach kurzer Zeit wieder auflösen.
Die am heißesten diskutierte Frage unter Finanzjongleuren bleibt die Zinspolitik der US-Notenbank. Den Zinsen wird die Macht über die wirtschaftliche Entwicklung der USA zugeschrieben. Damit verbunden ist die Ölnachfrage. Sie wird aufgrund nicht fallender Zinsen mindestens als gedämpft erwartet. Diese These gibt dem prognostizierten Angebotswachstum noch mehr Gewicht.
An den Ölbörsen geht es zur Stunde abwärts. Dabei bewegen sich die Rohölnotierungen sehr moderat. Die Gasölnotierungen trifft es indes heftig. Die Tagesentwicklung ist schwer einschätzbar, da die US-Börsen heute im Feiertagsmodus laufen.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 78,92 Dollar und das Barrel Brent zu 82,79 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 841,75 Dollar . Der US-Dollar kostet aktuell 0,9281 Euro . Damit kostet der Euro 1,0773 Dollar . Die Pfeile hinter den Zahlen geben die Veränderung zum Handelsauftakt des Vortags an.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise kamen im Lauf der letzten Woche zurück, wie die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt. Nun befinden sie sich wieder in der Mitte ihrer Trendkanäle. Sie bestätigen damit die Abwärtsrichtung im kürzeren Zeitbereich. Bemerkenswerterweise gilt das nicht für Rohöl und Gasöl in der 3-Monats-Ansicht. Deren Trendkanäle weisen aufwärts. Aktuell ist Heizöl drei Prozent teurer als vor einem Jahr. Darin enthalten sind allerdings die Erhöhungen der CO2-Abgabe und der Maut. Insofern handelt es sich um ein wirklich moderates Plus.
Die Nachfrage im Binnenmarkt ist sehr ruhig. Die Hoffnung auf günstigeres Heizöl ist wechselhaft. Sie ist ein Spiegelbild der tatsächlichen Preisbewegung. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wer spekulieren möchte, sollte die Preisbewegung eng verfolgen.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.