Internationaler Markt
Nur noch 73 Dollar kostet heute ein Barrel Rohöl der Leitsorte Brent. Das ist mit Abstand der niedrigste Wert in diesem Jahr. Auch im letzten Jahr befand sich in dieser Region die letzte Preisunterstützung.
Das Ölkartell OPEC+ wird nun merklich nervös. Rechnet man die Inflation heraus, ist Öl heute genauso billig wie vor 20 Jahren. Die zahllosen Importgüter von Nahrungsmitteln über Kraftfahrzeuge bis hin zu Waffensystemen sind für die Petrostaaten dagegen deutlich teurer geworden. Auch ist in diesen Jahrzehnten z.B. in Saudi-Arabien die Bevölkerungszahl um 50 Prozent gestiegen. Die Saudis produzieren zudem weniger Öl als vor 20 Jahren, um die Weltmarktpreise stabil zu halten.
Im Kartell mehren sich jetzt die Stimmen, die eine Kursänderung fordern. Eigentlich war ab Oktober eine Lockerung der Förderkürzungen geplant. Die OPEC-Staaten wollten also mehr Öl in den Markt bringen. Doch das könnte den Druck auf die Preise noch weiter erhöhen.
Auch das Umfeld ist aktuell alles andere als günstig für die Petrostaaten. In Libyen scheint sich die Lage beruhigt zu haben. Eine politische Einigung zwischen den beiden Fraktionen steht unmittelbar bevor, so Medienberichte. Danach könnten die Ölförderung und die Exporte in den betroffenen Regionen wieder anlaufen.
In China wiederum deuten die letzten Konjunkturdaten auf eine anhaltende Nachfrageschwäche, vor allem bei Diesel, dem wichtigsten Ölprodukt weltweit. Wie üblich verschleiern die chinesischen Behörden die Statistiken, so dass die Einschätzung unsicher bleibt. Doch allmählich ist der Ölmarkt überzeugt, dass in China nicht alles rund läuft und die Prognosen aus dem Frühjahr deutlich nach unten korrigiert werden müssen.
Aber die schlechten Nachrichten sollten allmählich eingepreist sein. Die Abwärtsbewegung der Preise scheint jetzt auszulaufen. Eventuell finden die Ölpreise sogar schon heute Nachmittag aus den USA Unterstützung. Der Branchenverband API schätzt, dass die Rohölbestände im Vergleich zur Vorwoche völlig unerwartet kräftig gefallen sind. Doch das API lag schon häufiger falsch. Genauere Zahlen wird es erst am heutigen Nachmittag von der amerikanischen Energiebehörde EIA geben.
Zum heutigen Handelsstart kostet Brent-Rohöl 73,10 US-Dollar je Barrel . Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 69,60 US-Dollar je Barrel . Rotterdamer Gasoil notiert bei 663,00 Dollar je Tonne . Der US-Dollar ist 0,9018 Euro wert . Damit steht der Euro bei 1,1085 Dollar . Die Pfeile zeigen die Veränderung der Preise im Vergleich zum gestrigen Handelsauftakt.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise fallen am Morgen auf den niedrigsten Stand seit dem Sommer 2023. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt einen landesweiten Durchschnittspreis von nur noch 91,5 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).
Die Vorgaben sollten eigentlich noch niedrigere Preise ermöglichen. Sowohl Rohöl als auch Gasoil, das Vorprodukt für Diesel und Heizöl, haben in den letzten Tagen stark nachgegeben. Nur zögerlich gibt der Handel die niedrigeren Einkaufspreise weiter. Die Wasserpegel auf dem Rhein sind zwar relativ niedrig, aber für die nächste Woche werden kräftige Niederschläge erwartet. Daran kann es also nicht liegen.
Viele Verbraucher wirken dennoch zufrieden. Die Zahl der Bestellungen ist gestern sprunghaft gestiegen und nähert sich wieder den Rekordwerten der letzten Monate. Passend dazu liegt das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen anzeigt, auf der zweithöchsten Stufe.
Das mathematische Tiefpreis-System, das Preistrends auswertet, bleibt noch in der neutralen Ecke, aber das könnte sich bald ändern. Sehr ausgeprägt ist dagegen der Preisoptimismus, In der täglich erhobenen Lesereinschätzung setzen fast 90 Prozent der Stimmen auf eine Fortsetzung der Preisschwäche.
Selten waren die Rahmenbedingungen für die Verbraucher so günstig wie jetzt. Die Heizölpreise könnten zwar noch etwas nachgeben, aber wer Risiken aus dem Weg gehen will, kann sich jetzt zu Jahrestiefstpreisen versorgen.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und steigender CO2-Preise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.