Internationaler Markt
Die Ölpreise rutschten in der Nacht abwärts. Brent steht bei 74,20 Dollar je Barrel. Auslöser ist eine Pressemeldung, nach der Israels Premier Netanjahu zugesichert haben soll, bei der geplanten Vergeltung gegen den Iran keine Ölanlagen anzugreifen.
Die Washington Post beruft sich auf zwei Informanten aus US-Regierungskreisen. Bereits am 9. Oktober soll es ein entsprechendes Telefongespräch zwischen Netanjahu und Biden gegeben haben.
Nach dem iranischen Raketenangriff auf Israel am 1. Oktober hatten die Marktteilnehmer befürchtet, dass bei einem Vergeltungsschlag Energieinfrastruktur wie Ölförder- und Exportanlagen im Iran getroffen werden könnten. Das Risiko für eine starke Beeinträchtigung des globalen Ölangebots hatte zu massiven Aufschlägen an den Ölbörsen geführt. Jetzt ist ein Großteil der Risikoprämie über Nacht gefallen.
Eine Reihe preisdämpfender Impulse hatten sich gestern bereits im Tagesverlauf an ICE und NYMEX durchsetzen können. So fiel der OPEC-Monatsbericht bärisch aus. Vor allem die Vorhersagen zur Entwicklung der Ölnachfrage fanden Beachtung. Die OPEC korrigierte ihre Prognosen zum Nachfragewachstum für das laufende und das kommende Jahr nach unten. Das ist bemerkenswert, da sich das Ölkartell in der Vergangenheit stets optimistischer zeigte als das US-Energieministerium (EIA) und die Internationale Energieagentur (IEA) in ihren Monatsberichten. Doch jetzt hat die OPEC bereits das dritte Mal in Folge ihre Schätzung zum Nachfragewachstum für 2024 und 2025 gesenkt.
In ihrem Ausblick für 2025 beziffert die OPEC die weltweite Nachfrage auf 105,8 Millionen Barrel täglich (B/T) und korrigiert ihre Prognose aus dem vorherigen Monatsbericht um etwa 0,2 Millionen B/T nach unten. Davon sollen laut OPEC 43,2 Millionen aus den Reihen der OPEC-plus-Produzenten gebraucht werden – ebenfalls 0,2 Millionen B/T weniger als noch im letzten Bericht. Hält die OPEC-plus an ihrem Vorhaben fest, die freiwilligen Zusatzkürzungen bis Oktober 2025 komplett zurückzunehmen, könnte das für ein Überangebot mit entsprechend sinkenden Preisen im kommenden Jahr sorgen.
Zudem enttäuschten aktuelle Nachfragedaten aus China. Auch die eher oberflächlichen Aussagen zum Konjunkturpaket des chinesischen Finanzministeriums vom Wochenende, die die Trader am Ölmarkt nicht überzeugten, wirkten noch nach.
In dieser Woche stehen etliche Konjunkturdaten an, von denen sich die Marktteilnehmer Aufschluss über die aktuelle weltweite Wirtschaftslage und ihren Einfluss auf die Ölnachfrage versprechen.
Heute Vormittag erwarten die Markteilnehmer noch den IEA-Monatsbericht. Ob nach dem bereits deutlichen Abwärtsschritt in der vergangenen Nacht weitere Preissenkungen drin sind, bleibt abzuwarten.
Die Notierungen an den Ölbörsen tendieren zur Stunde weiter abwärts. Das Barrel der US-Rohölsorte WTI (West Texas Intermediate) steht aktuell bei 70,63 Dollar . Brent kostet 74,23 US-Dollar das Barrel . Eine Tonne Gasöl wird zu 664,25 Dollar gehandelt . Der US-Dollar kostet heute Morgen 0,9166 Euro . Damit ist der Euro für 1,0907 Dollar zu haben . Die Pfeile zeigen die Veränderung der Preise im Vergleich zum Handelsauftakt des Vortages an.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise sinken heute Morgen. Sie nehmen den Preisrutsch vom internationalen Ölmarkt aus der vergangenen Nacht auf. Ob sie ihn in vollem Umfang nachzeichnen, hängt auch davon ab, wie stark der Heizölhandel an den zuletzt höheren Margen festhält.
Die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt zur Stunde im Binnenland einen Durchschnittspreis von rund 96,20 Euro je 100 Liter (Standardlieferung 3.000 Liter).
Durch die Information, Israel wolle keine Ölanlagen im Iran angreifen, sind die geopolitischen Unsicherheiten für den Ölmarkt mit einem Schlag überschaubarer geworden. Das dürfte sich für Heizölkunden positiv auf die Preisentwicklung auswirken. Der preisdämpfende Effekt eines künftigen Nachfragerückgangs am internationalen Markt könnte zudem mehr Raum erhalten.
Die Heizölbestellungen waren mit dem jüngst höheren Preisniveau deutlich zurückgegangen. Jetzt könnte wieder mehr Bewegung in den Handel kommen.
Das Schwarm-O-Meter für Heizöl zeigt eine mittlere Kaufbereitschaft. Es misst die tatsächlich aufgegebenen Bestellungen nach einer Preisanfrage. Die Hoffnung auf niedrigere Preise war zuletzt vergleichsweise verhalten. Sie kommt nun wieder zurück. In der tagesaktuellen Lesereinschätzung erwarten inzwischen 79 Prozent künftig sinkende Preise.
Orientierungshilfe für alle Unentschlossenen: Es dürften sich wieder bessere Kaufmomente auftun, wenn die Heizölpreise die Preissenkung vollumfänglich mitgehen. Wer auf niedrigere Preise spekulieren möchte, sollte die Preisentwicklung eng beobachten.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.