Internationaler Markt
Die Rohölpreise fallen am Morgen auf knapp über 119 Dollar je Barrel. Der steile Anstieg der letzten Wochen scheint erst einmal zu pausieren.
Die Finanz- und Rohstoffmärkte verdauen im Moment den großen Zinsschritt der amerikanischen Zentralbank. Die Fed verkündete gestern eine Erhöhung des Leitzinses um 0,75 Prozentpunkte. Das ist der steilste Anstieg seit Jahrzehnten, galt aber als überfällig angesichts der haushohen Inflationsraten. Die Märkte blieben zunächst relativ gelassen, aber das ist nur eine Momentaufnahme. Die abrupte Zinswende wird die Märkte noch lange in Atem halten.
Im internationalen Ölmarkt fallen momentan die libyschen Exporte fast vollständig aus. Doch das kann sich wie üblich jederzeit ändern. Andererseits sieht der Monatsbericht der Internationalen Energieagentur (IEA) den Ölmarkt entspannter als bisher. Für 2022 erwartet sie jetzt sogar ein Überangebot an Rohöl. Das liegt vor allem daran, dass die russischen Ölexporte nach den wachsweichen Sanktionen der EU zumindest bis zum Jahresende recht hoch bleiben könnten.
Zur Entspannung hat auch der Wochenbericht des US-Energieministeriums beigetragen. Die gewerblichen Rohölbestände und die Bestände der Mitteldestillate (Diesel, Heizöl) legten leicht zu. Die Benzinlager schrumpften nur minimal. Gleichzeitig scheint die Ölförderung im eigenen Land zu wachsen, auch wenn das nur erste Schätzungen sind. Die Nachfrage liegt nur leicht über dem Vorjahreswert.
Die Lage wird allerdings vor allem durch die ständigen Abflüsse aus der Strategischen Ölreserve entspannt. Jeden Tag fließen von dort etwa 1 Mio. Barrel pro Tag auf den Markt. Trotzdem ist klar, dass der Markt ausreichend mit Rohöl versorgt wird. Auch die Raffinerien sind voll ausgelastet. Von lokalen Problemen abgesehen, müssten die USA auch mit Produkten ausreichend versorgt werden können. Dennoch steigen die Preise auf Rekordhöhe. Kein Wunder, dass in den USA der Unmut über die ohnehin sehr unbeliebten Mineralölkonzerne steigt. Die Republikaner nutzen die Gunst der Stunde und schieben die Verantwortung dem Weißen Haus zu. Präsident Biden wiederum gibt den Schwarzen Peter an die Ölwirtschaft weiter.
Hier die Wochenzahlen des US-Energieministeriums (DOE) und die Vergleichszahlen des Branchenverbandes API im Überblick:
Rohöl: +2,0 Mio. Barrel (DOE) bzw. +0,7 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: +0,7 Mio. Barrel (DOE) bzw. +0,2 Mio. Barrel (API)
Benzin: -0,7 Mio. Barrel (DOE) bzw. -2,2 Mio. Barrel (API)
Ölproduktion: 12,0 Mio. Barrel pro Tag (0,8 Mio. über Vorjahreswert)
Nachfrage (4-Wochen-Durchschnitt): 19,8 Mio. Barrel pro Tag (0,4 Mio. über Vorjahreswert)
Heute Morgen geht es erst einmal verhalten los. Die Nordseesorte Brent kostet aktuell 119,27 US-Dollar je Barrel . Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 116,18 US-Dollar je Barrel . Rotterdamer Gasöl notiert bei 1309,00 Dollar je Tonne . Der US-Dollar ist 0,9631 Euro wert . Damit steht der Euro bei 1,0398 Dollar . Die Pfeile zeigen die Veränderung der Preise im Vergleich zum gestrigen Handelsauftakt.
Nationaler Markt
Die deutschen Heizölpreise steigen am Morgen an. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt einen landesweiten Durchschnittspreis von 147,58 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung von 3000 Liter. Der Rückgang der internationalen Rohölpreise macht sich nicht bemerkbar, weil die Preise für Rotterdamer Gasoil, dem Vorprodukt der Raffinerien für Heizöl, zugelegt haben. Hinzu kommt der sehr schwache Euro, der nach der Zinsanhebung in den USA weiter nachgibt.
Trotzdem steigt die Zahl der Bestellungen an. Anscheinend werfen immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher die Flinte ins Korn, nachdem sie wochenlang vergeblich auf günstigere Preise gehofft hatten. Das zeigt auch das Schwarm-O-Meter, das jetzt immerhin eine mittlere Kaufbereitschaft der Heizölkunden nach Preisanfragen misst.
Dazu passt auch, dass nur noch die Hälfte der Stimmen in der täglichen Lesereinschätzung mit besseren Zeiten, also fallenden Heizölpreisen rechnet. Das ist ein weit unterdurchschnittlicher Anteil.
Was tun? Weiterhin gilt, dass die Preisrisiken hoch sind. Die plötzlichen Lieferausfälle, die seit Wochenbeginn den Gasmarkt durcheinanderwirbeln, können auch den Ölmarkt jederzeit treffen. Wer große Reserven hat, kann auf einen günstigen Moment warten. Wer demnächst bestellen muss, sollte nicht zu lange spekulieren.
Doch nichts ist billiger als eingespartes Heizöl: Entwickeln Sie verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen, um Ihre Kosten zu senken und die Umwelt zu schonen.