Internationaler Markt
Die Ölpreise steigen heute den achten Tag in Folge. Brent-Rohöl kostet am Morgen 120 Dollar je Barrel. Das ist der höchste Stand seit zwei Monaten. Das liegt zwar immer noch unter den Rekordpreisen der ersten Kriegswochen, aber der Aufwärtstrend ist mittlerweile unübersehbar.
Die Augen der Händler richten sich vor allem auf Brüssel. Ab heute ringt der EU-Gipfel erneut um eine Einigung beim Thema Ölembargo gegen Russland. Ungarn blockiert seit Wochen eine Einigung und verlangt für seine Zustimmung milliardenschwere Kompensationen, wobei die überzogenen Forderungen eventuell nur vorgeschoben sind, um eine Einigung unmöglich zu machen.
Am Wochenende wurde daher der Kompromissvorschlag diskutiert, nur russisches Tankeröl mit einem Embargo zu belegen. Russisches Pipelineöl, das über die Druschba-Pipeline auch Ungarn versorgt, soll weiterhin fließen. Doch hier melden andere Mitgliedstaaten Bedenken an. Sie fürchten Wettbewerbsnachteile, wenn Ungarn, Tschechien, die Slowakei, aber eben auch Deutschland und Polen weiterhin mit billigem russischen Pipelineöl versorgt werden, während sich der Rest der EU nach teurem Ersatz umsehen muss.
Sollte auch dieser Kompromiss scheitern, wären nur noch Alleingänge denkbar. Das heißt, jeder Mitgliedstaat, der dazu bereit ist, verzichtet auf den Kauf russischen Öls. Angesichts des Tempos, das vor allem das deutsche Bundeskanzleramt auch in anderen Fragen vermissen lässt, könnte diese Lösung ein wirksames Ölembargo bis weit in den Herbst verlegen.
Trotzdem gilt die Lage nicht als aussichtslos. Eine plötzliche Einigung, erleichtert durch finanzielle “Argumente” Richtung Budapest, gilt noch immer als möglich. Die Ölhändler bleiben daher auf der vorsichtigen Seite und decken sich mit Öl ein.
Für Unruhe sorgt seit Freitag auch die Festsetzung von zwei griechischen Tankern vor der iranischen Küste. Teheran revanchiert sich damit offenbar für eine Aktion der USA. Washington hatte mit der Hilfe Athens sanktioniertes iranisches Öl vor der Küste Griechenlands beschlagnahmt.
Der lachende Dritte ist derzeit das Ölkartell OPEC. Es wird beim Ministermeeting in dieser Woche wohl erneut eine Entlastung der Ölversorgung verhindern und die Quoten nur leicht anheben. Da einige Mitgliedstaaten technische Probleme haben, kommt faktisch wohl überhaupt kein zusätzliches Öl auf den Markt. Washington, Peking und Brüssel im Moment haben im Moment andere Probleme. Die Preistreiberei des Kartells, zu dem auch Russland gehört, wird in den Medien nur am Rande wahrgenommen.
Heute Morgen geht es bei den Preisen weiter aufwärts. Die Nordseesorte Brent kostet aktuell 119,80 US-Dollar je Barrel . Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 115,63 US-Dollar je Barrel . Rotterdamer Gasöl notiert bei 1179,50 Dollar je Tonne . Der US-Dollar ist 0,9296 Euro wert . Damit steht der Euro bei 1,0756 Dollar . Die Pfeile zeigen die Veränderung der Preise im Vergleich zum Handelsauftakt am Freitag.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise folgen den höheren Rohölpreisen. Sie stehen am Morgen zwei Euro höher als am Freitag. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt aktuell einen landesweiten Durchschnittspreis von 131 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).
Die geringe Zahl der Bestellungen im deutschen Heizölmarkt und eine leichte Entspannung im Rotterdamer Gasoilmarkt sorgen dafür, dass sich die Heizölpreise seit April eher seitwärts bewegen. Auch die leichte Erholung des Euros gegenüber dem Dollar entschärft den steilen Anstieg der Rohölpreise.
Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft der Heizölkunden nach Preisanfragen misst, fiel gegenüber Freitag auf die Stufe “Niedrig”. Die Verbraucher halten sich also mit Bestellungen zurück und warten ab. Der Preisoptimismus hält sich allerdings in Grenzen: Nur 61% der Stimmen setzen in der täglichen Lesereinschätzung auf fallende Preise. Das ist ein weit unterdurchschnittlicher Anteil.
Was tun? Die Preisrisiken sind nach wie vor hoch. Es gibt nur wenige Anzeichen für einen kräftigen Preisrutsch. Wer demnächst nachbestellen muss, sollte daher nicht zu lange warten.
Doch nichts ist billiger als eingespartes Heizöl: Entwickeln Sie verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen, um Ihre Kosten zu senken und die Umwelt zu schonen.