Internationaler Markt
Die Rohölpreise bleiben in dieser Woche auf Talfahrt. Die Sorte Brent kostet am Morgen nur noch knapp über 78 Dollar je Barrel und damit einen Dollar weniger als gestern.
Die Schlagzeilen werden heute von Trumps polterndem Videoauftritt beim Weltwirtschaftsforum in Davos beherrscht. Er forderte von den Zentralbanken niedrigere Zinssätze und von der OPEC niedrigere Ölpreise. Beides erinnert stark an seine erste Amtszeit. Jetzt verknüpfte er allerdings das hohe Ölpreisniveau mit dem Thema Russland. Das Ölkartell verhindere damit ein rasches Ende des Ukrainekrieges, da die Öleinnahmen Moskaus Krieg in der Ukraine finanzieren. Das ist ein Gedankengang, mit dem sich auch die Europäer und Kiew anfreunden könnten. Es gilt jedoch als sehr zweifelhaft, ob Trump seine bislang guten Beziehungen zum saudischen Königshaus tatsächlich auf die Probe stellen will.
Etwas überraschend waren seine plötzlich versöhnlicheren Töne Richtung China nach einem Telefongespräch mit dem chinesischen Staatschef. Damit ist unklar, ob die im Wahlkampf angekündigten hohen Zölle tatsächlich schon im Februar kommen werden. Das erwartete Policy-Chaos mit täglich wechselnden Prioritäten scheint jetzt wieder zu beginnen.
Im Ölmarkt selbst geht es dagegen relativ ruhig zu. Unter Druck stehen nur die indischen Importeure, die sich nach neuen Lieferanten umsehen müssen. Die russische Schattenflotte, die einen großen Teil der indischen Rohölversorgung übernommen hatte, ist seit den letzten Sanktionen der Biden-Administration erheblich geschrumpft. Ansonsten wirkt der Markt wie schon in den letzten Monaten sehr gut versorgt. Die Produktionsausfälle im Süden der USA halten sich trotz der extremen Kältewelle bislang in Grenzen.
Mit einem Tag Verspätung erschien gestern der Wochenbericht zum amerikanischen Ölmarkt. Er zeigte insgesamt nur geringe Veränderungen. Die Nachfrage scheint relativ gering zu sein, so dass die Produktlager weiterhin gut gefüllt sind. Dafür schrumpfen die Rohölbestände schon seit mehreren Wochen, vor allem im oft zitierten Lagerzentrum in Cushing/Oklahoma. Doch die Bedeutung von Cushing ist in den letzten Jahren stark geschrumpft. Die Ölbörsen reagierten daher nur wenig.
Hier die Zahlen des amerikanischen Energieministeriums (DOE) und die Umfragewerte des Branchenverbandes der Ölindustrie (API). Sie zeigen die Veränderung der Lagerbestände im Vergleich zur Vorwoche und weitere Indikatoren zum amerikanischen Ölmarkt:
Rohöl: -1,0 Mio. Barrel (DOE) bzw. +1,0 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: -3,1 Mio. Barrel (DOE) bzw. +1,9 Mio. Barrel (API)
Benzin: +2,3 Mio. Barrel (DOE) bzw. +3,2 Mio. Barrel (API)
Rohölförderung: 13,5 Mio. Barrel pro Tag (1,2 Mio. über Vorjahresniveau)
Ölnachfrage (4-Wochen-Durchschnitt): 19,7 Mio. Barrel pro Tag (0,1 Mio. über Vorjahresniveau)
Damit endet die erste Woche der neuen Trump-Präsidentschaft zumindest aus Sicht des Ölmarktes ruhiger als erwartet. Die Preise gaben deutlich nach. Viele Trader, die spekulativ vor dem Machtwechsel in den Markt eingestiegen waren, steigen jetzt wieder aus. Weder bei den angekündigten Zöllen auf kanadische oder mexikanische Ölimporte noch bei den angekündigten zusätzlichen Sanktionen gegen Russland, Venezuela oder Iran gibt es derzeit Konkretes zu berichten. Im Handelskonflikt mit China deutet sich sogar eine Entspannung an, zumindest für den Moment.
Kein Wunder also, dass die Finanzmärkte erst einmal optimistisch bleiben. Die europäischen Aktienmärkte steigen ebenso wie der Euro. Aktuell kostet Brent-Rohöl 78,22 US-Dollar je Barrel . Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 74,56 US-Dollar je Barrel . Rotterdamer Gasoil notiert bei 721,25 Dollar je Tonne . Der US-Dollar ist 0,9542 Euro wert . Damit steht der Euro bei 1,0478 Dollar . Die Pfeile zeigen die Veränderung der Preise im Vergleich zum gestrigen Handelsauftakt.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise geben am Morgen wie erwartet nach. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt einen landesweiten Durchschnittswert von knapp über 98 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Neben den schwachen Rohölpreisen hält auch der stärkere Euro die Preise in Schach.
Die erheblichen Raffineriestörungen in Deutschland wirken sich anscheinend noch nicht aus. Nach einem Feuer in der Bayernoil-Großraffinerie in Neustadt reduziert nun auch noch eine Produktionsstörung der Miro-Großraffinerie in Karlsruhe die Versorgung der Märkte. Die Lagerbestände sind für den Moment offenbar noch ausreichend, so dass keine größeren Engpässe sichtbar sind. Etwa ein Dutzend größere und kleinere Raffinerien versorgen ganz Deutschland mit Benzin, Diesel, Heizöl und anderen Ölprodukten. Zusätzliche Mengen kommen über den Rhein und über die Nordseehäfen ins Land.
Die entspannte Lage im Heizölmarkt ist auch eine Folge der geringen Nachfrage. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, fiel sogar um eine weitere Stufe. Dazu passend werden die Verbraucher immer optimistischer und warten daher ab. Die tägliche Lesereinschätzung zeigt, dass mittlerweile sechs von sieben Voten einen weiteren Rückgang der Heizölpreise erwarten.
Der Preistrend in dieser Woche stützt diese Einschätzung. Der Ausflug der Heizölpreise über die 100-Euro-Marke und der Rohölpreise über die 80-Dollar-Marke war nur von kurzer Dauer. Niemand weiß jedoch, welche Überraschungen in den nächsten Wochen aus Washington kommen werden. Bis dahin gilt, dass der internationale Ölmarkt sehr gut versorgt ist. Allerdings könnten die Raffineriestörungen im Inland für einen vorübergehenden Aufwärtsschub bei den Heizölpreisen sorgen, wenn sie nicht rasch beseitigt werden.
Nach wie vor gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und steigender CO2-Preise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.