Internationaler Markt
Sturm Beryl traf gestern wie prognostiziert zwischen Corpus Christi und Houston auf die texanische Küste. Von dort fraß er sich demolierend nach Norden durch. Seine destruktive Energie verflog an Land zügig, so dass Zerstörungen und Opferzahlen hinter den Befürchtungen zurückblieben. Aktuell wird Beryl nur noch als tropisches Tiefdruckgebiet eingestuft. Es passierte Dallas weitgehend unbeschadet und verlässt Texas in nordöstlicher Richtung.
Die Ölanlagen in den betroffenen Regionen kamen nach gegenwärtigen Erkenntnissen ohne größere Schäden davon. Längere Ausfallzeiten sind nicht zu befürchten. In den Ölpreisen zeichnen sich keine Einschränkungen der Versorgung ab. Inzwischen wurden viele Anlagen wieder hochgefahren. Die Häfen von Corpus Christi und Houston nehmen den Betrieb wieder auf. Gleiches gilt für die Raffinerien der Region.
Während die Aufräumarbeiten in Texas zügig vorankommen, wüten in Kanada weiterhin verheerende Waldbrände. An die Wiederinbetriebnahme der abgeschalteten Ölanlagen ist noch nicht zu denken. Das durch Blitzeinschlag ausgelöste Feuer tobt etwa 70 Kilometer entfernt vom Zentrum der kanadischen Ölsandregion in Alberta. Obwohl die Feuerwalze über das Wochenende nicht mehr wuchs, gelang es den Feuerwehren noch nicht, sie unter Kontrolle zu bekommen. Dem Markt fehlen aufgrund der stillgelegten Ölinfrastruktur derzeit 0,22 Mio. Barrel Öl pro Tag. Man geht allerdings davon aus, dass dieser Mangel in Kürze beendet sein wird.
Bei den Verhandlungen zur israelischen Kriegführung im Gazastreifen gibt es noch keine Einigung zum Kompromissvorschlag der Hamas. Dennoch lebt die Hoffnung auf eine Lösung weiter. Sie hat die regionsbezogene Risikoprämie in den Ölpreisen abschmelzen lassen.
Insgesamt setzten die genannten Umstände die Preise derzeit unter Abgabedruck. Dem steht eine zunehmende Ölnachfrage mit bullischer Wirkung gegenüber. Während der saisonale Kraftstoffverbrauch in den USA nur langsam steigt, wächst er in Indien zügig. Im Juni betrug das Plus zum Vorjahr 2,6 Prozent. Besonders gefragt war Dieselkraftstoff. Das deutet auf einen gesunden Gewerbebedarf hin. Die Statistik hat allerdings eine Kehrseite. Im Juni sank der Gesamtbedarf an Kraftstoffen im Vergleich zum Vormonat um 3,5 Prozent. Analysten schreiben das saisonalen Schwankungen zu, die in Zusammenhang mit den Regenzeiten stehen.
Indien ist der drittgrößte Ölimporteuer weltweit. Daher kommt der Nachfrageentwicklung eine globale Bedeutung zu. Das Land hat zudem die drittgrößte Volkswirtschaft Asiens und die am schnellsten wachsende unter den großen Volkswirtschaften der Welt. Das Plus betrug im letzten Jahr 8,2 Prozent. Für dieses Jahr wird eine leichte Abkühlung erwartet, jedoch soll der wirtschaftliche Erfolg robust bleiben.
An den Ölbörsen geht der Preisabgang weiter. Wenn man davon ausgeht, dass dort die Zukunft gehandelt wird, wäre das ein Zeichen, dass die vorausgegangene Teuerung des Öls, die einer knappen Versorgung im dritten Quartal geschuldet war, nun bereits aus dem Fokus der Finanzjongleure gestrichen wurde. Das ließe die Annahme der Rückkehr des Abwärtstrends zu.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 81,77 Dollar und das Barrel Brent zu 85,24 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 779,50 Dollar . Der US-Dollar kostet aktuell 0,9237 Euro . Damit kostet der Euro 1,0823 Dollar . Die Pfeile hinter den Zahlen geben die Veränderung zum Handelsauftakt des Vortags an.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise sinken weiter, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Sie folgen damit den internationalen Vorgaben. Die abwärts gerichteten Trendkanäle werden durch die Preisentwicklung bestätigt. Im kurzfristigen Bereich hat das Gefälle allerdings seine einst kraftvolle Ausprägung verloren. Diese lässt sich selbst bei einem starken Abwärtsimpuls nicht so leicht wiederherstellen. Trendgemäß liegt das greifbare Abwärtspotenzial bei sieben bis acht Cent pro Liter.
Die Nachfrage im Binnenmarkt nimmt moderat zu. Natürlich steigt die Hoffnung auf günstigeres Heizöl angesichts der Preisentwicklung ebenfalls. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem sehr starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wer spekulieren möchte, sollte die Preisbewegung eng verfolgen. Wer die Unsicherheit in den Preisen leid ist, gibt einfach eine Bestellung auf.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.