Internationaler Markt
Im geopolitischen Rang hoch, für die Ölpreisentwicklung aber unter ferner liefen, erweisen sich die erneute Eskalation der Gewalt im Nahen Osten und der Rückzug Joe Bidens von der Kandidatur für eine zweite Amtszeit als Präsident der USA. Israel kämpft mittlerweile an drei Fronten. Dabei agieren Hamas im Gaza-Streifen, Hisbollah im Libanon und Huthi im Jemen als Stellvertreter für den Iran. Das erlaubt Teheran, gegen den Erzfeind zu Felde zu ziehen und gleichzeitig wie in Friedenszeiten auf der Weltbühne zu handeln, unter anderem mit Öl. Solange das ungestört fließt, gibt es wenig Anlass für eine Preisreaktion. Diese kommt erst mit der Sorge um eine offene Kriegsteilnahme der islamischen Republik ins Spiel.
In jüngerer Zeit stieg die Ölwirtschaft der USA unter dem demokratischen Präsidenten Obama zur globalen Nummer eins auf. Während der folgenden Präsidentschaften von Donald Trump und Joe Biden wuchs der Vorsprung vor Saudi-Arabien und Russland beeindruckend. Trump geriert sich zwar im Vergleich zu Biden als noch größerer Ölfan. Dass eine demokratische Alternative nun aber eine Kehrtwende der Ölwirtschaft hervorbringen sollte, ist höchst unwahrscheinlich. Wer immer ins Weiße Haus will, wird alles daran setzen, den Öl- und Benzinpreis für das Volk niedrig zu halten. Insofern ist die Nichtreaktion an den Ölbörsen anlässlich des Kandidatenwechsels der US-Demokraten vollkommen plausibel.
Die neuesten Daten der staatseigenen Ölgesellschaft Sinopec zeigen eine schwache Nachfrageentwicklung in China. Im ersten Halbjahr legte der Rohöldurchsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum lediglich um 0,1 Prozent zu. Im ersten Quartal betrug das Plus noch 1,7 Prozent. Im zweiten Quartal geriet die Entwicklung dann deutlich in Minus. Gründe dafür sind höhere Rohölpreise und eine schwache Inlandsnachfrage nach Kraftstoffen. Insbesondere Diesel verzeichnete einen Rückgang von 8,8 Prozent, was auf eine schleppende Konjunkturentwicklung hinweist. Zuwächse gab es indes bei Benzin und Kerosin um 6,6 Prozent und 15,2 Prozent. Reisen sind offenbar wieder gefragt. Insgesamt sank der Inlandsabsatz an raffinierten Produkten im zweiten Quartal aber um 2,5 Prozent.
Die Zahlen bestätigen die enttäuschenden Wachstumsdaten, die kürzlich veröffentlicht wurden. Die Sorge bleibt groß, dass das Nachfragewachstum in China auch langfristig schwach ausfallen wird, insbesondere da die jüngste Strategiekonferenz der kommunistischen Partei keine starken Signale oder konkreten Konjunkturpakete zur Bewältigung der Wirtschaftskrise lieferte. Vermutlich um eine Negativdynamik im Keim zu bekämpfen, verfügte die chinesische Notenbank heute Morgen überraschenderweise eine Senkung der Leitzinsen.
Vor diesem Hintergrund lag es nahe, dass die Ölnotierungen eine weitere Woche, der zweiten in Folge, mit nachgebenden Preisen beendet haben. Auch wenn sich zur Stunde kein weiterer Abgang an den Börsen zeigt, läge eine dritte Woche mit nachgebenden Preisen im Trend. Der verläuft längerfristig seitwärts. Um ihn zu bestätigen, braucht es etwas tiefere Preise. Die Perspektive, nach einem knapp versorgten dritten Quartal auf ein gut versorgtes viertes Quartal zuzusteuern, verargumentiert die Hoffnung.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 80,40 Dollar und das Barrel Brent zu 83,01 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 746,25 Dollar . Der US-Dollar kostet aktuell 0,9179 Euro . Die Pfeile hinter den Zahlen geben die Veränderung zum Handelsauftakt des Vortags an.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise sinken weiter aber mit nachgebender Dynamik, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Sie folgen damit den internationalen Vorgaben. Mit Ausnahme des kurzfristigen Trendkanals weisen alle anderen kaufrelevanten Kanäle abwärts.
Die Nachfrage im Binnenmarkt nimmt zu. Die Hoffnung auf günstigeres Heizöl war angesichts der Preisentwicklung schon sehr inspiriert. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem sehr starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Das mathematische Tiefpreis-System zeigt in fast allen Regionen der Republik Kaufsignale an.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wer spekulieren möchte, sollte die Preisbewegung eng verfolgen. Wer die Unsicherheit in den Preisen leid ist, gibt einfach eine Bestellung auf.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.