Internationaler Markt
Vergangenen Donnerstag erreichten die Ölpreise das Maximum der laufenden Aufwärtsbewegung. Momentan geben sie moderat nach. Die Aussicht auf ein ausgewachsenes Angebotsdefizit wird ihnen aber kaum nennenswerten Spielraum nach unten zugestehen. Die Statistiker der Internationalen Energie Agentur (IEA) gehen in ihrem jüngsten Monatsbericht davon aus, dass die Unterversorgung bis in den Herbst zunehmen wird, denn die sukzessive ausgebauten Angebotskürzungen der OPEC-Plus treffen nun auf einen steigenden globalen Ölbedarf. Er wird in den nächsten Monaten und Jahren zu neuen Rekordverbräuchen führen.
Freundlichere globale Konjunkturaussichten sorgen zudem für einen bullischen Stimmungswechsel an den Börsen. Er trifft Raffinerieprodukte härter als Rohöl. So gewann Gasöl, das Vorprodukt für Heizöl, seit Anfang Juni in der Spitze fast 40 Prozent an Wert. Der Rohölpreis legte mit 23 Prozent deutlich geringer zu. Während die in Dollar notierten Kontrakte seit Jahresbeginn neue Höchststände erreicht haben, befinden sich die in Euro umgerechneten Preise dank der schwächeren US-Währung noch unterhalb der Jahreshöchstwerte.
Angesichts eines zunehmend bullischen Markts wirkt die Preisbewegung erstaunlich eingehegt. Das wird auf den Umstand außergewöhnlich hoher Reservekapazitäten der OPEC-Plus zurückgeführt. Sie sind die Frucht der künstlichen Verknappung von Öl. Es ist verfügbar, es wird lediglich nicht gefördert und verkauft, solange der Preis als zu gering empfunden wird. Wäre das Öl gar nicht verfügbar, hätte es mit hoher Wahrscheinlichkeit längst eine Preisexplosion gegeben. Die IEA schätzt die Reservekapazität aktuell auf 5,7 Mio. Barrel pro Tag. Das entspricht 5,6 Prozent der globalen Ölnachfrage.
Der Iran ist trotz westlicher Sanktionen in der Lage, Ölproduktion und Ölexport zu steigern. Vermutlich werden die realen Exportmengen die Planzahlen für dieses Jahr übertreffen. Zur Preisdämpfung reicht das Exportvolumen von 1,4 Mio. Barrel pro Tag aktuell aber nicht aus. Es kompensiert allenfalls den einen oder anderen Ausfall andernorts.
Die kriegsbedingte Unsicherheit auf den Schifffahrtswegen im Schwarzen Meer ist ein noch nicht zur vollen Geltung gekommener bullischer Aspekt. Im Falle einer Eskalation würde er die Ölpreise mit Sicherheit in die Höhe treiben.
Die Gemengelage am Ölmarkt spricht für einen weiteren Anstieg der Preise, ohne diese in einen Hype zu treiben. Es handelt sich um eine kontrollierte, unvermeidbare Teuerung. Heute Morgen ist davon allerdings noch nichts zu sehen. An den Börsen geben die Ölnotierungen moderat nach. Es handelt sich um die Fortsetzung der am vergangenen Donnerstag begonnenen Abwärtsbewegung.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 82,41 Dollar und das Barrel Brent zu 86,08 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 902,00 Dollar . Der US-Dollar kostet aktuell 0,9134 Euro . Damit kostet der Euro 1,0945 Dollar . Die Pfeile hinter den Zahlen geben die Veränderung zum Handelsauftakt des Vortages an.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise geben ein wenig nach, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Die Preisbewegung scheint von einem stetigen Anstieg in eine Schwingung überzugehen. Das muss nicht das Ende des Preisanstiegs bedeuten. Es kann lediglich auf eine Verlangsamung hinauslaufen. Im besten Fall würde die schwingende Bewegung seitwärts ziehen. Dazu liefert der Weltmarkt momentan aber nicht die richtigen Vorgaben.
Heizölbestellungen sind derzeit kein Renner. Die Hoffnung auf günstigere Heizölpreise steigt indes etwas an. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem ordentlichen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Beobachten Sie die Preisentwicklung eng. Sie kann kurzfristig vorteilhafte Momente an den Tag bringen.
Ein Update zum Gebäudeenergiegesetz (GEG), besser bekannt als Heizungsgesetz, finden Sie hier: Marktkommentar vom 19. Juli 2023. Mit der gegenüber dem ersten Entwurf erheblich veränderten Gesetzesnovelle liegt dem Parlament nun ein Vorschlag zur Abstimmung vor, der Klimaschutz- und Sozialbelange beim Heizen mit Öl im Gebäudebestand angemessen würdigt.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.