Internationaler Markt
Die Inflationsrate in den USA fiel weniger gravierend aus als erwartet. Die Marktteilnehmer stufen damit das Rezessionsrisiko niedriger ein als bisher. Das hat die Ölpreise aufwärts gezogen. Ist die Abwärtsbewegung an ICE und NYMEX nur unterbrochen oder beendet?
Die US-Inflation stieg im Juli im Vergleich zum Vorjahr um 8,5 Prozent. Sie ist immer noch hoch, aber die Experten waren im Vorfeld von 8,7 Prozent, also von 0,2 Prozentpunkten mehr ausgegangen. Zudem hatte die Preissteigerung im Juni noch 9,1 Prozent betragen und den höchsten Stand seit 40 Jahren markiert. Die Marktteilnehmer sehen den Rückgang als Zeichen, dass die Inflation in den USA ihren Höhepunkt hinter sich gelassen hat und nicht mehr steigen wird.
Die meisten Experten gehen deshalb davon aus, dass die US-Notenbank Fed ihre Geldpolitik in der Folge langsamer straffen wird als zuletzt und der nächste Zinsschritt im September niedriger ausfällt. Das dürfte sich positiv auf die US-Wirtschaft und die Ölnachfrage auswirken. Diese Aussichten hatten gestern in der zweiten Tageshälfte einen deutlich preistreibenden Effekt auf die Ölfutures.
Der starke Dollar gab nach Meldung der Inflationsdaten nach und stützt die Ölpreise ebenfalls. Das in Dollar gehandelte Öl wird für Käufer aus anderen Währungsräumen günstiger, was die Trader vermehrt zugreifen ließ.
Am Mittwochvormittag hatten sich Brent und WTI noch abwärts orientiert. In Europa floss nach einer mehrtägigen Unterbrechung wieder Öl durch den südlichen Zweig der Druschba-Pipeline. Das sorgte für ein Aufatmen, weil ein längerer Lieferstopp zu deutlichen Versorgungsengpässen geführt hätte. Zudem sollen zuletzt wieder mehr russische Öllieferungen auf dem Seeweg in den Mittelmeerraum gelangt sein. Beides hatte die Preise zunächst entspannt.
Aus den USA kommen überwiegend preisdämpfende Impulse von den wöchentlichen Ölbestandsdaten. Das Energieministerium DOE meldete gestern umfangreiche Aufbauten bei Rohöl sowie bei den Destillaten (Heizöl und Diesel). Die offiziellen Daten übertrafen damit die vorläufigen Zahlen, die der Branchenverband API zuvor veröffentlicht hatte.
Die Veränderung der Öl-Bestände in den USA im Vergleich zur Vorwoche:
Rohöl: +2,2 Mio. Barrel (API) bzw. +5,5 Mio. Barrel (DOE)
Heizöl und Diesel: +1,4 Mio. Barrel (API) bzw. +2,2 Mio. Barrel (DOE)
Benzin: -0,6 Mio. Barrel (API) bzw. -5,0 Mio. Barrel (DOE)
Insgesamt stiegen die Reserven in den US-Öllagern um 13 Millionen Barrel. Dieser deutlich bärische Faktor schwächt sich allerdings etwas ab, da die Aufbauten auch durch strategische Ölreserven gespeist wurden. In der abgelaufenen Berichtswoche gab die US-Regierung Reserven im Umfang von rund 5,3 Millionen Barrel frei. Unter dem Strich sind die DOE-Daten bärisch zu werten. Die Trader scheinen sich derzeit jedoch auf die deutlich gesunkenen Benzinvorräte zu fokussieren. Sie zeugen aber weniger von einer gestiegenen Nachfrage – was bullisch wäre –, sondern mehr von erhöhten Benzin-Exporten.
Ob die Abwärtsbewegung an den Ölbörsen mit dem jüngsten Anstieg wirklich beendet ist, muss sich also noch zeigen. Zunächst hat der bullische Einfluss der Inflationsdaten die Regie übernommen. Sollten sich der Iran und die USA mit dem vorgelegten Entwurf zur Erneuerung des Atomabkommens einverstanden zeigen, könnte sich das jedoch ändern. Denn dann dürften bald größere Mengen iranischen Öls zurück auf den Markt kommen. Allein eindeutige Anzeichen dafür dürften das Zeug haben, die Preisrichtung zu drehen. Die Möglichkeit einer Einigung war nach vielen erfolglosen Verhandlungen nicht mehr eingepreist.
Auch die tendenziell preisstützende Markteinschätzung der EIA, die die Versorgungslage in 2022 und 2023 knapper erwartet, steht weiterhin im Raum. Sollten die Monatsberichte von IEA und OPEC heute in die gleiche Richtung weisen, kann sich dieser Impuls verstärken.
Die Notierungen an den Ölbörsen starten heute Morgen nahe ihrer Tageshochs von gestern und suchen zur Stunde ihre Richtung. Der Dollar zeigt sich nach den jüngsten US-Inflationszahlen schwächer gegenüber dem Euro.
Das Barrel der US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht aktuell bei 91,89 Dollar . Die Nordseesorte Brent kostet 97,28 US-Dollar das Barrel . Eine Tonne Gasöl wird zu 1.011,00 Dollar gehandelt . Der US-Dollar kostet heute Morgen 0,9702 Euro . Damit ist der Euro 1,0305 Dollar wert . Die Pfeile zeigen die Veränderung der Preise im Vergleich zum Handelsauftakt des Vortages an.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise steigen erneut, wie die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt. Sie folgen der Entwicklung am internationalen Ölmarkt. Dort ließen gestern die Rezessionsängste nach, die zu Wochenbeginn noch für günstigere Preise gesorgt hatten.
Zudem stützt die Situation hierzulande die Heizölpreise: Im Binnenland verteuert Niedrigwasser auf wichtigen Wasserstraßen wie dem Rhein die Transportkosten. Weil große Abnehmer derzeit von Gas auf den im Vergleich günstigeren Energieträger Heizöl umsteigen, kommt es teilweise zu Versorgungsverzögerungen.
Heizöl kostet im Bundesdurchschnitt rund 149,80 Euro je 100 Liter bei einer Standardlieferung von 3000 Litern. Heizölkunden verhalten sich wieder abwartend.
Das Schwarm-O-Meter für Heizöl zeigt eine mittlere Kaufbereitschaft. Es misst die tatsächlich aufgegebenen Bestellungen nach einer Preisanfrage. Die Hoffnung auf einen nahen Preisnachlass ist im Vergleich zu den Vortagen gesunken. In der Lesereinschätzung erwarten 66 Prozent künftig sinkende Preise.
Orientierungshilfe für alle Unentschlossenen: Wer seinen Tank zeitnah füllen muss, sollte die Preisentwicklung eng beobachten, um günstige Preismomente nutzen zu können.
Um gute Kaufzeitpunkte optimal nutzen zu können, sollten Sie genau wissen, wie viel Platz in Ihrem Tank ist. Unser e-Peilstab plus hilft Ihnen dabei. Mit ihm messen Sie den Füllstand Ihres Heizöltanks jederzeit einfach per Knopfdruck.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser. Weitere Informationen
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.