Internationaler Markt
Nach dem steilen Preiseinbruch haben sich die Rohölpreise in den letzten Tage beruhigt. Am heutigen Morgen kostet Brent-Rohöl nahezu unverändert gegenüber gestern etwas über 74 Dollar je Barrel.
Die Risiken in Nahost sind im Ölmarkt wieder etwas in den Hintergrund getreten. Mittlerweile hat sich die Einschätzung durchgesetzt, dass der Ölmarkt sehr gut versorgt ist und über ausreichende Reserven verfügt. Selbst wenn der erwartete israelische Gegenschlag die iranischen Ölexporte bremsen sollte, könnten die anderen OPEC-Staaten die Ausfälle ausgleichen. Tatsächlich wären sie sogar ein willkommener Vorwand für Saudi-Arabien oder die Emirate, die noch aus der Pandemiezeit stammenden Förderkürzungen wie geplant zu lockern.
Im Zentrum der Gespräche steht einmal mehr die Lage in China. Noch immer ist unklar, wie Peking die chinesische Wirtschaft wieder flott bekommen will. Anscheinend will Xi Jinping kein großes Konjunkturprogramm auflegen. Stattdessen sollen Kredite verbilligt und die angeschlagenen Immobilien- und Finanzsektoren schrittweise stabilisiert werden. Die Aktienmärkte reagieren enttäuscht. Auch die globalen Rohstoffmärkte antworteten auf die Reformankündigungen mit Abschlägen.
Damit bestätigen sich die Einschätzungen, die auch in den aktuellen Monatsberichten der Ölmarktbeobachter zu lesen waren. China fällt bis auf weiteres als Wachstumslokomotive im Ölmarkt aus. Die Ölnachfrage verlagert sich stärker Richtung Südasien, vor allem Indien, sowie Richtung Brasilien. In Europa wird die Ölnachfrage weiter fallen, so die allgemeine Erwartung, und in den USA höchstens stabil bleiben.
Damit schiebt sich in den Ölmärkten wieder ein bearisher Grundton in den Vordergrund. Ein schnell steigendes Ölangebot trifft auf eine lahmende Nachfrage. Das könnte die Ölpreise noch für längere Zeit in Schach halten.
Allerdings ist dieser Trend keine Einbahnstraße. Aktuelle Wochendaten zum amerikanischen Ölmarkt konnten die Ölpreise gestern erst einmal stabilisieren. Der Branchenverband API vermutet nach seiner wöchentlichen Umfrage, dass die Lagerbestände bei Rohöl und Diesel/Heizöl leicht, und bei Benzin sogar kräftig gesunken sind.
Allerdings ist unklar, wie stark Hurrikan Milton die Zahlen verzerrt hat. Zumindest die schrumpfenden Benzinstände ergeben Sinn, da viele Familien in Florida mit dem PKW aus den betroffenen Küstenregionen geflohen und mittlerweile zurückgekehrt sind. Der Rückgang bei den Rohölbeständen ist hingegen weniger leicht zu erklären. Nähere Informationen gibt es erst am heutigen Nachmittag. Wegen eines Behördenfeiertags erscheinen die offiziellen Daten aus dem Energieministerium mit einem Tag Verspätung.
Der europäische Ölhandel startet am Morgen erst einmal vorsichtig. Brent-Rohöl kostet im Moment 74,19 US-Dollar je Barrel . Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 70,39 US-Dollar je Barrel . Rotterdamer Gasoil notiert bei 656,75 Dollar je Tonne . Der US-Dollar ist 0,9212 Euro wert . Damit steht der Euro bei 1,0853 Dollar . Die Pfeile zeigen die Veränderung der Preise im Vergleich zum gestrigen Handelsauftakt.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise geben am frühen Morgen leicht nach. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt aktuell einen landesweiten Durchschnittspreis von knapp 95 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).
Der deutsche Heizölmarkt gibt die niedrigen Einkaufspreise für Rohöl und Gasoil nur zögerlich an die Verbraucher weiter. Die Zahl der Bestellungen steigt daher nur langsam und bewegt sich noch immer auf einem leicht unterdurchschnittlichen Niveau.
Die Marktindikatoren lassen ebenfalls keine Begeisterung erkennen. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, bleibt auf mittleren Stufe. Auch das mathematische Tiefpreis-System gibt im Moment keine Kaufempfehlung ab. Die Verbraucher rechnen offenbar damit, dass die Preise weiter nachgeben. Die täglich erhobene Lesereinschätzung zeigt einen steigenden Anteil von Voten, die auf fallende Preise setzen.
Dafür gibt es in der Tat gute Gründe. Sollte es wie erwartet zu keinen Versorgungsstörungen am Persischen Golf kommen, könnten die Ölpreise weiter nachgeben. Auch die derzeit hohen Händlermargen werden dann angesichts der noch immer verhaltenen Heizölnachfrage nachgeben.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und steigender CO2-Preise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.