Internationaler Markt
Die Ölpreise haben in der letzten Woche einen satten Wochenverlust eingefahren. Er wird zum Wochenstart weiter ausgebaut. Die wesentliche Ursache dafür ist die deutlich entspannte Haltung unter Finanzjongleuren und Öltradern hinsichtlich der politischen Gefahrenlage im Nahen Osten. Es setzt sich zunehmend die Meinung durch, dass die jüngsten gegenseitigen Angriffe vom Iran und Israel weniger einer kriegerischen als vielmehr einer darstellerischen Sache dienen sollten. Es galt lediglich den jeweiligen Nimbus zu wahren. Die Parteien hätten durchaus klug für die Vermeidung einer Eskalation gehandelt.
Vergangenen Freitag wurde das Szenario noch einmal im Zeitraffer durchlaufen. Zum Handelsbeginn schnellten die Preise aufgrund der Explosionen in der Gegend des iranischen Atomtechnologiezentrums in die Höhe. Aber die darauf folgende Kommunikation der Streithähne vermochte die Gedanken an jedwede Revanchehandlung zu zerstreuen. Die Ölpreise haben die Preisspitze im weiteren Verlauf nahezu vollständig abgebaut.
Derweil hat das US-Repräsentantenhaus ein umfangreiches Maßnahmenpaket verabschiedet, das neue Sanktionen gegen den iranischen Ölsektor enthält. Es ist Teil eines großen Hilfspakets zur Unterstützung der Ukraine, Israels und Taiwans. Ziel der Sanktionen ist es, ausländische Häfen, Schiffe und Raffinerien zu erfassen, die unter Missachtung bestehender US-Sanktionen iranisches Rohöl verarbeiten oder versenden. Zudem sollen Maßnahmen auf alle Transaktionen zwischen chinesischen Finanzinstitutionen und sanktionierten iranischen Banken ausgeweitet werden, die im Zusammenhang mit dem Kauf von Erdöl und Erdölprodukten stehen. Experten befürchten, dass diese Maßnahmen den Preis für Rohöl um über acht Dollar pro Barrel steigern könnten. Immerhin gibt es einen Passus im Gesetz, der dem Präsidenten erlaubt, die Sanktionen zu umgehen, um mögliche Auswirkungen auf die Ölpreise zu mildern.
Die Ukraine setzt ihre Attacken gegen die russische Ölinfrastruktur fort. Am Wochenende wurden acht Ziele mit Langstreckendrohnen angegriffen. Dabei seien unter anderem ein Treibstoffdepot in Brand gesetzt und drei Umspannwerke beschädigt worden. Derartige Angriffe haben zeitweise zu einem Ausfall von etwa 14 Prozent der russischen Raffineriekapazität geführt.
Trotz solcher Luftschläge und der internationalen Sanktionen bleibt Russland der wichtigste Öllieferant für China und Indien. Die Importe aus Russland nach China haben sich im März wieder einem Rekordniveau angenähert. Die indischen Importe sanken zwar zuletzt, weil Indien die US-Sanktionen mittlerweile sehr ernst nimmt. Gleichwohl ist Russland das zweite Jahr in Folge Indiens größter Öllieferant. Das Land profitiert enorm vom günstigen Preis russischen Öls. Den elastischen Umgang Indiens mit den Sanktionen gegen Russland vollständig zu unterbinden, würde den Weltmarkt allerdings empfindlich treffen und die Sanktionäre aufgrund massiv steigender Preise selbst in Schwierigkeiten bringen.
Die US-Notenbank hat wieder einmal eine Fortsetzung der Hochzinspolitik signalisiert. Man erwartet davon eine Reduzierung der Ölnachfrage und einen Rückgang der Ölpreise. Der in der letzten Woche gemeldete Anstieg der US-Öllagerbestände geht preislich in die gleiche Richtung. Insofern steht den skizzierten bullischen Einflüssen erneut ein starkes bärisches Argumentarium gegenüber.
Heute Morgen wird der abwärts gerichtete Kurs an den Ölbörsen fortgesetzt. Die frohe Kunde betrifft die Gasölnotierungen stärker als die Rohölnotierungen, was insbesondere Ölheizer und Dieselfahrer erfreuen dürfte.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 81,85 Dollar und das Barrel Brent zu 85,87 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 767,75 Dollar . Der US-Dollar kostet aktuell 0,9380 Euro . Damit kostet der Euro 1,0661 Dollar . Die Pfeile hinter den Zahlen geben die Veränderung zum Handelsauftakt des Vortags an.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise geben weiter nach, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Sie folgen damit den Vorgaben der internationalen Börsen. In den kurzen Zeitbereichen nehmen die Heizölpreise Kurs auf die unteren Grenzlinien der abwärts gerichteten Trendkanäle. Trotz dieser erfreulichen Entwicklung ist Heizöl aktuell über sieben Prozent teurer als vor einem Jahr. Darin enthalten sind die zwischenzeitlich angefallenen Erhöhungen der CO2-Abgabe und der Maut. Vor zwölf Monaten befanden sich die Heizölpreise in einer deutlich stärkeren Abwärtsbewegung als heute.
Die Nachfrage im Binnenmarkt ist mittlerweile höher als während des ersten Quartals. Das kann man der Hoffnung auf günstigeres Heizöl nicht unbedingt attestieren. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Das mathematische Tiefpreis-System sendet im Norden der Republik ein Kaufsignal aus.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wer spekulieren möchte, sollte die Preisbewegung eng verfolgen. Wer Sicherheit will, kauft umgehend.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.