Internationaler Markt
Am Mittwoch bewegten sich die Ölpreise zunächst nur wenig. Brent-Rohöl blieb in der Nähe von 85 Dollar je Barrel. Die Probleme der chinesischen Wirtschaft reichen derzeit aus, jeden Preisanstieg auszubremsen. Andererseits ist die Grundstimmung der Trader optimistisch. Viele rechnen damit, dass die 90-Dollar-Marke in diesem Jahr noch deutlich überschritten wird. Deshalb liegt auch kein scharfer Preiseinbruch in der Luft, zumal die Schwäche Chinas schon seit längerem bekannt ist.
Der Markt wartete daher zunächst lustlos auf die Veröffentlichung des Wochenberichts zum US-Ölmarkt am Nachmittag (europäischer Zeit). Dort zeigte sich, dass die Rohölbestände im Vergleich zur Vorwoche kräftig um 6 Mio. Barrel gefallen waren. Die Endnachfrage war relativ stark, so dass sich die Produktlager dennoch kaum veränderten und die Raffinerien so gut ausgelastet waren wie zuletzt im Januar 2020.
Allerdings kletterte auch die heimische Ölförderung auf 12,7 Mio. Barrel pro Tag. Das ist der höchste Stand seit März 2020. Die Produktivität der Bohrplattformen steigt offenbar, denn derzeit sind relativ wenige Anlagen aktiv.
Unklar bleibt dennoch, wie hoch die tatsächliche Ölnachfrage in den USA im Moment ist. Nur bei Kerosin gibt es im Vergleich zum Vorjahr einen klaren Anstieg. Das übrige Wachstum konzentriert sich auf den bunten Restposten „Other Oils“, der nur schwer erfasst und abgegrenzt werden kann. Beim wichtigsten Ölprodukt, also Benzin, bleibt der Verbrauch weiterhin unter dem Vorjahr.
Hier die Veränderungen im amerikanischen Ölmarkt im Vergleich zur Vorwoche. Die Zahlen stammen aus den Wochenberichten des Energieministeriums (DOE) und des Branchenverbandes der Ölindustrie (API):
Rohöl: -6,0 Mio. Barrel (DOE) bzw. -6,2 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: +0,3 Mio. Barrel (DOE) bzw. -0,8 Mio. Barrel (API)
Benzin: -0,3 Mio. Barrel (DOE) bzw. +0,7 Mio. Barrel (API)
Ölproduktion in den USA: 12,7 Mio. Barrel pro Tag (0,6 Mio. über Vorjahreswert)
Ölnachfrage in den USA (4-Wochen-Durchschnitt): 20,9 Mio. Barrel pro Tag (0,8 Mio. Barrel über Vorjahresniveau)
Der Markt reagierte kaum auf den Abbau der amerikanischen Rohöllager. Ganz im Gegenteil. Wenige Stunden später ging es bergab Richtung 83 Dollar je Barrel. Dafür waren vor allem neue Zinssorgen verantwortlich. Die Sitzungsprotokolle der amerikanischen Zentralbank zeigten, dass ein Ende der Zinserhöhungen vielleicht doch nicht sicher ist. Die Banker blieben vage und verhagelten damit den Finanzmärkten weltweit die Laune.
Heute Morgen kostet Brent-Rohöl daher nur noch 83,62 US-Dollar je Barrel . Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 79,47 US-Dollar je Barrel . Rotterdamer Gasoil notiert bei 884,00 Dollar je Tonne . Der US-Dollar ist 0,9186 Euro wert . Damit steht der Euro bei 1,0885 Dollar . Die Pfeile zeigen die Veränderung der Preise im Vergleich zum gestrigen Handelsauftakt.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise bleiben am frühen Vormittag deutlich über der 100-Euro-Grenze. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt einen landesweiten Durchschnittspreis zwischen 103 und 104 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Rohöl und das Vorprodukt Gasoil sind auf das Niveau vom Juli zurückgefallen, aber Heizöl bleibt relativ teuer.
Das wird wohl nicht lange so bleiben, denn die Zahl der Bestellungen ist auf ein sehr niedriges Niveau gefallen. Offenbar schrecken die aktuellen Preise ab. Früher oder später werden die Händler darauf reagieren. Auch das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steht nun auf der Stufe „niedrig“, was nicht oft vorkommt.
Die Verbraucher setzen mittlerweile stark auf fallende Preise. Über 80 Prozent der Stimmen erwarten in der täglichen Lesereinschätzung demnächst niedrigere Heizölpreise. Vor einer Woche war es nur etwa die Hälfte der Voten.
Die Preisrisiken sind dennoch nicht vom Tisch. Noch immer deutet viel auf ein knappes Ölangebot in den kommenden Monaten. Nur ein scharfer Konjunktureinbruch kann das verhindern, so die meisten Prognosen. Wer ohnehin bald nachbestellen muss, sollte daher am Ball bleiben.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der globalen Klimakrise und der steigenden CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.