Internationaler Markt
Das Thema OPEC+ bestimmte gestern das Marktgeschehen. Völlig überraschend wurde das für den Sonntag geplante Kartellmeeting auf den 30. November verschoben. Die Trader können die News noch nicht einordnen. Die Preise brachen zunächst ein, erholten sich dann aber wieder. Heute Morgen steht Brent wieder dort, wo der Handel gestern begonnen hatte, also um die 81 Dollar je Barrel.
Trotz der umfangreichen Förderkürzungen im Ölkartell halten sich die Ölpreise nur mit Mühe knapp über 80 Dollar je Barrel. Saudi-Arabien hat sich damit in eine schwierige Lage manövriert. Riad will wohl nicht noch einmal den Markt im Alleingang steuern, denn die Einnahmen sind ohnehin schon geringer als erwartet. Eine Abwärtsspirale der eigenen Fördermengen führte in den letzten Jahrzehnten bereits mehrere Male in eine Sackgasse. Früher oder später müssen die Saudis das Ruder wieder herumreißen, was die Preise dann einbrechen lässt.
Doch es ist anscheinend schwierig, die anderen Kartellmitglieder auf einen schärferen Kurs einzuschwören. Vor allem die afrikanischen Produzenten stellen sich anscheinend quer. Moskau zieht ohnehin in diesem Jahr nur verbal mit. Teheran pocht auf seine Ausnahmeregelungen. Die meisten anderen Kartellstaaten wiederum haben sich an die komfortable Situation gewöhnt, dass Saudi-Arabien, die selbsternannte „Zentralbank“ des Ölmarkts, die Kastanien aus dem Feuer holt.
Insbesondere Russland bekommt jedoch die überraschend gute Marktversorgung allmählich zu spüren. Die großen Exporteure vom Persischen Golf hatten die wachsenden Ölexporte Moskaus Richtung Südasien seit dem letzten Jahr zunächst hingenommen. Zum Ausgleich konnten sie zunächst mehr Öl Richtung EU senden, wo russisches Öl sanktioniert war. Doch die europäische Ölnachfrage ist seit einigen Monaten so schwach, dass sich auch die arabischen Exporteure verstärkt wieder Richtung Asien richten müssen. Dort entsteht nun ein immer schärferer Verdrängungswettbewerb mit Russland, zumal auch der Iran mit höheren Mengen in den Markt drängt. Vermutlich werden die russischen Einnahmen aus den Ölverkäufen in den nächsten Monaten empfindlich schrumpfen.
Im Vergleich zur Aufregung um den OPEC-Kurs verblassten die neuen Zahlen aus dem Ölmarkt. Der Wochenbericht zum amerikanischen Ölmarkt meldete einen starken Aufbau der Rohölbestände um fast 9 Mio. Barrel. Bei den Produkten gab es nur geringe Veränderungen. Die Daten hätten in einem neutralen Umfeld die Ölpreise gedrückt, aber das OPEC-Thema drängte sie in den Hintergrund.
Hier die gestern gemeldeten Veränderungen im Vergleich zur Vorwoche. Die Zahlen stammen aus den Wochenberichten des Energieministeriums (DOE) und des Branchenverbandes der Ölindustrie (API):
Rohöl: +8,7 Mio. Barrel (DOE) bzw. +9,1 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: -1,0 Mio. Barrel (DOE) bzw. -3,5 Mio. Barrel (API)
Benzin: +0,7 Mio. Barrel (DOE) bzw. -1,8 Mio. Barrel (API)
Ölproduktion in den USA: 13,2 Mio. Barrel pro Tag (1,1 Mio. über Vorjahreswert)
Ölnachfrage in den USA (4-Wochen-Durchschnitt): 20,4 Mio. Barrel pro Tag (0,2 Mio. unter Vorjahresniveau)
Heute Morgen suchen die Händler nach Orientierung. Brent-Rohöl kostet zum Handelsstart 81,32 US-Dollar je Barrel . Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 76,59 US-Dollar je Barrel . Rotterdamer Gasoil notiert bei 821,75 Dollar je Tonne . Der US-Dollar ist 0,9161 Euro wert . Damit steht der Euro bei 1,0913 Dollar . Die Pfeile zeigen die Veränderung der Preise im Vergleich zum gestrigen Handelsauftakt.
Nationaler Markt
Auch bei den Heizölpreisen tut sich am Morgen nicht viel. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt einen fast unveränderten landesweiten Durchschnittspreis von etwas über 107 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Die Vorgaben sind in der Tat eher neutral. Die Rohölpreise sind fast unverändert, ein starker Euro drückt die Preise, aber hohe Frachtraten auf dem Rhein wirken unterstützend.
Die Bestellaktivität liegt wie schon seit Wochen deutlich über dem Durchschnitt. Die Lieferzeiten steigen dadurch, so dass viele Liefertermine wohl ins neue Jahr rutschen. Damit wird die höhere CO2-Abgabe fällig, die Heizöl um etwa 3 Cent je Liter verteuern wird.
Dennoch bleibt das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, auf der zweithöchsten Stufe. Ein gewisser Kaufdruck ist also vorhanden. Das könnte mit dem steigenden Preispessimismus zusammenhängen. Immerhin ein Drittel der Stimmen rechnet laut der täglich erhobenen Lesereinschätzung mit steigenden Preisen – ein relativ hoher Anteil.
Was tun? Die Spannung steigt. Der Ausgang des OPEC-Treffens ist im Moment völlig unklar. Ohne greifbares Ergebnis könnten die Ölpreise ins Rutschen kommen. Wird das Ölangebot jedoch erneut gekürzt, ist ein kräftiger Ölpreisanstieg wohl unvermeidlich. Wer nicht spekulieren will, muss daher rechtzeitig vor dem 30. November ordern.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der globalen Klimakrise und der demnächst wieder steigenden CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.