Internationaler Markt
Öl ist knapp. Deshalb ist es teuer. Wie direkt die Beziehung zwischen Angebot und Marktpreis ist, wurde gestern einmal mehr anhand der aktuellen US-Bestandsmeldungen von DOE (Department of Energy) und API (American Petroleum Institute) deutlich. Sie fielen erheblich schlechter aus, als Analysten im Vorfeld erwartet hatten. Die Ölpreise reagierten prompt mit einem Anstieg von rund drei Prozent. Gegenüber der Vorwoche sind die Vorräte in allen Hauptkategorien gesunken. Im Einzelnen lauten die Zahlen wie folgt:
Rohöl: -4,5 Mio. Barrel (DOE) bzw. -4,0 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: -0,8 Mio. Barrel (DOE) bzw. -0,6 Mio. Barrel (API)
Benzin: -3,3 Mio. Barrel (DOE) bzw. -1,1 Mio. Barrel (API)
In Summe ergibt sich ein Abbau von 8,6 (DOE) bzw. 5,7 (API) Mio. Barrel. Auf den ersten Blick ist der Schwund erstaunlich, denn sowohl die Benzinnachfrage, sie liegt unter dem langjährigen Durchschnitt, als auch die Auslastung der Raffinerien, sie sank um 1,5 Prozent gegenüber der Vorwoche, ließen anderes erwarten. Auch an den Produktionsdaten gibt es nichts auszusetzen. Sie nehmen langsam aber stetig zu. Ursächlich für den großen Abfluss sind die Ölexporte. Sie befinden sich auf Rekordniveau und haben die USA wieder zum größten Anbieter weltweit aufsteigen lassen. Die Rohölbestände haben hingegen ein 18-Jahrestief erreicht.
Ausgebremst wird ein Ölpreisanstieg in diesen Tagen nur durch Rezessionsängste. Die wurden von der US-Notenbank (Fed) gestern aber gedämpft und das, obwohl der Leitzins erneut kräftig um 0,75 Prozent angehoben wurde. Damit soll die heiß gelaufene Wirtschaft des Landes beruhigt werden. Die Erläuterungen, die Fed-Chef Jerome Powell zum Thema gab, konnten Finanzjongleure schließlich einigermaßen positiv stimmen.
Allen ist klar, dass man Ölknappheit nur mit mehr Öl bekämpfen kann. Wenn es das aber nicht gibt oder aus Klimaschutzgründen nicht mehr geben soll, muss in dieser Lage wenigstens ein weiterer Verlust von Öl verhindert werden. Der droht durch das von der EU beschlossene Ölembargo gegen Russland im Winter. Die US-Regierung erkennt darin weniger den positiven Effekt für die eigene Exportwirtschaft als den negativen Effekt noch weiter steigender Ölpreise. Deshalb versucht sie Russland statt durch ein Ölembargo durch eine Ölpreisdeckelung zu schädigen. Die soll dem Regime zwar noch Gewinne ermöglichen, diese aber auf einem so niedrigen Niveau halten, dass es notwendig wird, die gesamte produzierbare Ölmenge zu verkaufen.
Das Projekt ist nicht ungefährlich, da seine Wirkung gegenteilig ausfallen kann, wenn die größten Käufer der Welt nicht dabei sind. Zu ihnen gehören definitiv China und Indien. Derzeit beziehen sie russisches Öl mit einem Abschlag von 25 Dollar pro Barrel. Üblich waren zuvor allenfalls fünf Dollar. Wenn der Preis für alle Käufer dieses Öls durch seine Deckelung noch günstiger wird als der mit dem großen Abschlag, so die These der US-Regierung, würden auch China und Indien im Boot sein, insbesondere weil sie dann keine Sanktionsprobleme mehr mit den USA bekommen könnten. Daran arbeitet das Weiße Haus und es scheint keine dezidierte Ablehnung der Idee erfahren zu haben. Nun bemüht man sich noch um Kohärenz mit dem EU-Boykott gegen russisches Öl. Man darf auf das Ergebnis gespannt sein.
An den Börsen kehrt heute Morgen Ernüchterung ein. Die Notierungen taumeln lebhaft um das gestern erreichte Preisniveau.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 98,88 Dollar und das Barrel Brent zu 108,10 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 1.110,00 Dollar . Der US-Dollar kostet 0,9793 Euro . Damit kostet der Euro 1,0207 Dollar . Die Pfeile hinter den Zahlen geben die Veränderung zum Handelsauftakt des Vortages an.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise steigen erneut, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Der Rahmen der Bewegung wird nach wie vor von den aufwärts gerichteten Trendkanälen für den Brennstoff gebildet. Die spannenden Schwellen sind derzeit die oberen Grenzen in den beiden kurzzeitigen Ansichten. Man darf hoffen, dass sie in den kommenden Tagen halten. Zu den externen preistreibenden Einflüssen gesellt sich hierzulande die Lage auf den deutschen Wasserstraßen. Sinkende Pegelstände treiben die Frachtkosten in die Höhe. Zudem sorgen sie für Versorgungsengpässe an einigen Standorten. Angesichts der Klimaveränderung kann man davon ausgehen, dass dieses Phänomen noch einige Zeit wirken wird.
Im Binnenmarkt sinken die Heizölbestellungen wieder. Die gestiegenen Preise scheinen den allgemeinen Drang zur Wintereindeckung zu relativieren. Die Hoffnung auf sinkende Preise nimmt allerdings auch ab. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem übersichtlichen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Beobachten Sie die Preisentwicklung eng, um bei kurzfristigen Vergünstigungen handeln zu können.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser. Weitere Informationen.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.