Internationaler Markt
Die Schwäche der globalen Ölnachfrage wirkte gestern nach und drückte auf die Ölpreise. Vor allem die Benzinnachfrage in den USA scheint weitaus geringer zu sein als von manchen befürchtet. Die Preise für Brent-Rohöl sanken von 106 bis auf 102 Dollar je Barrel.
Einige US-Experten hatten schon immer gewarnt, dass die hohen Tankstellenpreise letztlich hausgemacht waren. An der US-Golfküste werden Ölprodukte in alle Welt exportiert. An der US-Ostküste herrscht dagegen Produktmangel. Beides sorgt dafür, dass die Kassen der Ölkonzerne klingeln.
Auch Meldungen aus Libyen, dass die Ölexporte im Moment wieder anlaufen können, erhöhten den Preisdruck. Die Entscheidung der EZB, die Zinsen von Null auf 0,5% anzuheben, war dagegen eingepreist und konnte die Märkte nicht mehr beeindrucken.
Erst am Nachmittag drehten die Ölpreise wieder nach oben. Vor allem im physischen, “realen” Ölmarkt sind die Sorgenfalten noch immer tief. Jederzeit kann es zu größeren Lieferstörungen kommen. Die demonstrative Einigkeit zwischen Saudi-Arabien und Russland zeigte gestern, dass von der OPEC kein zusätzliches Öl zu erwarten ist.
Für Putin wird es allerdings nicht leichter, den EU-Markt zu umschiffen und neue Abnehmer zu finden. Zwar melden sich mit Indonesien und Brasilien neue Interessenten. Selbst Saudi-Arabien nimmt russische Produkte wie Fuel Oil ab, um damit seine Ölkraftwerke (ja, das gibt es noch) am Laufen zu halten. Im Sommer springt der saudische Strombedarf nach oben, denn ohne Klimaanlagen ist das Land unbewohnbar. Die schon seit Jahren angekündigten Großprojekte für Solar- und Windstrom kommen nicht vom Fleck, deshalb wird weiterhin Öl verbrannt, um Strom zu erzeugen.
Andererseits geht das Interesse an russischem Öl in China und Indien schrittweise zurück. Das liegt an der moderaten Ölnachfrage, aber auch an Billigöl aus Iran und Venezuela. Iran ist ebenfalls von westlichen Sanktionen betroffen und bietet seit Jahren sein Öl mit großen Rabatten in Asien an. Teheran wurde in den letzten Monaten von den noch billigeren russischen Angeboten aus dem Markt gedrängt und reagiert nun seinerseits mit Dumpingpreisen. Nicht zuletzt deshalb bemühte sich der reisescheue russische Präsident vor kurzem in den Iran.
Eine schwache Nachfrage und ein undurchschaubares Ölpoker der großen Exporteure halten sich im Moment die Waage. Am Morgen startet der europäische Ölhandel auf ähnlichem Niveau wie vor 24 Stunden.
Die Nordseesorte Brent kostet aktuell 105,53 US-Dollar je Barrel . Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 97,79 US-Dollar je Barrel . Rotterdamer Gasöl notiert bei 1063,75 Dollar je Tonne . Der US-Dollar ist 0,9810 Euro wert . Damit steht der Euro bei 1,0191 Dollar . Die Pfeile zeigen die Veränderung der Preise im Vergleich zum gestrigen Handelsauftakt.
Nationaler Markt
Unbeeindruckt von den internationalen Trends kleben die deutschen Heizölpreise knapp unter 150 Euro fest. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von 149,04 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung von 3000 Liter.
Regenfälle haben die Lage am Rhein und den anderen Wasserstraßen etwas entspannt. Die Preise der Binnenschiffer bleiben jedoch auf einem hohen Niveau. Das verteuert Heizöl im Moment um etwa 2 Euro je 100 Liter.
Auch fließt im Moment wieder Erdgas durch die Ostseepipeline. Trotzdem werden viele Unternehmen auf Nummer Sicher gehen und zu Heizöl wechseln, wenn das technisch machbar ist. Die Nachfrage wird also hoch bleiben. Ein Preisrutsch ist nicht in Sicht.
Ansonsten halten sich die Verbraucher mit Käufen zurück, wenn sie es können. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft der privaten Kundschaft nach Preisanfragen misst, steht wie schon seit längerem auf der mittleren Stufe. Auch der Preisoptimismus hält sich auf einem ansehnlichen Niveau. Knapp 80 Prozent der Stimmen in der täglichen Lesereinschätzung erwarten fallende Heizölpreise.
Die Preisrisiken im deutschen Heizölmarkt wie auch im globalen Rohölmarkt bleiben hoch. Da kann ein Vorrat im Heizkeller nicht schaden.
Doch generell gilt: Nichts ist billiger als Heizöl, das man nicht verbrennt. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihr Heizverhalten. Das senkt die Kosten und schont Klima und Umwelt.