Internationaler Markt
Derzeit ist Rohöl der Taktgeber beim Aufwärtslauf der Preise. Die Sorte Brent hat heute Morgen die Marke von 95 Dollar für das Barrel geknackt. Gasöl kommt etwas besser davon. Statt in den vierstelligen Bereich aufzusteigen, entfernt sich der Preis nach unten. Die Tonne liegt bei 955 Dollar.
Der freundliche Preisrückgang beim Gasöl ändert nichts an der Tatsache, dass das Produkt außergewöhnlich teuer ist. Die zunehmend knappe Angebotslage ist seit geraumer Zeit problematisch. Es gibt berechtigte Zweifel an hinreichend verfügbaren Raffineriekapazitäten weltweit, um die wieder erstarkte Nachfrage nach Dieselkraftstoff decken zu können. In gewisser Weise betrifft das auch die Heizölversorgung, wenngleich die relativ großen Lagermengen bei den Verbrauchern das Problem deutlich entschärfen.
Ein Vergleich der Preisbewegungen für Rohöl Brent und Gasöl veranschaulicht die Brisanz. Seit dem letzten Hoch vor fast einem Jahr, ist Rohöl bis Mai 2023 um 30 Prozent gefallen. Von diesem Tief ist der Preis bis heute um 36 Prozent angestiegen. Die vergleichbare Bewegung beim Gasöl führte zunächst 52 Prozent in die Tiefe und danach 63 Prozent in die Höhe. Die höhere Volatilität beim Gasöl ist ein Maß für die Versorgungsunsicherheit. In einem wirtschaftlich schwach prognostizierten Umfeld gibt es auch bei geringen Raffineriekapazitäten keinen Grund für hohe Preise. Sobald die Erwartungen auf Wachstum drehen, werden die geringen Kapazitäten indes als zu knapp bewertet. Das führt zu panikartigem Preisanstieg.
Beim Rohöl liegt eine andere Situation vor. Der Preis stieg in den letzten Monaten nicht wegen eines eventuellen Mangels an Produktionskapazitäten, sondern aufgrund von willentlich herbeigeführten Produktionskürzungen der OPEC-Plus.
Als Grund für die fehlende globale Raffinerieknappheit werden zyklisch durchzuführende Wartungsarbeiten und Außerbetriebnahmen alter Anlagen während der Corona-Pandemie genannt. Diese wurden nicht wieder ersetzt. Die angestrebte Wende zu regenerativen Energieträgern wirft größte Zweifel am Sinn derartiger Neuinvestitionen auf, die über zwei bis drei Jahrzehnte abgeschrieben werden müssen.
Die willentlichen Produktionskürzungen beim Rohöl wurden gestern vom saudischen Energieminister Prinz Abdulaziz bin Salman beim World Petroleum Congress in Kanada verteidigt. Sie dienten der weltweiten Energiesicherheit und der Stabilität der Ölmärkte, sagte er. Die Einhaltung eines bestimmten Preisniveaus wäre nicht das Ziel. Nach seiner Ansicht sind die Prognosen über die Entwicklung der chinesischen Ölnachfrage und der europäischen Konjunktur vollkommen unsicher. Gleiches gilt für die Maßnahmen der Notenbanken im Kampf gegen die Inflation. Deshalb werden die Angebotsmengen erst erhöht, wenn der Markt sie nachweisbar benötigt. Die erklärte Ölpolitik seines Landes beschreibt er als proaktiv, präventiv und in den Maßnahmen vorbeugend. Westliche Kritik an dieser Politik wies er mit dem Verweis auf dessen Mangel an Prognosequalität und dessen politischen Interessen zurück.
Heute Morgen setzen sich die gegenläufigen Bewegungen der Rohöl- und Gasölnotierungen an den Börsen fort. Erste steigen weiter an, während zweite nach unten tendieren.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 92,29 Dollar und das Barrel Brent zu 94,71 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 955,25 Dollar . Der US-Dollar kostet aktuell 0,9361 Euro . Damit kostet der Euro 1,0681 Dollar . Die Pfeile hinter den Zahlen geben die Veränderung zum Handelsauftakt des Vortags an.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise geben nach, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Sie folgen nun den Vorgaben des internationalen Markts. Es sieht so aus, als würde die kurzfristige Entwicklung eine Kaufgelegenheit bieten. Man sollte nicht davon ausgehen, dass die Abwärtsbewegung eine Sache von langer Dauer sein wird. Die Einschätzung ergibt sich aus der Knappheitsthese beim Gasöl, dem Vorprodukt für Heizöl, und den intakten Aufwärtstrends in den kürzeren Zeitbereichen. Vor einem Jahr war Heizöl übrigens erheblich teurer. Um das damalige Niveau zu erreichen, müssten die Preise nun weitere 35 Prozent steigen.
Im Binnenmarkt trudeln die Bestellungen wieder recht ordentlich herein. Die Hoffnung auf günstigere Preise wird mit dem aktuellen Preisrückgang ebenfalls wiederbelebt. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem klaren Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wenn Ihr Tank Platz bietet, sollten Sie in den nächsten Tagen Heizöl kaufen.
Neues zum Heizungsgesetz finden Sie in den News vom 12. September 2023. Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.