Internationaler Markt
Die zweite Hälfte dieses Jahres sollte ein ansehnliches globales Wirtschaftswachstum und steigende Ölpreise hervorbringen. Unter den dominierenden Volkswirtschaften haben die USA mehr und China weniger Wachstum geliefert als erwartet wurde. Damit die Ölpreisprognose dennoch aufgeht, wurde die Produktion von der OPEC-Plus als Gruppe und zusätzlich von ihrem wichtigsten Mitglied Saudi-Arabien als Einzelnation kräftig gedrosselt. Europa und insbesondere Deutschland trugen zur Erfüllung der wirtschaftlichen Erwartung so gut wie gar nichts bei. Das liegt unter anderem daran, dass Öl und andere Energie hierzulande ohnehin schon teuer sind.
Getreu dem Motto, die Hoffnung stirbt zuletzt, glaubte man fest daran, dass China im Jahresverlauf wirtschaftlich zulegen wird, und preiste die Hypothese ab dem Ende der ersten Jahreshälfte in die Ölpreise ein. Das führte zu einer veritablen Preisrallye mit einem Anstieg von annähernd 20 Prozent bei Rohöl und 36 Prozent bei Gasöl. Anfang August, als China immer noch nicht richtig in Fahrt gekommen war, kehrten die Zweifel an den Prognosen zurück. Die Ölpreisentwicklung änderte die Richtung. Die Rallye war beendet.
Aber auch diese Feststellung entpuppt sich als unzutreffend. Mittlerweile legen die Rohölpreise wieder ordentlich zu. Die Gasölpreise halten ihr ohnehin hohes Niveau. Der aktuelle Stand der Teuerung seit dem Ende der ersten Jahreshälfte beträgt 22 Prozent bei Rohöl und 34 Prozent bei Gasöl. Wieder einmal müssen China und Saudi-Arabien mit ihren Programmen zum Ankurbeln der Konjunktur und zur strikten Verknappung des Ölangebots für die Entwicklung herhalten.
Aktuell ist die Preisdynamik so hoch, dass ein Durchmarsch über die 90 Dollar-Marke für das Barrel Brent für möglich gehalten wird. Ölheizer können sich derweil darüber freuen, dass Gasöl den Lauf nur bedingt mitmacht. Die Heizölpreise befinden sich noch unter dem letzten Preishoch. Das heißt selbstverständlich nicht, dass keine Preisgefahr droht. Niemand weiß, was die Befindlichkeit der involvierten Finanzjongleure als Nächstes zu Tage bringt.
Für eine gewisse Entspannung der Ölpreise sorgte zuletzt der starke Anstieg der iranischen Öllieferungen. Das von westlichen Ländern sanktionierte Land produziert mittlerweile die stattliche Rohölmenge von 3,1 Mio. Barrel pro Tag. Bis zu zwei Millionen Barrel davon gehen allein nach China. Vor einem Jahr war die Menge noch halb so groß.
China und Indien nutzen derzeit konsequent günstige Angebote am Ölmarkt. Westliche Sanktionen bieten ihnen hervorragende Möglichkeiten dazu. Während die Sanktionierenden die Fahne ihrer Werte in der Außenpolitik hochhalten, erfreuen sich die anderen über die daraus entstandenen Möglichkeiten für ihre Wirtschaftsentwicklung. Die Gruppe der Länder, die diese Gunst der Stunde für sich nutzen wollen, wird immer größer.
Nachdem die Notierungen an den Ölbörsen gestern ein wenig zulegen konnten, werden die Gewinne heute Morgen wieder abgegeben. Die Bewegung wirkt wieder einmal erratisch. Es braucht wahrscheinlich den Beitrag der US-Börsen am Nachmittag, um Klarheit in die Sache zu bringen.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 85,37 Dollar und das Barrel Brent zu 88,36 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 921,00 Dollar . Der US-Dollar kostet aktuell 0,9287 Euro . Damit kostet der Euro 1,0765 Dollar . Die Pfeile hinter den Zahlen geben die Veränderung zum Handelsauftakt des Vortages an.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise ziehen heute Morgen an, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Das ist dem gestrigen Preisanstieg am internationalen Markt geschuldet. Die aktuellen Börsenvorgaben sollten diesen Anstieg eigentlich vermeiden, wie der Gasölchart zeigt. Dessen ungeachtet steigt das Risiko für teureres Heizöl aufgrund der Stimmungslage unter Finanzjongleuren derzeit wieder am. Die Aufwärtstrends in den kurz- und mittelfristigen Zeitbereichen der Heizölpreis-Tendenz sprechen ebenfalls dafür.
Im Binnenmarkt wird wieder recht rege Heizöl bestellt. Von einem Eindeckungsboom zur Wintervorsorge sind wir aber weit entfernt. Gleiches gilt für die Hoffnung auf günstigere Heizölpreise. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem moderaten Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Decken Sie sich alsbald für den Winter ein. Damit können Sie nicht viel falsch machen.
Ein Update zum Gebäudeenergiegesetz (GEG), besser bekannt als Heizungsgesetz, finden Sie hier: Marktkommentar vom 19. Juli 2023. Mit der gegenüber dem ersten Entwurf erheblich veränderten Gesetzesnovelle liegt dem Parlament nun ein Vorschlag zur Abstimmung vor, der Klimaschutz- und Sozialbelange beim Heizen mit Öl im Gebäudebestand angemessener würdigt. Zweifel am Sinn des schlecht gemachten Gesetzes bleiben vor dem Hintergrund des Klimaeinflusses, den es haben kann, aber hoch. Sehen Sie hierzu in den Marktkommentar vom 28.August 2023.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.