Internationaler Markt
Seit einem Monat schwingen die Preise der Rohölsorte Brent nun munter zwischen 82 und 87 Dollar pro Barrel auf und ab. Der Charakter der Bewegung ist gänzlich anders als im Monat davor. Damals befanden sich die Preise in einem veritablen Aufwärtstrend. Der schien aufgrund der latenten Unterversorgung des Markts vollkommen gerechtfertigt zu sein. Gepaart mit der Erwartung eines fulminanten Wirtschaftswachstums in China trug er den Nimbus eines in Stein gemeißelten Wirtschaftsgesetzes. Diese Auffassung währte nicht lange.
Chinas Wirtschaft läuft den Erwartungen weit hinterher und in den wirtschaftlich starken USA arbeitet sich die Notenbank (Fed) immer noch an der Eindämmung der Inflation ab. Es sind eher diese Umstände, die man mittlerweile in Stein gemeißelt sehen kann. Dabei müht sich Chinas Regierung redlich, den Bann mit einer Reihe von Konjunkturpaketen zu brechen. Bisher ohne nachhaltigen Erfolg. Die Ankündigungen werden an den Börsen höher bewertet als die Resultate. Derweil macht Fed-Chef Jerome Powell keinen Hehl daraus, die Zinsen auf Dollarkredite weiter anheben zu wollen. Es ist kaum zu glauben aber wahr, selbst mit dieser Hartnäckigkeit lässt sich die US-Wirtschaft derzeit nicht zu Fall bringen.
In die Schranken gewiesen werden indes die Ölpreise. Die Lage lässt den erwarteten Mangel nicht virulent werden. Weniger Öl ist für einen ausgeglichenen Markt offenkundig doch genug. Man könnte den Eindruck gewinnen, hier wird praktische Klimapolitik betrieben. Das ist aber nicht der Fall. Der Gebrauch von fossilen Energieträgern steigt immer weiter an. Die dadurch hervorgerufenen CO2-Emissionen wachsen von einem Rekord zum nächsten. Innerhalb der letzten 47 Jahre haben sie sich verdoppelt. Das geschah ungeachtet der Tatsache, dass die UN vor 44 Jahren begann, Klimakonferenzen abzuhalten, auf der Experten über Möglichkeiten zur Eindämmung der menschengemachten Klimaschädigung beraten. Bisher ohne nachhaltigen Erfolg.
Als der Ausstoß von Klimagasen noch halb so groß war wie heute, hatte Deutschland einen Anteil von 6,4 Prozent daran. Die EU trug 22,5 Prozent dazu bei, die USA 27,2 Prozent, China 6,9 Prozent und Indien 1,5 Prozent. Heute beträgt unser Anteil am Ausstoß von klimaschädlichen Gasen 1,8 Prozent. Die EU emittiert 7,9 Prozent, die USA 14,0 Prozent, China 30,7 Prozent und Indien 7,6 Prozent. Deutschland reduzierte seinen Ausstoß seit damals um 41,9 Prozent, die EU um 29,1 Prozent. Indes steigerten die USA ihren Anteil um 3,8 Prozent, China um 791,7 Prozent und Indien um 884,0 Prozent. Angesichts des gewünschten und gerechtfertigten Wirtschaftswachstums des Teils der Menschheit, der weit größer ist als der der alten Industrieländer, wirkt es geradezu illusorisch, von der radikalen Beendigung der globalen Klimagasemissionen binnen weniger Jahrzehnte auszugehen. Der deutsche Einfluss auf die Entwicklung ist im Guten, wir liefern netto Null, wie im Schlechten, wir behandeln das Thema nachrangig, vollkommen unbedeutend für das Weltklima. Er kann aufgrund seines geringen Anteils nicht mehr und nicht weniger als eine Solidaritätsbekundung sein.
Am Ölmarkt wächst derweil sogar die Sorge, dass in den kommenden Monaten genug Rohöl abzusetzen ist. Damit müssen sich Gasölhändler nicht beschäftigen. Die Preisentwicklung lässt darauf schließen, dass sie tatsächlich in einem Mangelregime agieren. Im Gegensatz zum Rohöl befinden sich die Gasölpreise weiterhin in einem Aufwärtstrend. Ursächlich sind ungenügende Raffineriekapazitäten, mit denen Gasöl, Diesel, Kerosin und Heizöl produziert werden.
An den Ölbörsen geben die Notierungen heute Morgen etwas nach. Weit entfernt von den Schlusskursen der letzten Woche sind sie aber nicht.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 80,21 Dollar und das Barrel Brent zu 84,79 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 954,00 Dollar . Der US-Dollar kostet aktuell 0,9250 Euro . Damit kostet der Euro 1,0808 Dollar . Die Pfeile hinter den Zahlen geben die Veränderung zum Handelsauftakt des Vortages an.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise steigen moderat, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Das liegt nicht an einem unbotmäßigen Gewinnstreben des Heizölhandels, sondern an den Vorgaben des internationalen Markts. Der Handel verdient in diesen Tagen kaum Geld mit seinen Belieferungen. Dafür sorgen die natürliche Konkurrenz und die schwache Nachfrage nach dem Brennstoff. Hinsichtlich der externen Vorgaben für die Heizölpreise ist keine Änderung in Sicht. Es droht weitere Teuerung.
Die zuletzt außerordentlich zurückhaltenden Heizölbestellungen beleben sich ein wenig. Die Hoffnung auf günstigere Heizölpreise bleibt gering. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem relativ schwachen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Decken Sie sich alsbald für den Winter ein. Damit können Sie nicht viel falsch machen.
Ein Update zum Gebäudeenergiegesetz (GEG), besser bekannt als Heizungsgesetz, finden Sie hier: Marktkommentar vom 19. Juli 2023. Mit der gegenüber dem ersten Entwurf erheblich veränderten Gesetzesnovelle liegt dem Parlament nun ein Vorschlag zur Abstimmung vor, der Klimaschutz- und Sozialbelange beim Heizen mit Öl im Gebäudebestand angemessener würdigt. Zweifel am Sinn des schlecht gemachten Gesetzes bleiben vor dem Hintergrund des Klimaeinflusses, den es haben kann, aber hoch.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.