Internationaler Markt
Der Israel-Hamas-Krieg bestimmt auch zum Wochenstart den Kurs der Ölpreise. In der letzten Woche hatte sich bei den Ölhändlern zunächst eine optimistische Interpretation durchgesetzt. Demnach sollte der Konflikt regional begrenzt bleiben. Die großen Ölexporteure und Transitrouten in der Region wären nicht betroffen.
Diese Sicht der Dinge geriet am Freitag ins Wanken. Die Ankündigung einer israelischen Offensive im Gazastreifen löste verbale Drohgebärden in Teheran aus. Die vom Iran gesteuerten Hisbollah-Milizen im Libanon griffen Stellungen und Siedlungen im Norden Israels an. Die israelische Luftwaffe bombardierte ihrerseits Hisbollah-Standorte und machte Landebahnen von syrischen Flughäfen unbrauchbar, die dem Nachschub der Hisbollah aus dem Iran dienen. Noch ist es eine Serie von Einzelaktionen, aber eine Eskalation scheint zumindest möglich.
Washington gerät dadurch stärker unter Druck, den Kurs seiner Iranpolitik zu überdenken. Bisher wollte die Biden-Regierung das Verhältnis zu Teheran entspannen, nicht zuletzt um den bisherigen Verbündeten Russlands auf seine Seite zu ziehen. Ein Ende der Sanktionen und die Freigabe großer beschlagnahmter Geldmengen schien möglich.
Doch das ist in der aktuellen Lage innen- und außenpolitisch nicht mehr so leicht durchsetzbar. Immer lauter werden die Rufe, die Sanktionen gegen den Iran wieder im vollen Umfang durchzusetzen. Der steile Anstieg der iranischen Ölexporte in diesem Jahr könnte dadurch zum Stillstand kommen – mit entsprechenden Folgen für die Ölpreise.
Angesichts dieser Risiken wollten dann kurz vor dem Wochenende immer mehr Ölkäufer ihre Versorgung sichern. Zusätzlich setzten Spekulanten aggressiv auf steigende Ölpreise. Der Herdentrieb löste eine immer höhere Kaufwelle aus. Der Preis für Brent-Rohöl kletterte dadurch in wenigen Stunden von 86 auf 91 Dollar je Barrel.
In Asien sah man die Situation dann offenbar entspannter. Zumindest kamen von dort über das Wochenende keine weiteren Preisimpulse. Israel hat den Start seiner Bodenoffensive im Gazastreifen mehrfach verschoben, wohl um die diplomatische Mission des amerikanischen Außenministers in der Region nicht zu belasten. Der Ölpreis hat sich daher heute zum Handelsstart gegenüber Freitagabend kaum bewegt.
Am frühen Morgen kostet Brent-Rohöl 90,63 US-Dollar je Barrel . Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 87,56 US-Dollar je Barrel . Rotterdamer Gasoil notiert bei 934,25 Dollar je Tonne . Der US-Dollar ist 0,9498 Euro wert . Damit steht der Euro bei 1,0525 Dollar . Die Pfeile zeigen die Veränderung der Preise im Vergleich zum Handelsauftakt am Freitag.
Nationaler Markt
Die rasante Kaufwelle im internationalen Rohölmarkt hat den deutschen Heizölpreisen ein neues Jahreshoch beschert. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von knapp 116 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Das liegt minimal über den bisherigen Höchstständen vom Januar und vom September.
Allerdings ist Gasoil, das Vorprodukt der Raffinerien für Heizöl und Diesel, noch ein ganzes Stück von seinen Höchstwerten entfernt. Die Margen im Heizölhandel sind in den letzten Tagen also gestiegen. Dafür sind allerdings auch höhere Transportkosten verantwortlich, denn die niedrigen Pegelstände auf dem Rhein sorgen für Frachtraten, die Heizöl im Großhandel je nach Standort um aktuell 1-3 Prozent verteuern.
Die Zahl der Bestellungen ging in der letzten Woche auf ein durchschnittliches Niveau zurück. Aber das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steigt heute Morgen bereits um eine Stufe an. Der Markt wirkt offensichtlich nervöser. Auch die tägliche Lesereinschätzung zeigt, dass der Preispessimismus wieder an Boden gewonnen hat.
Noch ist unklar, ob sich der Krieg zwischen Israel und Hamas auf den gesamten Nahen Osten ausbreiten wird. Im Moment erscheint das unwahrscheinlich, aber der Ölmarkt reagiert dennoch. Angesichts der offensichtlichen Preisrisiken und des nahen Winters sollten die Verbraucher daher rechtzeitig zukaufen.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der globalen Klimakrise und der demnächst wieder steigenden CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.