Internationaler Markt
Die Rohölpreise steigen am frühen Morgen über 86 Dollar je Barrel. Der Krieg zwischen Israel und den Hamas-Terroristen hat den Preisverfall der letzten zwei Wochen zwar gestoppt, aber die meisten Beobachter gehen im Moment davon aus, dass er regional begrenzt bleibt. Die Preise bewegen sich daher nur wenig.
Die übrigen Signale sind widersprüchlich. Erstmals seit vielen Monaten rückt nun auch Russland wieder in den Fokus. Seit einem Jahr gibt es einen Preisdeckel von 60 Dollar je Barrel für russische Ölexporte. Westliche Firmen dürfen demnach weder den Transport noch die Finanzierung oder Versicherung von russischem Öl bereitstellen, das über dieser Preisgrenze liegt. Das bremste zwar, wie gewünscht, nicht die Versorgung der Weltölmärkte, sollte aber die Einnahmen Moskaus dezimieren.
Doch immer mehr Tankerflotten und westliche Dienstleister ignorierten die US-Sanktionen. Gestern verkündete Washington nun erstmals Strafmaßnahmen gegen zwei Tankerflotten: die türkische Ice Pearl Navigation und die Lumber Marine aus den Emiraten. Die Firmen verlieren dadurch den Zugang zu ihren Assets in den USA.
Ansonsten ist der Zustand der internationalen Ölversorgung umstritten. Während die Internationale Energieagentur in ihrem Monatsbericht gestern die Nachfrageprognose reduzierte, erwartet das OPEC-Sekretariat einen weiterhin stabilen Ölbedarf. Je nachdem werden die Lagerbestände in den nächsten Monaten nur allmählich oder rasch sinken.
Ein völlig anderes Bild bieten jedoch aktuelle Zahlen zum amerikanischen Ölmarkt. Demnach legten die Rohölvorräte kräftig um über 10 Mio. Barrel zu, während es bei den Produkten nur geringe Schwankungen gab.
Gleichzeitig sprang die heimische Ölförderung auf ein neues Allzeithoch. Nach vorläufigen Zahlen wurden in den USA 13,2 Mio. Barrel Rohöl pro Tag aus den Boden geholt – so viel wie nie zuvor. Die Ölnachfrage bleibt hingegen unter den Werten der Jahre vor der Corona-Pandemie.
Hier die gestern gemeldeten Veränderungen im amerikanischen Ölmarkt im Vergleich zur Vorwoche. Die Zahlen stammen aus den Wochenberichten des Energieministeriums (DOE) und des Branchenverbandes der Ölindustrie (API):
Rohöl: +10,2 Mio. Barrel (DOE) bzw. +12,9 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: -1,8 Mio. Barrel (DOE) bzw. -3,5 Mio. Barrel (API)
Benzin: -1,3 Mio. Barrel (DOE) bzw. +3,6 Mio. Barrel (API)
Ölproduktion in den USA: 13,2 Mio. Barrel pro Tag (1,3 Mio. über Vorjahreswert)
Ölnachfrage in den USA (4-Wochen-Durchschnitt): 20,0 Mio. Barrel pro Tag (unverändert gegenüber Vorjahresniveau)
Die Ölhändler stehen im Moment etwas ratlos vor den zahllosen widersprüchlichen Impulsen und halten sich zurück. Zum Handelsstart in Europa kostet Brent-Rohöl 86,64 US-Dollar je Barrel . Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 83,69 US-Dollar je Barrel . Rotterdamer Gasoil notiert bei 891,00 Dollar je Tonne . Der US-Dollar ist 0,9478 Euro wert . Damit steht der Euro bei 1,0548 Dollar . Die Pfeile zeigen die Veränderung der Preise im Vergleich zum gestrigen Handelsauftakt.
Nationaler Markt
Stabile Rohölpreise, hohe Frachtraten auf dem Rhein und ein schwacher Euro halten die Heizölpreise auch heute in der Nähe des Jahreshochs. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am frühen Morgen einen nur wenig veränderten landesweiten Durchschnittspreis von 111-112 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).
Die Kauflust schrumpft allmählich angesichts der unverändert hohen Preise. Die Bestellmengen liegen nur noch auf einem durchschnittlichen Niveau. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steht wie gestern auf der mittleren Stufe. Die tägliche Lesereinschätzung zeigt sogar einen langsam steigenden Optimismus. Zwei von drei Voten rechnen mit demnächst fallenden Heizölpreisen, etwas mehr als gestern.
Dennoch gibt es aktuell Preisrisiken. Israel, Russland/Ukraine, die Pegelstände auf dem Rhein, der unklare Kurs der OPEC und die Zinspolitik sind schwer einzuschätzende Variablen. Wer nur noch geringe Vorräte hat, sollte daher nicht spekulieren.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der globalen Klimakrise und der demnächst wieder steigenden CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.