Internationaler Markt
Schon seit Anfang März bleiben die Ölpreise in der Nähe der 70-Dollar-Marke. Gestern endete ein kurzer Ausbruchsversuch Richtung 72 Dollar schon nach wenigen Stunden. Heute am frühen Morgen steht Brent-Rohöl wieder bei 70,3 $/b.
Das ist für Spekulanten, die von klaren Preistrends nach oben oder unten profitieren wollen, wenig attraktiv. Die Zahl der Ölpreiswetten schrumpfte daher kräftig im Verlauf der letzten Wochen. Dabei ist das Umfeld des Ölmarktes alles andere als ruhig. Drei militärische Konflikte finden in unmittelbarer Nähe großer Ölproduzenten oder Tankerrouten statt: Russland, Gaza und die Angriffe der Huthis bzw. des Iran auf die zivile Schifffahrt im Roten Meer.
Für die Händler ist es jedoch schwierig, daraus eindeutige Folgen für die Ölversorgung abzuleiten. Der Gazakrieg lodert zwar wieder auf, aber er hatte seit dem Überfall der Hamas auf Israel im Oktober 2023 keine greifbaren Konsequenzen für den Ölmarkt. Ähnliches gilt für die Huthi-Angriffe. Die Tanker vermeiden die Route durch den Suezkanal und wählen den langen Umweg über die Südspitze Afrikas.
Noch schwieriger ist es im Fall des Ukrainekriegs. Gestern telefonierten Trump und Putin. Demnach sieht es so aus, dass Putin einen generellen Waffenstillstand ablehnt, aber sich vorstellen könnte, die gegenseitigen Angriffe auf die Energieinfrastruktur für 30 Tage aussetzen. Das ist ein geringes Opfer, jetzt nach dem Ende des Winters in der Ukraine und angesichts der steigenden Zahl erfolgreicher ukrainischer Drohnenangriff auf russische Raffinerien.
Jeder andere amerikanische Präsident hätte das Gespräch erbost beendet und die Hilfen für die Ukraine erhöht. Aber nicht so Trump. Der nach eigener Einschätzung geniale Verhandler versucht das magere und unklare Ergebnis nun als Erfolg zu verkaufen. Dabei spielen solche Gesprächskanäle, die ohne Beteiligung der Europäer oder der Ukraine stattfinden, nur Moskau in die Hände.
Die in politischen Feinheiten wenig bewanderten Ölhändler konnten gestern mit dieser unübersichtlichen Situation nichts anfangen. Einige verwegene Trader wetteten kurz auf einen nahen Frieden in der Ukraine, aber zogen sich schnell wieder zurück.
Damit rücken auf dem Ölmarkt wieder die altbekannten Themen in den Vordergrund: Eine drohende Rezession in den USA, ein Überangebot an Öl und enorme konjunkturelle Risiken durch die rabiate Zollpolitik der USA.
Heute richten sich die Hoffnungen auf die Zentralbank, die am Abend eventuell eine Lockerung der Zinspolitik ankündigt. Am Nachmittag wird auch der offizielle Wochenbericht zur Lage im amerikanischen Ölmarkt veröffentlicht. Vorabschätzungen deuten auf einen kräftigen Aufbau der Rohölbestände.
Diese Schätzung ist heute zum Handelsstart ein weiterer Dämpfer für die Ölpreise. Brent-Rohöl kostet aktuell 70,30 US-Dollar je Barrel . Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 66,60 US-Dollar je Barrel
. Rotterdamer Gasoil notiert bei 650,75 Dollar je Tonne
. Der US-Dollar ist 0,9187 Euro wert
. Damit steht der Euro bei 1,0881 Dollar
. Die Pfeile zeigen die Veränderung der Preise im Vergleich zum gestrigen Handelsauftakt.
Nationaler Markt
Die Preise im deutschen Heizölmarkt bleiben am Morgen in der Nähe des Jahrestiefs. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt einen landesweiten Durchschnittswert von 90,7 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Billiges Rohöl und der starke Euro wirken hier zusammen.
Die unverändert niedrigen Preise deuten darauf hin, dass der Markt die nach wie vor sehr hohe Zahl an Bestellungen problemlos bewältigen kann. Schon seit drei Wochen decken sich die Verbraucher mit großen Mengen an Heizöl ein.
Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, bleibt unverändert auf der zweithöchsten Stufe. In der täglichen Lesereinschätzung wird jedoch deutlich, dass der Preisoptimismus nun schwächer wird. Immerhin ein Drittel der Stimmen erwartet demnächst steigende Heizölpreise. Das liegt über dem Durchschnitt.
In der Tat halten sich die Preiskräfte im Moment die Waage. Zahlreiche geopolitische Konflikte auf der einen Seite, eine Überversorgung mit Öl auf der anderen Seite. Wer keine Risiken eingehen will, sollte das aktuell niedrige Preisniveau nutzen. Ein weiterer Preisrutsch ist jedoch nicht auszuschließen, solange das OPEC-Kartell wie bisher eher passiv bleibt.
Nach wie vor gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung. Ab dem Jahr 2027 könnten die CO2-Abgaben für Heizöl steil steigen. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.