Internationaler Markt
Die Rohölpreise liegen heute Morgen unter 94 Dollar je Barrel. Das Nordseeöl Brent kostet damit nur noch so viel wie im Februar, also vor Kriegsbeginn. Die Preisschwäche hat mehrere Gründe: Die russischen Ölexporte bleiben bislang trotz der Sanktionen auf einem hohen Niveau, während die globale Ölnachfrage schwächer als erwartet tendiert. Gleichzeitig haben viele Hedgefonds ihre Wetten auf steigende Ölpreise reduziert.
Die Verbraucher merken nicht viel davon, denn die Margen der wichtigsten Produkte wie Heizöl oder auch Benzin/Diesel springen immer wieder auf Rekordniveau. Auch hier sind die Ursachen vielfältig. Weltweit fehlen die üblicherweise hohen Produktexporte aus China. Peking lässt zur Zeit nur wenig Öl aus dem Land. Auch russischer Diesel ist in Europa aus den bekannten Gründen eher knapp.
Die nächsten Monate sind unübersichtlich. Die EU-Sanktionen gegen russisches Öl treten Anfang 2023 in Kraft. Händler nutzen die letzten Kaufgelegenheiten. Die Preise für russische Ölsorten steigen daher im Moment an. Noch kann aber niemand sagen, wie stark sich die Sanktionen auf den Ölmarkt auswirken werden.
Dasselbe gilt für die Atomverhandlungen mit Teheran. Aktuell macht sich wieder einmal Optimismus breit, aber eine Einigung und damit höhere Ölexporte aus dem Iran sind noch lange nicht in Sicht.
Die Händler konzentrieren sich daher lieber auf handfeste Informationen. Der Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums fiel dieses Mal allerdings ganz anders aus als erwartet. Die Rohölbestände sanken gegenüber der Vorwoche um satte 7,1 Mio. Barrel. Auch die Benzinlager schrumpfen merklich um 4,6 Mio. Barrel. Die Zahlen spiegeln vor allem die enorm hohen Exporte der Raffinerien an der US-Golfküste.
Amerikanische Ölsorten wie WTI sind seit Wochen fünf bis zehn Prozent billiger als z.B. Rohöl aus der Nordsee. Entsprechend attraktiv sind die Margen. Darüber können allerdings die Betreiber der amerikanischen LNG-Terminals (verflüssigtes Erdgas) nur müde lächeln. Sie können amerikanisches Erdgas in Europa zum siebenfachen (!) Einkaufspreis verkaufen.
Im Ölmarkt sind die USA zu einem wichtigen Exporteur geworden, auch wenn unterversorgte Landesteile wie die Ost- und Westküste größere Ölmengen importieren müssen. Gleichzeitig steigt die heimische Ölproduktion an, wenn auch nur langsam. Die Nachfrage stagniert und bleibt unter dem Vorjahresniveau. Hier die Zahlen des US-Energieministeriums DOE und des Branchenverbandes API im Überblick (Vergleich zur Vorwoche):
Rohöl: -7,1 Mio. Barrel (DOE) bzw. -0,4 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: +0,8 Mio. Barrel (DOE) bzw. -0,8 Mio. Barrel (API)
Benzin: -4,6 Mio. Barrel (DOE) bzw. -4,5 Mio. Barrel (API)
Ölproduktion: 12,1 Mio. Barrel pro Tag (0,7 Mio. über Vorjahreswert)
Nachfrage (4-Wochen-Durchschnitt): 20,2 Mio. Barrel pro Tag (0,7 Mio. unter Vorjahreswert)
Die Nordseesorte Brent kostet aktuell 93,58 US-Dollar je Barrel . Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 87,92 US-Dollar je Barrel . Rotterdamer Gasöl notiert bei 1059,00 Dollar je Tonne . Der US-Dollar ist 0,9847 Euro wert . Damit steht der Euro bei 1,0151 Dollar . Die Pfeile zeigen die Veränderung der Preise im Vergleich zum gestrigen Handelsauftakt.
Nationaler Markt
Keine Entspannung im Heizölmarkt: Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von knapp 155 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung von 3000 Liter. Das ist der höchste Wert seit den Preisturbulenzen im März.
Immer stärker macht sich die europäische Gaskrise im Heizölmarkt bemerkbar. Viele Betriebe steigen von Gas auf das billigere und vor allem besser verfügbare Öl um, wenn ihre Brenner das zulassen. Hinzu kommen die Folgen der Klimakrise. Kleinwasser auf dem Rhein und anderen Flüssen lässt die Frachtkosten nach oben schnellen. Allein das erzeugt einen Aufschlag von 4-8 Euro je 100 Liter entlang der Rheinschiene.
Trotzdem wird eifrig bestellt. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft der privaten Kundschaft nach Preisanfragen misst, bleibt auch heute auf der Stufe “Hoch”. Der Preisoptimismus hält sich in Grenzen: Nur knapp über 60 Prozent der Stimmen in der täglichen Lesereinschätzung rechnen mit fallenden Heizölpreisen.
Die meisten Haushalte gehen jetzt auf Nummer Sicher, ungeachtet der Rekordpreise. Das ist vermutlich keine falsche Strategie, denn die Preisrisiken steigen eher noch, sobald sich der Winter nähert.
Doch generell gilt: Nichts ist billiger als Heizöl, das man nicht verbrennt. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihr Heizverhalten. Das senkt die Kosten und schont Klima und Umwelt.