Internationaler Markt
Nur in kleinen Schritten können sich die Ölpreise von der 70-Dollar-Marke lösen. Brent-Rohöl kostet zum Wochenstart 72,2 Dollar je Barrel. Das liegt zwar drei Dollar über dem Jahrestief von Anfang März, ist aber immer noch sehr weit von den 82 Dollar entfernt, die Mitte Januar das bisherige Jahreshoch darstellten.
Die fehlende Preisdynamik hebt die Stimmung bei den Endverbrauchern, aber trübt die Stimmung bei den Ölproduzenten. Auch die Raffinerien, die in der Mitte der Lieferkette sitzen, machen keine Freudensprünge. Sie können zwar das Rohöl billig einkaufen, aber die Preise der wichtigsten Raffinerieprodukte wie Benzin oder Diesel sinken noch schneller. Dafür sorgt die lahmende Nachfrage, vor allem in Europa.
Ein Ende dieser Preisschwäche ist nicht abzusehen. Die amerikanische Zollpolitik sorgt für schlechte Stimmung bei den Exporteuren weltweit, während in zwei Wochen das OPEC+ Kartell die Ventile ihrer Ölfelder weiter aufdrehen und zusätzliches Öl auf den Markt bringen will.
Das würde das weltweite Ölangebot zwar nur um 0,1 Prozent erhöhen, aber die Kartellstaaten haben eine ganze Reihe von Fördererhöhungen angekündigt. Davon werden sie allerdings schnell Abstand nehmen, wenn der Ölpreis einbrechen sollte. Da die Zusatzmengen mit der Überproduktion einiger Kartellmitglieder verrechnet werden sollen, weiß im Moment ohnehin niemand, wie sich die Maßnahme konkret auswirken wird.
In den Autokratien am Persischen Golf müssen die Gürtel bereits enger geschnallt werden. Hochfliegende Ankündigungen wie die futuristische Wüstenstadt Neom in Saudi-Arabien, für die weltweit eine gut geschmierte PR-Maschine aktiv ist, fallen wie Kartenhäuser zusammen.
Ein Vor-Ort-Event offenbarte in der letzten Woche, dass es in den letzten acht Jahren bei Neom kaum voran ging. Die Gelder wanderten vor allem in die Taschen hochbezahlter Berater von McKinsey, die jetzt wortreich erklären müssen, warum alles ein Vielfaches der geplanten Summen kosten wird. Der Kronprinz sagte seine Teilnahme an der Veranstaltung kurzerhand ab, was die Stimmung bei den Auftraggebern deutlich machte.
Immerhin gibt es auch positive Nachrichten für die Ölproduzenten. Aus dem Weißen Haus hört man, dass die Welle neuer Zölle, die für Anfang April erwartet wird, nur bestimmte Produktgruppen treffen soll und nicht alle Importe aus den betroffenen Staaten. Zwar haben Ankündigungen aus der Trump-Regierung bekanntlich nur eine kurze Halbwertzeit, aber für den Moment reicht es, die Aktienmärkte und damit auch die Rohstoffmärkte stabil zu halten.
Zum Handelsstart in Europa sind die Preise gegenüber Freitag nur wenig verändert. Brent-Rohöl kostet aktuell 72,28 US-Dollar je Barrel . Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 68,37 US-Dollar je Barrel
. Rotterdamer Gasoil notiert bei 671,25 Dollar je Tonne
. Der US-Dollar ist 0,9226 Euro wert
. Damit steht der Euro bei 1,0836 Dollar
. Die Pfeile zeigen die Veränderung der Preise im Vergleich zum Handelsauftakt am Freitag.
Nationaler Markt
Auch die Preise im deutschen Heizölmarkt bewegen sich zum Wochenbeginn nur wenig. Heizöl kostet jetzt schon seit drei Wochen zwischen 90 und 93 Euro. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am frühen Morgen einen landesweiten Durchschnittswert von 92,4 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).
Die Zahl der Bestellungen ist im Verlauf der letzten Woche wieder auf ein übliches Maß geschrumpft. Viele Verbraucher haben die bisherigen Jahrestiefstpreise genutzt und sind jetzt mit Vorräten für den Rest des Jahres eingedeckt. Die allmählich steigenden Temperaturen verringern den Verbrauch, sodass auch die Zahl der Notbestellungen zurückgeht.
Passend dazu ist das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, mittlerweile auf eine mittlere Position gesunken. Der Kaufdruck hat also abgenommen. Auch die Zahl der Preisoptimisten ist wieder auf Normalmaß, wie die täglich erhobene Lesereinschätzung zeigt.
Fazit: Wie erwartet stellt die 70-Dollar-Marke bei den Rohölpreisen ein Hindernis dar. Wenn die Preise tiefer sinken, werden rasch Gegenkräfte spürbar. Die Heizölpreise sind noch immer in der Nähe des Jahrestiefs. Wer jetzt bestellen will oder muss, kann sich in einem entspannten Heizölmarkt nach passenden Angeboten umsehen.
Nach wie vor gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung. Ab dem Jahr 2027 könnten die CO2-Abgaben für Heizöl steil steigen. Die Verbraucherzentralen halten Tipps und Empfehlungen bereit.