Internationaler Markt
Die Preise für Rohöl konnten sich gestern stabilisieren. Brent-Rohöl kostet aktuell 75,4 Dollar je Barrel und damit ein Prozent mehr als vor einem Tag. Die Ölpreise sind damit wieder in der Nähe der 75-Dollar-Marke angelangt, die auch im letzten Quartal 2024 immer wieder ein Anlaufpunkt war.
Mit der Preiserholung reagiert der Ölmarkt vor allem auf Neuigkeiten zur amerikanischen Zollpolitik. Anscheinend sollen neue Zölle auf Importe der EU und anderer Handelspartner frühestens im April in Kraft treten. Wenn die gegenseitigen Abgaben als „fair“ empfunden werden, werden eventuell überhaupt keine neuen Zölle eingeführt. Die Märkte atmen erst einmal auf, auch wenn klar ist, dass in wenigen Tagen vielleicht schon wieder ein neuer Kurs gilt.
Die Ölhändler wenden sich daher wieder den bekannten Themen zu: Die allgemeine Versorgungslage und die Sanktionen auf russische Ölexporte.
Der aktuelle Monatsbericht der Internationalen Energieagentur (IEA) zeichnete gestern erneut ein entspanntes Bild der globalen Ölversorgung, auch wenn die Ölnachfrage etwas stärker und das Ölangebot etwas schwächer als erwartet ausfallen könnten.
Die Lage in Russland hat sich in den letzten Wochen allerdings verändert. Die russische Ölförderung blieb zwar in den letzten Monaten stabil bei etwa 9 Mio. Barrel pro Tag, aber die Exporte geraten zusehends unter Druck.
Noch unter Präsident Biden wurden im Januar zahlreiche Tanker der Schattenflotte auf die Sanktionsliste gesetzt. Mittlerweile zeigt sich, dass die Maßnahme wirkt. Etwa zwei Drittel der 154 sanktionierten Tanker sind praktisch aus dem Verkehr gezogen werden. Sie transportieren derzeit weder russisches Öl noch andere Fracht.
Auch Indien, der nach China zweitgrößte Ölkunde Moskaus, will ab Ende Februar sanktionierten Tankern den Zugang zu seinen Häfen verwehren. Die Türkei, der drittgrößte Kunde, vermeidet in ähnlicher Weise offene Geschäfte mit sanktionierten Schiffen. In China ist die Lage wie so oft unklar. Einige Häfen ignorieren die Sanktionen, andere nicht. Mehrere Ladungen wurden offenbar weit vor der Küste von sanktionierten Tankern auf unverdächtige Shuttle-Tanker umgeladen. Für Russland wird es damit schwieriger, den Export in gewohntem Umfang aufrechtzuerhalten.
Noch ist unklar, ob Trump die Sanktionen als Druckmittel in den Ukraine-Verhandlungen einsetzen will. Die meisten Beobachter erwarten, dass sich die Verhandlungen in die Länge ziehen und immer wieder festfahren werden. Geduldiges Verhandeln gilt jedoch nicht als Stärke Trumps und der Laientruppe, die er um sich geschart hat. Aus den vollmundigen Ankündigungen, zahlreiche Probleme schon „am Tag 1“ seiner Präsidentschaft zu lösen, wird wie erwartet eine ganze Serie von Hängepartien.
Aktuell kostet Brent-Rohöl 75,43 US-Dollar je Barrel . Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 71,62 US-Dollar je Barrel
. Rotterdamer Gasoil notiert bei 715,25 Dollar je Tonne
. Der US-Dollar ist 0,9554 Euro wert
. Damit steht der Euro bei 1,0464 Dollar
. Die Pfeile zeigen die Veränderung der Preise im Vergleich zum gestrigen Handelsauftakt.
Nationaler Markt
Der Heizölmarkt kann mit den internationalen Vorgaben nicht viel anfangen. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen fast unveränderten landesweiten Durchschnittspreis von 96,6 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).
Die Zahl der Bestellungen ist nach dem Preisrutsch in dieser Woche gestiegen und liegt jetzt über dem Durchschnitt. Aber die Kaufinteressenten bleiben vorsichtig. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steht nach wie vor auf der mittleren Stufe.
Trotz der anhaltend winterlichen Temperaturen lösen offenbar nur attraktive Lieferangebote eine Kaufentscheidung aus. Passend dazu hat der Preisoptimismus zugelegt. Mittlerweile erwarten über 80 Prozent der Stimmen in der täglich erhobenen Lesereinschätzung fallende Heizölpreise.
Das ist jedoch nur eine Momentaufnahme. Längerfristig zeichnen sich allmählich erhebliche Preisrisiken für den Heizölmarkt ab. Der ADAC warnte in dieser Woche erneut vor einem Preissprung an den Zapfsäulen ab 2027, also in knapp zwei Jahren. Dann tritt das sog. „ETS 2“ in Kraft, das gleichermaßen für Kraftstoffe und Heizöl bzw. Erdgas gelten wird.
Die CO2-Abgaben im Heizölmarkt, die bislang jedes Jahr in kleinen Schritten steigen, werden dann von einem CO2-Preis abgelöst, der sich auf dem Emissionsmarkt bildet. Also auf ähnliche Weise, wie es in der Industrie und im Strommarkt schon seit langem der Fall ist („ETS 1“). Der ADAC und einige Forschungsinstitute erwarten dann sprunghaft steigende CO2-Preise. Wie das dann in der Praxis aussieht und ob das ETS-2 auf politischen Druck hin in letzter Sekunde entschärft wird, steht in den Sternen. Aber die Preisrisiken steigen.
Nach wie vor gilt daher: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und steigender CO2-Preise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.